Für große Unternehmen mit gutem Rating ist es derzeit kein Problem, neue Anleihen zu platzieren. Die enorme, durch die EZB-Kaufprogramme befeuerte Nachfrage führt mitunter dazu, dass Investoren auf die sonst übliche Neuemissionsprämie verzichten und einen Renditeabschlag im Vergleich zu älteren Bonds hinnehmen. Kleinere Unternehmen mit schlechterem oder keinem Rating kommen hingegen kaum an den Markt.
Die auf Bürogebäude spezialisierte Frankfurter Immobilienfirma Publity wagt diesen Schritt nun und emittiert eine Anleihe, deren Platzierung im März wegen der Corona-Turbulenzen eigentlich auf den Herbst verschoben worden war. Die Publity-Aktien sind im Scale gelistet, dem Segment für kleine und mittlere Unternehmen der Deutschen Börse. Ein unabhängiges Rating gibt es nicht. Bei fünf Jahren Laufzeit bietet Publity für die Anleihe einen entsprechend hohen Zins von 5,50 Prozent per annum.
Die Zeichnung der Papiere mit einer Stückelung von 1.000 Euro läuft noch bis 17. Juni. Anleger, die im Besitz der 2015 emittierten und im November 2020 fälligen Wandelanleihe des Unternehmens (ISIN: DE 000 A16 9GM 5) sind, können diese bis 15. Juni im Verhältnis eins zu eins in den neuen Bond tauschen. Zusätzlich zu den aufgelaufenen Zinsen gibt es 20 Euro je umgetauschter Wandelschuldverschreibung, das entspricht einem Aufschlag von zwei Prozent.
Für die neue Anleihe wird ein Volumen von 100 Millionen Euro angestrebt. Dabei garantiert Publity-Vorstandschef und Großaktionär Thomas Olek ein Mindestvolumen von 50 Millionen. Damit ist in jedem Fall die Refinanzierung der Wandelanleihe gesichert, die ein ausstehendes Volumen von 46 Millionen hat. Der Rest des Erlöses soll ins weitere Unternehmenswachstum fließen.
Publity hat in den vergangenen Jahren schon deutlich zugelegt und betreut nun Immobilien im Wert von insgesamt 5,5 Milliarden Euro. Zum einen agiert die Gruppe als Assetmanager und verwaltet Immobilien für Investoren. Zum anderen wurde zuletzt verstärkt ein eigenes Portfolio im Volumen von mittlerweile 1,1 Milliarden Euro aufgebaut.
Die Firma konzentriert sich auf Büroimmobilien in den Top-7-Standorten in Deutschland, Städte wie Frankfurt und München. Olek sieht sich indes nach wie vor in erster Linie als Immobilienhändler, der ältere Gebäude kauft, revitalisiert und weiterveräußert. Die Haltedauer der Objekte liegt im Schnitt bei nur anderthalb Jahren. 2019 betrug der Überschuss gut 64 Millionen, 2018 waren es knapp 25 Millionen Euro. Diesen Gewinnsprung erklärt Publity vor allem mit dem Ausbau des Eigenbestands.
Keine Bange vor der Corona-Krise
Das Geschäftsmodell mit zwei Säulen gilt als stabil. Das Unternehmen profitiert von wiederkehrenden Einnahmen als Assetmanager und regelmäßigen Erträgen aus langfristigen Vermietungen der eigenen Immobilien. Damit sieht der Vorstand die Gruppe auch in der Corona-Krise gut aufgestellt. Gerade im schwierigeren Umfeld beweise sich die Qualität eines Assetmanagers und Investors sowie der hervorragende Marktzugang mit starkem Netzwerk und umfangreicher Datenbank, meint Olek. Mit dem Fokus auf Top-Immobilien in Top-Städten sei Publity zudem in einem überdurchschnittlich stabilen Segment aktiv.
Olek hat in den vergangenen Jahren seinen Aktienanteil massiv aufgestockt, jüngst aber angekündigt, Pakete an Investoren zu verkaufen, wodurch seine Beteiligung unter 50 Prozent sinken würde. Zugleich betonte Olek aber, abhängig vom Kurs auch wieder zukaufen und sich als Aktionär und Vorstand weiter an Publity binden zu wollen.
Neuemission: Privatanleger können die neue Anleihe über ihre Hausbank und den Börsenplatz Frankfurt zeichnen.