Mit dem Abbau von Rohstoffen Geld zu verdienen ist überwiegend Männersache. In Australiens Bergbauindustrie beispielsweise sind nur 14 Prozent der Beschäftigten weiblich, während es im Durchschnitt aller Branchen - unter Gender-Gesichtspunkten fast korrekt - gut 46 Prozent sind. Erklären lässt sich die Dominanz der Herren womöglich mit dem männlichen Trieb, in der Erde buddeln und mit der eigenen Körperkraft zu Reichtum kommen zu wollen.
Das Investieren in Rohstoffe geht indes nicht mit körperlicher Arbeit einher. Gefragt sind vielmehr mentale Stärke und Leidensfähigkeit. Denn das Geschäft mit Rohstoffen ist zyklisch, die Preise ausgesprochen volatil. Als Beleg dafür dient etwa der Rohstoffindex S & P GSCI, der 24 verschiedene an Warenterminbörsen gehandelte Futures umfasst. Seit Beginn seiner Berechnung im Jahr 1991 hat es dieses Rohstoffbarometer auf ein Plus von 2,3 Prozent pro Jahr gebracht. Der US-Aktien-index S & P 500 hat dagegen gleichzeitig einen jährlichen Zuwachs von im Schnitt 10,6 Prozent erzielt, wie die Analysten der US-Bank Morgan Stanley vorrechnen.
Ähnlich ernüchternd fällt auch der Vergleich des MSCI World Metals-and-Mining-Subindex mit dem Gesamtindex aus. Während das Weltaktienbarometer zwischen Ende 1994 und September 2017 ein jährliches Plus von 7,16 Prozent verbuchte, kommt der Rohstoffaktienindex gerade mal auf einen halb so hohen Durchschnittsgewinn von nur 3,65 Prozent.
Trotz dieser dürftigen Performance haben Rohstoffe und Rohstoffaktien ihre Reize. Neben Diversifikationsaspekten hat das zum einen mit der verlockenden Chance zu tun, auf einen Schlag viel Geld zu verdienen, etwa wenn eine Explorationsfirma auf eine ergiebige Rohstoffader trifft. Zum anderen gibt es immer wieder Phasen, in denen Rohstoffe - ob einzeln oder als Gruppe - überdurchschnittlich gut abschneiden. Letzteres war beispielsweise von 2001 bis Mitte 2008 der Fall.
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Gewandeltes Managementdenken
Auch in diesem Jahr gibt es Rohstoffe, die deutlich zulegten. Spürbar verteuert haben sich neben Kobalt, Lithium und Palladium vor allem Industriemetalle. Allerdings sollte man sich von dieser Entwicklung, die teilweise spekulativ getrieben scheint, nicht blenden lassen. Denn es gibt genauso viele Verlierer wie Gewinner. Daher tritt der S & P GSCI in diesem Jahr letztlich auf der Stelle.
Dennoch hat sich die Ausgangslage gegenüber der Krise in den Vorjahren eindeutig verbessert. Dazu tragen der schwächere Dollar und Produktionskürzungen ebenso bei wie eine Nachfrage, die dank der gut laufenden Weltwirtschaft besser ausfällt als erwartet. Mit dem wahrscheinlichen Aufstieg der Elektrofahrzeuge und der sich abzeichnenden Urbanisierung in Indien gibt es darüber hinaus zwei Einflussfaktoren, die Rückschlüsse auf die künftige Rohstoffnachfrage zulassen. Hinzu kommt eine verbesserte Selbstdisziplin der Unternehmen. Die Firmen haben dem Druck der Investoren nachgegeben, haben ihre Bilanzen repariert, zeigen mehr Kostenbewusstsein und zielen - anders als zuvor - mehr auf Profitabilität als auf Wachstum ab.
Interessant erscheinen vor allem Gesellschaften, die Fortschritte bei den internen Aufräumarbeiten gemacht haben. Ablesen lässt sich das unter anderem an der Fähigkeit, künftig lukrative Dividenden ausschütten zu können. Auch andere Kennziffern deuten auf günstige Bewertungen hin. Die Analysten der Royal Bank of Scotland führen einen deutlichen Abschlag zum Nettoinventarwert ins Feld.
Letzteres trifft unter anderem auf die vier Rohstoffriesen Anglo American, Glencore, Vale und South32 zu. Die britische Investmentbank Barclays beziffert in den ersten beiden Fällen das Verhältnis von Kurs zu Nettoinventarwert auf das 0,7-Fache. Hinzu kommen bei Anglo American erwartete Dividendenrenditen zwischen 5,4 und 5,8 Prozent für die Jahre 2017 bis 2019. Bei Glencore rechnet man im gleichen Zeitraum mit einer Steigerung der Ausschüttung von 2,4 auf 4,7 Prozent.
Bei Vale und South32 taxieren die Analysten den Nettoinventarwert nur etwa auf die Hälfte des Aktienkurses. Die Schätzungen zur Dividendenrendite liegen ab dem nächsten Jahr in beiden Fällen oberhalb von fünf Prozent. South32 traut Barclays sogar bis zu acht Prozent zu. Bei dem Unternehmen handelt es sich um eine Abspaltung von BHP, in der unter anderem das Kohle-, Aluminium-, Silber-, Blei-, Zink- und Nickelgeschäft gebündelt ist.
Interessant sind die vier Aktien vor allem, weil das jeweilige Management die Bereitschaft zeigt, die Unternehmen stärker auf Shareholder Values auszurichten als früher. In Kombination mit niedrigen Bewertungen, ist das der ideale Stoff für steigende Kurse.
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Rohstoffkonzerne auf einen Blick
Minenaktien Generell sind die Kurse schlecht vorherzusagen, da sie auch von den stark schwankenden Rohstoffpreisen abhängen. Doch das Gros der Unternehmen hat seine Hausaufgaben gemacht und ist allein wegen der Dividende einen Blick wert.