€uro am Sonntag: Vor einem Jahr ist Synlab als Europas größte Laborkette an die Börse gegangen - begleitet von Zweifeln, dass der Corona-Boom bald abebbt. Sind Sie mit dem ersten Börsenjahr zufrieden?
Mathieu Floreani: Absolut. Wir haben unsere Prognosen regelmäßig übertroffen und hatten bis Anfang Dezember die zweitbeste Wertentwicklung der deutschen Debütanten für 2021. Von den gegenwärtigen Börsenturbulenzen können wir uns aber bisher nicht ganz abkoppeln.
Im ersten Quartal steuerten Corona-Tests rund 450 Millionen Euro Erlöse bei. Erwarten Sie jetzt deutliche Rückgänge?
Nein. Wegen verpflichtender Tests in Krankenhäusern und Pflegeheimen erwarten wir ein relativ stabiles Grundniveau und ab Herbst wieder eine Zunahme.
Gibt es weitere Faktoren für Wachstum?
Im Wesentlichen drei: höhere Effizienz im Geschäft, Fokussierung auf schnell wachsende Segmente wie Spezialdiagnostik und Ausbau der Aktivitäten in Schwellenländern, deren Markt deutlich schneller wächst.
Welche Rolle spielen Zukäufe?
Sie helfen uns, etwa zehn Prozent Wachstum pro Jahr zu erreichen. Drei Prozentpunkte schaffen wir aus eigener Kraft. Wir planen bis auf Weiteres rund 200 Millionen Euro Akquisitionsvolumen pro Jahr. Das können wir vollständig aus dem Cashflow finanzieren. Mit unserer starken Bilanz können wir uns aber auch deutlich mehr leisten. Unser Fokus auf medizinische Diagnostik und starke internationale Präsenz ist unser Trumpf in Verhandlungen mit potenziellen Übernahmezielen. Größe im jeweiligen Bereich steigert die Profitabilität in unseren Märkten überdurchschnittlich stark. Mit unseren drei Milliarden Euro Umsatz haben wir erst rund drei Prozent des Marktes in Europa. Da ist noch vieles möglich.