Umsatz und Auftragseingang gingen - die abgespaltene Energietechnik-Tochter Siemens Energy ausgeklammert - leicht zurück. Der scheidende Vorstandschef Joe Kaeser muss allerdings zum ersten Mal in seiner siebenjährigen Amtszeit eine sinkende Dividende verkünden: Die Aktionäre erhalten 3,50 (3,90) Euro je Aktie.

Denn der Nettogewinn sank um ein Viertel auf 4,2 Milliarden Euro. Dabei kam Siemens ein Buchgewinn von 900 Millionen Euro vor Steuern aus der Abspaltung von Siemens Energy zugute, der die operativen Milliardenverluste der ehemaligen Tochter zum Teil ausglich. Dem gegenüber standen rund 500 Millionen Euro Kosten für den laufenden Personalabbau. Unter dem Strich kämen die Siemens-Aktionäre trotz der geringeren Ausschüttung nicht schlechter weg als ein Jahr zuvor, argumentiert der Konzern: Die Differenz entspreche dem Wert der Siemens-Energy-Aktien, die man ihnen Ende September ins Depot gebucht hatte. Einen Teil der Dividende sieht Siemens auch als Ausgleich für das im Frühjahr auf Eis gelegte Aktienrückkaufprogramm.

"Nach der Abspaltung von Siemens Energy und der Veräußerung von Flender ist das neue Siemens hervorragend aufgestellt, um die gewaltige industrielle Transformation zu gestalten", sagte Kaeser, der im Februar 2021 endgültig den Hut nimmt. Er hatte bereits im Frühjahr den Tiefpunkt in der Corona-Krise im dritten Quartal (April bis Juni) vorausgesagt, aber das Tempo der Erholung offengelassen.

Im letzten Geschäftsquartal lag der Umsatz noch um sechs Prozent unter Vorjahr, der Auftragseingang um ein Prozent. Das operative Ergebnis stieg sogar um zehn Prozent und übertraf die Erwartungen der Analysten damit deutlich. Begünstigt wurde das Ergebnis aber durch den 800 Millionen Euro schweren Wertzuwachs der Beteiligung an der US-Softwarefirma Bentley Systems, die Ende September an die US-Börse Nasdaq ging. Im gesamten Geschäftsjahr ging der Umsatz - ohne Siemens Energy - um zwei Prozent auf 57,1 Milliarden Euro zurück. Der Wert der Aufträge schrumpfte um sieben Prozent auf 60,0 Milliarden.

"Wir haben ein Konglomerat in ein fokussiertes Technologieunternehmen gewandelt", sagte Kaesers Nachfolger Roland Busch, der bereits seit Anfang Oktober die Fäden zieht. Im neuen Geschäftsjahr soll es wieder leicht aufwärtsgehen: Der Umsatz soll dann ebenso moderat - also um drei bis fünf Prozent - steigen wie der Nettogewinn. Der Auftragseingang soll erneut höher ausfallen als der Umsatz. Die größten Zuwächse erwartet Siemens dabei in der Zugsparte Mobility, die auf einem großen Auftragsbestand sitzt, aber die geringsten Margen aufweist. Der Umbau dort geht weiter: Die Sparte Intelligent Traffic Systems, die mit Verkehrssteuerungssystemen für Straßen und Städte 600 Millionen Euro umsetzt, soll ausgegliedert werden. Ein Verkauf sei aber nicht geplant, betonte ein Sprecher

Wegen eines zurückhaltenden Ausblicks gehen einige Siemens-Anleger auf Nummer sicher und machen Kasse. Die Aktien des Industriekonzerns fielen am Donnerstag um gut vier Prozent und gaben damit etwa die Hälfte ihrer Kursgewinne der vorangegangenen drei Tage wieder ab.

Der für das angelaufene Geschäftsjahr 2020/2021 angepeilte Gewinnanstieg im oberen einstelligen Prozentbereich liege zehn Prozent unter den Markterwartungen, erläuterte Analyst Simon Toennessen von der Investmentbank Jefferies. Dies könne teilweise durch Wechselkurs-Belastungen erklärt werden. Außerdem sei Siemens für konservative Ausblicke bekannt.

Als zusätzlichen Belastungsfaktor für die Siemens-Aktie nannte Analyst Andreas Willi von der Investmentbank JPMorgan Cazenove unklare Aussagen zur Entwicklung der Dividende. Die Ergebnisse zum abgelaufenen Quartal seien gemischt ausgefallen. Ein Lichtblick sei hier der starke Cash Flow.

rtr