2024 ist das Jahr der Börsengänge – Unternehmen wie Douglas, Flix & Co. machen sich bereit – falls nicht diese Schock-Ereignisse eintreten

Nach zwei mageren Jahren soll sich das Klima für Börsengänge in Deutschland 2024 wieder deutlich aufhellen. Beratungsgesellschaften wie EY, Kirchhoff und PWC rechnen mit zehn bis zwölf Initial Public Offerings (IPO) an der Frankfurter Börse. Laut EY-Experte Martin Steinbach hat sich ein beträchtlicher Rückstau von IPOs gebildet. Das Umfeld müsse natürlich stimmen, und es dürften auch keine „externen Schocks“ die Stimmung der Investoren trüben, schränkt Steinbach ein – also beispielsweise eine Eskalation von Konflikten, Konjunktureinbrüche oder ein deutlicher Wiederanstieg der Inflation, der die Notenbanken zum Gegensteuern zwingt. Doch die Kursrally zum Jahresschluss 2023 und die niedrige Volatilität wertet Steinbach als positive Zeichen für 2024: „Die IPO-Pipeline ist gut gefüllt“.

Branchenkreisen zufolge könnte die Parfümeriekette Douglas noch im ersten Quartal den IPO-Auftakt an der Frankurter Börse geben. Die Bewertung könnte bei sieben Milliarden Euro liegen, heißt es. Die IPO-Erlöse sollen vor allem in den Schuldenabbau fließen. Zu weiteren Kandidaten in Deutschland zählen der Fernbusbetreiber Flix, der Tankkartenanbieter DKV Mobility, die Oldenburgische Landesbank, der Panzergetriebehersteller Renk und die Personalsoftware Personio. Das mit zwölf Milliarden Euro geschätzt wertvollste deutsche Startup, das Münchner Softwareunternehmen Celonis, soll zudem ein Listing in New York planen.

Douglas wiederum sieht sich auf gutem Weg, nach der Rückehr in die schwarzen Zahlen das Ziel von fünf Milliarden Euro Umsatz bis 2026 zu erreichen, wie Vorstandschef Sander van der Laan kürzlich sagte. Flix, die Mutter von Flixbus und Flixtrain, peilt ein IPO im ersten Halbjahr an - und will sich dabei als Technologieplattform positionieren. Das kapitalintesive operative Geschäft, also der Betrieb von Bus und Bahn, ist ausgegliedert.

TikTok soll 180 Milliarden schwer sein

Auch international stehen einige Schwergewichte am Start: In den USA gelten das KI-Unternehmen OpenAI (geschätzte Bewertung: 80 Milliarden Euro), der Zahlungsdienstleister Stripe (46 Milliarden) und der Spielehersteller Epic Games (30 Milliarden) als Kandidaten. Die größten IPO-Ereignisse des Jahres bahnen sich in China an - mit dem Videoportal TikTok (180 Milliarden) und der Modefirma Shein (80 Milliarden).

Weltweit größter Börsengang des Jahres 2023 war der britische Chipentwickler Arm mit einem Emissionsvolumen von 5,2 Milliarden Dollar, der nach anfänglichem Hype die Markterwartungen enttäuschte. Holprig verlief auch der Start der mit 1,5 Milliarden Dollar größte Neuemission aus Deutschland, dem Kultsandalenhersteller Birkenstock Holding. Die in New York gelistete Aktie überstieg erst im November den Ausgabepreis.

An der Frankfurter Börse gab es 2023 ganze drei Neuemissionen im Prime Standard: den Webhoster Ionos im Februar, die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera im Juli und den Pharmaspezialisten Schott Pharma im September. Mit knapp einer Milliarde Dollar Volumen war Schott auch größter in Börsengang in Deutschland - und ist bislang einzige Aktie unter den Dreien, die im Plus notiert.

Stepstone: „Kein gutes IPO-Umfeld“

Die Bilanz ist also durchwachsen. Und wie schnell sich das IPO-Klima drehen kann, hat sich beim Panzergetriebebauer Renk gezeigt, der seinen für Oktober geplanten Börsengang wegen des widrigen Umfelds kurzfristig absagen musste. Auf die Bremse drückt unterdessen auch die Jobplattform Stepstone - eigentlich auch ein 2024er Börsenkandidat. Stepstone-Chef Sebastian Dettmers hält ein IPO zwar weiter für eine „realistische Option“. „Aber ein Blick auf die Märkte zeigt: Das ist aktuell kein attraktives Umfeld“, sagte er dem „Handelsblatt“.


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