Die Aktie des Softwarekonzerns SAP ist auf Erholungstour. Auch charttechnisch sieht es wieder besser aus. Wird die Widerstandszone im Bereich um 100 Euro nachhaltig nach oben überwunden, könnte die Aktie weiterlaufen. Mittelfristig sind Kurse von 130 Euro drin. Von Lars Winter
Lange Zeit schwächelte die SAP-Aktie in diesem Jahr. Vom Jahreshoch um 125 Euro, das schon im Januar markiert worden war, ging es zwischenzeitlich bis unter die 80-Euro-Marke zurück. Seit Oktober hellt sich die Situation um den DAX-Titel aber merklich auf. Denn mit der Erholung am Gesamtmarkt startete auch der Anteilschein der Softwareschmiede eine Aufholbewegung. Mit schöner Regelmäßigkeit wurden zunächst kleinere Widerstände aus dem Weg geräumt – erst bei 85 Euro, dann bei 95 Euro – und zuletzt auch die größere Hürde um die 100-Euro-Marke.
Aus dieser Entwicklung bildete sich ein noch kurzfristiger Aufwärtstrend, der nun den Weg in Richtung 125 bis 130 Euro vorgibt. In der Abwärtsbewegung aus dem Frühjahr hat sich ein Gap gebildet, das der Titel nun schließen könnte. Dazu beigetragen haben auch die Zahlen für das dritte Quartal, die von der Mehrzahl der Analysten mit gut bis sehr gut beurteilt wurden.
SAP-Aktie: Cloudgeschäft boomt
Der Konzernumsatz stieg um 15 Prozent auf 7,84 Milliarden Euro, zwei Drittel des Zuwachses gingen allerdings auf Währungseffekte zurück. Der Bereich Softwarelizenzen schnitt dabei etwas schwächer ab, als es Experten im Vorfeld erwartet hatten. Dafür glänze das Zukunftssegment Cloud mit einem Umsatzplus von 38 Prozent. So war es möglich – trotz höherer Kostenbelastungen aus Energie, Miete und Personal – das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit 2,1 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau zu halten. Ohne Währungseffekte wäre es allerdings zu einem Rückgang von rund acht Prozent gekommen.
Optimismus für 2023 bei SAP
Am Markt kam zudem gut an, dass sich Vorstandschef Christian Klein ungewöhnlich optimistisch zeigte und für das vierte Quartal in einigen Bereichen Rekordwerte ankündigte. So dürfte das Endquartal tatsächlich besser ausfallen, als bislang erwartet. Und Klein blickte auch schon auf das kommende Jahr. Hier soll das operative Ergebnis prozentual zweistellig steigen. Zudem kommen aus dem Ausstieg aus den Geschäftsverbindungen mit Unternehmen aus Russland und Belarus kaum noch Belastungen, nachdem im dritten Quartal mit rund 20 Millionen Euro schon relativ geringe Kosten entstanden. Während die Nachrichten von Wettbewerbern eine makroinduzierte Wachstumsverlangsamung widerspiegeln, erwartet SAP als eines von wenigen Unternehmen weiterhin ein starkes Umsatzwachstum. Noch ist unklar, ob diese relative Stärke lediglich die abklingende Covid-Erholung ist oder mit einer Verlagerung zu einem strukturell schnelleren Wachstum einhergeht. Anleger gehen derzeit offensichtlich von Letzterem aus.
Einschätzung zur SAP-Aktie: Kaufen mit Kursziel 125 Euro
Da die Börse die Blicke inzwischen auf 2023 richtet, steht auch aus fundamentaler Sicht höheren Kursen nichts im Wege. Die Redaktion von BÖRSE ONLINE rät zum Kauf des DAX-Titels. Wir taxieren das Kursziel für die SAP-Aktie auf 125 Euro. Ein Stoppkurs empfiehlt sich bei 79 Euro.