Schaden die Sanktionen gegen Russland uns Deutschen am Ende mehr als Moskau? Neue Infos deuten genau darauf hin und auch die Mehrheit der Menschen hierzulande sind mit der aktuellen Politik unzufrieden. Doch was kann man tun? Von Marian Kopocz
Der Euro stürzt ab, die Inflation schießt auch wegen des Russland-Kriegs und die gegen Moskau verhängten Sanktionen hoch und andere Länder schlagen nun Profit aus unserer Politik. Zudem glaubt die Mehrheit der Deutschen, dass die Sanktionen uns selbst mehr schaden als Russland und bald eine Wirtschaftskrise bevorsteht. Ein Desaster. Doch der Reihe nach.
Saudi Arabien verdient prächtig an unserem Öl-Verzicht
Es ist nun mal so: Deutschland braucht Gas und Öl aus Russland. Die günstigen Importe machten das deutsche Wirtschaftsmärchen nach der Finanzkrise 2008 erst zu einem guten Teil möglich. Denn massenhaft günstige Importe trieben unsere Wirtschaft an. Und auch jetzt brauchen wir das Gas und Öl aus Russland, weil wir sonst weniger Autofahren und Duschen können und weil die heimische Wirtschaft in eine Rezession abdriftet, sollte die Gas-Pipeline Nordstream 2 Ende der Woche nach den Wartungsarbeiten nicht wieder angeschaltet werden. So stark und resolut der russische Überfall auf die Ukraine zu verurteilen ist: Durch den kopflosen Importstopp von Energieträgern aus Russland schaden wir uns in Deutschland aber erstmal kräftig selbst.
Andere Länder gehen da klüger vor. Saudi Arabien zum Beispiel. Wie das Handelsblatt berichtet, wurde jüngst folgender kluger Schachzug bekannt: Saudi Arabien importierte von April bis Juni 2022 647.000 Tonnen russischen Öls. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 320.000 Tonnen gewesen. Aber nanu! Warum importiert denn der zweitgrößte Öl-Exporteur der Welt Öl? Macht das überhaupt Sinn? Und ob!
Wie das Handesblatt berichtet, importiert Saudi-Arabien im Sommer immer etwas Öl für die heimische Wirtschaft. Weil im Sommer mehr Energie benötigt wird - etwa für den Betrieb von Klimaanlagen im Land - und man die Exporte nicht drosseln will, um weiterhin als verlässlicher Handelspartner zu gelten, importiert Saudi Arabien im Sommer immer etwas Öl. In diesem Jahr ist die Menge dabei doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Denn das russische Öl ist aufgrund der Sanktionen gegen Russland um 30 Prozent günstiger. Während wir bei uns in Deutschland kräftig beim Öl draufzahlen, verdient Saudi Arabien. Denn die Saudis importieren günstiges russisches Öl und decken damit den eigenen Energiebedarf, während das Land viel mehr teureres eigenes Öl exportieren kann als sonst. Ein Milliardengeschäft.
Deutsche zweifeln an den Sanktionen
In einer INSA-Umfrage für BILD am SONNTAG (Umfrage fand bei 1.003 Befragten am 15. Juli statt) sagen 47 Prozent, dass sie glauben, Deutschland schade sich mit den Sanktionen mehr als Russland. Zusätzlich sagen 36 Prozent, dass sich beide Parteien gleich schaden. Nur 12 Prozent finden, Russland müsse darunter mehr leiden. Damit hat sich die Stimmung komplett gedreht, waren doch im Februar noch 61 Prozent für einen Import-Stopp russischen Gases.
Und es wird noch schlimmer: Denn ein paar Woche etwas mehr Geld an der Tankstelle zahlen ist zwar schmerzhaft, sollte aber irgendwie gelingen. Doch 74 Prozent der Befragten rechnen in der Umfrage mit einem wirtschaftlichen Abschwung und dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland zulegen wird. Und das wäre dann tatsächlich deutlich verheerender als nur höhere Preise.
Zusätzlich ist der Euro so schwach, wie schon ewig nicht. Bedeutet: Auch alle anderen Importe werden drastisch teurer, die Kaufkraft der Deutschen sinkt, während die Preise immer weiter steigen.
Als Privatverbraucher kann man nur versuchen, etwas zu sparen, sein Einkommen zu steigern und sein Geld klug anzulegen. Etwa in Edelmetalle wie Gold und Silber, oder in krisenresistente Aktien. Auch Dividendenaktien können jetzt durch stabile und regelmäßige Ausschüttungen etwas Geld auf die Konten von Anlegern spülen.