Geniale Chance: In Schwung gekommen sind die Nebenwerte in Deutschland noch nicht. Doch bei einigen Titeln kann sich das schon bald ändern – zwei Aktien mit bis zu 60 Prozent Kurschance
Die heimlichen Stars in Deutschland, die mittelständischen Unternehmen oder Small Caps, wie sie im Börsenjargon heißen, haben in der Tat eine schwierige Zeit hinter sich: Zu Jahresbeginn bis in den Herbst hinein mussten viele von ihnen herbe Kursrückschläge verkraften. Umso besser stehen die Chancen auf eine Erholung ausgewählter Titel: Einer von ihnen ist der Spezialist für Lasersysteme LPKF. Dessen LIDE-Verfahren (Laser Induced Deep Etching) ermöglicht es, Glas präzise und schnell zu bearbeiten, ohne es zu beschädigen. Führende Chipkonzerne wie Intel haben angekündigt, künftig auf Glassubstrate setzen zu wollen, um Tausende Milliarden Transistoren auf einem Chip unterzubringen. Im Vergleich zu organischen Substraten wie Silizium sollen sie den Vorteil einer höheren Verbindungsdichte haben und für mehr Stabilität sorgen. Diese Eigenschaften ermöglichen es, datenintensive Chip-Pakete etwa für künstliche Intelligenz zu entwickeln. LPKF sieht die LIDE-Technologie als einen wichtigen Baustein für den Einsatz von Glas in Hochleistungschips. Wachstumstreiber ist auch die Solarsparte. Für diese fertigen die Niedersachsen Anlagen zur Beschichtung von Dünnschichtzellen.
Insgesamt lief das erste Halbjahr jedoch sehr durchwachsen. Im dritten Quartal war das Umsatzwachstum solide, und die Ebit-Marge lag bei 8,1 Prozent. Für das Gesamtjahr bestätigte LPKF die Prognose. Jetzt gilt es, den hohen Auftragseingang in Umsätze umzumünzen. Letztlich will LPKF für das Gesamtjahr zwischen 125 und 135 Millionen Euro umsetzen. In den ersten neun Monaten lagen die Erlöse bei 80,9 Millionen. Es gibt also noch einiges aufzuholen. Doch ist wohl die Abarbeitung des Auftragsbestands in gutem Fluss, und auch der Aktienkurs hat nach oben gedreht. Wir erhöhen das Kursziel auf 15 Euro – aktuell eine Chance von knapp 60 Prozent.
United Internet – auf dem Weg nach oben
Lange Zeit dümpelte der Kurs des Telekomdienstleisters United Internet (UI) vor sich hin. Im Sommer beendete der Titel dann seinen Abwärtstrend: Vorstandschef Ralf Dommermuth gelang es, die Verzögerung beim Aufbau des eigenen 5G-Netzes durch einen Vertrag mit Vodafone etwas auszugleichen. Die rund zwölf Millionen Kunden der Tochter 1&1 können bis spätestens Herbst 2014 das Netz der Briten mitnutzen. Bestehende Verträge wertet dies auf, den Aktienkurs des Unternehmens aus Montabaur auch. Bis 2030 will Dommermuth fünf Milliarden Euro ins eigene Netz stecken.
Der Vodafone-Deal lockt nun auch wieder Telefónica Deutschland. Durch den UI Deal mit Vodafone droht den Münchnern der Wegfall von Millionen Kunden, Umsatzschwund und auch der Cashflow dürften ab 2026 geringer ausfallen. Deswegen, so berichtete das „Handelsblatt“, erwägt die Geschäftsführung ihnen mit attraktiven Konditionen entgegenzukommen. United Internet befindet sich in einer komfortablen Situation: Auf der einen Seite sinkt der Druck, das Netz schnellstmöglich auszubauen zu müssen — natürlich muss der Konzern seinen Verpflichtungen nachkommen. Auf der anderen Seite kann man den Kunden mehrere Alternativen bieten. Dommermuth ist jedenfalls optimistisch, dass sich die Kosten für den Netzausbau amortisieren. Die Analysten von Berenberg sind das auch: Ihr Kursziel liegt bei 30 Euro. Eine Kurschance von aktuell über 55 Prozent.