Der Einfall kam bei einem Kartenspiel. Während einer Pokerpartie erkannten Bill Biggerstaff und Robert Medearis 1982, dass sie nicht mehr bluffen, sondern klotzen wollten. Mit Investments in aufstrebende Technologieunternehmen. Die Idee zur Silicon Valley Bank, heute SVB Financial Group, war geboren. 1988 folgte der Börsengang einer der besten Bankaktien der zurückliegenden Jahrzehnte. Der Kurs legte zurückgerechnet von knapp einem auf über 360 US-Dollar zu - allein von Anfang 2010 bis Ende 2019 um fast 470 Prozent.
Die größte Bank im Silicon Valley hat mehrere Büros in der Heimat, expandierte allerdings auch nach Kanada, Hongkong, China, Indien, Israel, Deutschland, Dänemark und Großbritannien. In der "Forbes"-Liste der "besten Banken Amerikas" landete sie Anfang 2020 auf Platz 2 hinter dem hierzulande ebenfalls kaum bekannten Institut QVB Financial. Fortune adelte SVB voriges Jahr mit der Aufnahme in die Liste der am schnellsten wachsenden Firmen - auch als Folge von 4500 gewonnenen Neukunden binnen eines Jahres. 2019 türmte sich der Überschuss auf 1,1 Milliarden Dollar. Die Eigenkapitalrendite erreichte kerngesunde 20 Prozent.
Die Pandemie hat keinen wesentlichen Einfluss auf das Geschäftsergebnis. Im dritten Quartal dieses Jahres betrug die Eigenkapitalrendite sogar 24 Prozent. Das ist ein Wert, von dem Konkurrenten nur träumen können. Geholfen haben vor allem Börsengänge, die für fürstliche Investmentgewinne sorgten.
Spezialist für schnelles Geld
Die meisten ausgereichten Darlehen sind Kreditlinien. Sie werden zum Beispiel für Überbrückungsfinanzierungen genutzt, die schnell ausgeführt werden müssen. Die Darlehen werden meist kurzfristig zurückgezahlt, weil die Venture- Capital-Szene in Geld schwimmt.
Das Institut ist nicht nur Finanzier junger Firmen, sondern auch deren Schatzmeister. Die größten Einlagen stammen von Kunden aus den Bereichen TechnoTechnologie, Biotech/Gesundheit und Venture Capital. Nur wenige Unternehmen aus diesen Segmenten leiden unter Corona. Außerdem führen die feinsten Winzer Kaliforniens ihre Konten bei der SVB Group. Reiseveranstalter, Ölfirmen, Restaurants und Einzelhandel? Fehlanzeige.
Start-ups florieren besonders nach Konjunktureinbrüchen. Bei hoher Arbeitslosigkeit ist die Firmengründung für Tüftler oft der Ausweg aus der Misere. Daten des Marktforschers Pitchbook zeigen, dass die Gründungen in der Rezession 2008/09 um 105 Prozent zunahmen. Neun Prozent der heutigen Nasdaq-Unternehmen entstanden in diesem Zeitraum. Die SVB Group unterstützt die Gründer und begleitet sie auf dem Weg zum Weltkonzern. Bekanntestes Beispiel ist Cisco Systems. An den aussichtsreichsten Geschäftsmodellen beteiligt sich die SVB selbstverständlich auch als Aktionärin.