Die Titlis Rotair zählt zu den spektakulärsten Seilbahnen der Schweiz. In bis zu 3020 "Meter über Meer" drehen sich die Kabinen um ihre eigene Achse und ermöglichen den Passagieren damit den Rundumblick in eine atemberaubende Gletscherwelt. Eine Berg- und Talfahrt hat 2018 auch der Schweizer Aktienmarkt erlebt. Ende Januar erreichte der Swiss Market Index (SMI) ein Allzeithoch, um nur wenig später in den Sog einer globalen Korrektur zu geraten. Und doch gehen die 2 0 größten Unternehmen der Schweiz mit einem Vorsprung auf die Zielgerade des Jahres. Aktuell notiert der SMI 2,5 Prozent unter dem Vorjahresultimo. Damit büßte die Benchmark nur rund ein Viertel dessen ein, was der DAX momentan für 2018 als Minus zu Buche stehen hat.
Im Vergleich mit dem großen Nachbarn haben die Eidgenossen auch aus makro-ökonomischer Sicht die Nase vorn. Während der Internationale Währungsfonds (IWF) für Deutschland im Jahr 2018 eine Wachstumsverlangsamung auf unter zwei Prozent erwartet, nimmt die Konjunktur in der Schweiz Fahrt auf. Der IWF rechnet beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer Steigerung um drei Prozent (siehe "Auf einen Blick"). Allerdings steht hinter der Prognose ein Fragezeichen, nachdem das Staatssekretariat für Wirtschaft die BIP-Zahlen für das dritte Quartal publiziert hat. "Die seit anderthalb Jahren anhaltende starke Wachstumsphase der Schweizer Wirtschaft wurde jäh unterbrochen", schreibt die Institution in einer Mitteilung. Von Juli bis September schrumpfte das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent und damit exakt im selben Ausmaß wie die deutsche Wirtschaftsleistung. Was insofern nicht überrascht, da nahezu ein Fünftel der Schweizer Exporte in die Bundesrepublik gehen. Die Bilanz für 2018 dürfte dennoch stark ausfallen - im Oktober zogen die Exporte schon wieder an.
Überzeugende Schwergewichte
Einen bedeutenden Anteil sowohl am Außenhandel als auch an der SMI-Outperformance hat Nestlé. Vorstandschef Ulf Mark Schneider trimmt den Lebensmittelkonzern auf Wachstum. Während er in Bereichen wie gesunde Ernährung oder Kaffee Potenzial sieht, werden weniger lukrative Segmente abgestoßen. In den ersten neun Monaten 2018 legte der Umsatz bei dem Hersteller bekannter Produkte wie Maggi-Suppenwürze, Nespresso-Kaffee oder Wagner-Pizza organisch um 2,8 Prozent zu.
"Unser Wachstum stützte sich auf die disziplinierte Umsetzung unserer Strategie und schnellere Innovation", freut sich Schneider. Zufrieden ist er aber noch lange nicht. Bis 2020 soll der Branchenkrösus wieder das Tempo früherer Zeiten erreichen und ein organisches Umsatzwachstum von rund fünf Prozent einfahren. Bei Investoren kommt der Ehrgeiz gut an: Die Nestlé-Aktie notiert nur knapp unter dem Allzeithoch. Der Mix aus defensivem Geschäftsmodell und operativem Momentum spricht bei dem Börsenriesen für ein neues Allzeithoch.
Eine vergleichbare Kombination führte Novartis 2018 beim SMI-Performance-ranking in die Spitzengruppe - bis dato legte die Pharmaaktie um 15 Prozent zu. An der Unternehmensspitze zeigt sich eine weitere Parallelität zu Nestlé: Seit Vasant Narasimhan im Februar den Chefsessel übernommen hat, bleibt kein Stein auf dem anderen. Der Harvard-Absolvent sieht die Zukunftschancen der Basler vor allem bei spezialisierten, auf die Patienten abgestimmten Arzneien sowie bei neuen Behandlungsansätzen.
Im Oktober hat Novartis diesen Kurs mit der 2,1 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme von Endocyte unterstrichen. Die US-Biotechfirma hat eine nuklear-medizinische Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs entwickelt. Zeitgleich mit dem Deal präsentierte Novartis solide Quartalszahlen und erhöhte die Umsatzprognose für 2018 - der jüngste Ausbruch über einen charttechnischen Widerstand kommt also nicht von ungefähr.
Unterschiedliche Mid Caps
Derweil ist Straumann regelrecht abgestürzt. Gegenüber dem im August erreichten Allzeithoch büßte der Dentalspezialist mehr als ein Fünftel ein. Wir haben den Marktführer bereits vor einer Woche ausführlich unter die Lupe genommen und festgestellt, dass sich nach der Korrektur ein reizvolles Chance-Risiko-Profil bietet.
Mit Lindt & Sprüngli kommt ein weiterer Schweizer Top Pick aus dem Mid-Cap-Segment. Beim Schokoladenunternehmen läuft gerade die neben Ostern wichtigste Geschäftsphase. Ob klassische Weihnachtsmänner, Adventskalender oder edle Pralinés - rund um den Globus kaufen die Menschen alle Jahre wieder die Produkte des Premiumherstellers. Anleger müssen bei ihm tief in die Tasche greifen. Das gilt sowohl in der absoluten Betrachtung - selbst der günstigere Partizipationsschein notiert bei mehr als 6000 Euro - als auch in puncto Bewertung. Angesichts der einzigartigen Marken- und Marktstellung halten wir das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis für gerechtfertigt. Obwohl gerade in den Industrieländern eine gewisse Schokoladensättigung besteht, wächst Lindt & Sprüngli kontinuierlich - daran dürfte sich auch in der Weihnachtszeit 2018 nichts ändern.