Das Ergebnis ist umstritten. Einen eindeutigen Sieger scheint es nicht zu geben. Die vom Militär eingesetzte Wahlkommission hat die Bekanntgabe weiterer Zahlen nach Auszählung von etwa 95 Prozent der Stimmen gestoppt. Es sieht nach Mauscheleien aus. Sieben Parteien aus der Opposition wollen daher nun eine Allianz gegen die Militärs schmieden. Was nicht einfach werden wird, da dem Zwischenergebnis zufolge die Partei des einstigen Putschgenerals und heutigen Premierministers Prayut Chanocha, auch Onkel Tu genannt, stärkste Kraft wurde.
Furcht vor neuen Unruhen
Eine Hängepartie deutet sich an. Wie sich das auf die Konjunktur auswirkt, wird man sehen. Nach dem Staatsstreich vor fünf Jahren war es damals zu blutigen Kämpfen zwischen Anhängern der Monarchie und Sympathisanten des gestürzten und 2006 ins Ausland geflohenen ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra gekommen.
Sollte der aktuelle Urnengang nicht erneut Unruhen auslösen und die künftige Regierung die Wirtschaftspolitik nicht wesentlich ändern, wäre dies sicher gut für die Konjunktur. Denn schlecht gewirtschaftet hat der bisherige Premier nicht. Man sieht es gerade an der Hauptstadt. Überall in Bangkok wird gebaut. Überall Kräne, viel Lärm, viel Feinstaub in der Luft. Gebaut wird für die wachsende Mittelklasse des Landes, aber auch für zahlungskräftige Käufer aus China und Europa, die sich Apartments in den neuen Wohntürmen zulegen.
Davon profitieren viele Unternehmen, etwa die Kasikornbank, das größte Kreditinstitut im Land. Hauptgeschäftsfeld sind neben Krediten für Landwirte vor allem Unternehmensfinanzierungen. Ähnlich gefragt ist Siam Cement, der größte Baustoffhersteller des Landes. Denn gebaut wird auch im Auftrag des Landes. Die Transportinfrastruktur Thailands wird massiv verbessert. Herzstück ist der sogenannte Eastern Economic Corridor, der die Hauptstadt Bangkok mit den angrenzenden Provinzen verknüpft - mit besseren Straßen, einem stark ausgebauten Schienennetz und neuen Häfen. Umgerechnet 45 Milliarden Dollar lässt sich Thailand die Modernisierung der Wirtschaftszone kosten.
Noch-Premier Prayut verfolgt ehrgeizige wirtschafts- und sozialpolitische Ziele. In den kommenden 20 Jahren soll das jährliche Pro-Kopf-Einkommen von derzeit 6000 auf 15 000 Dollar steigen. Zudem soll Thailand im World Happiness Report unter den ersten zehn Staaten rangieren. Bislang belegt das Land Platz 46.
Der Bausektor ist eine der wichtigen Stützen der Konjunktur. Die Wirtschaftsleistung legte aber auch dank des Tourismus und einer soliden Exportwirtschaft im Vorjahr um 4,1 Prozent zu - das größte Plus seit 2013. Die Ausfuhren tragen zwei Drittel zum Bruttoinlandsprodukt bei. Thailand exportiert unter anderem Reis und Kautschuk, aber auch Elektronik und Textilien.
Für die Zukunft gibt man sich etwas vorsichtiger. Die Notenbank hat ihre Prognose für das laufende Jahr von vier auf 3,8 Prozent Wachstum korrigiert - immer unter der Annahme, dass die Rückkehr zur Demokratie problemlos über die Bühne gehen wird. So oder so ist dann genug zu tun. Zu den größten Problemen des Landes gehören die weitverbreitete Korruption, das schlechte Bildungswesen und die rasant alternde Gesellschaft.
Mehr Gewicht im Index
Kursfantasie für Thai-Aktien gibt es auch deswegen, weil der Indexanbieter MSCI die Gewichtung des Landes im Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets von bisher 2,5 auf drei Prozent erhöhen will. Laut einer Studie von JP Morgan Chase dürften dann bis zu 2,6 Milliarden Dollar zusätzlich in thailändische Aktien investiert werden.
Das dürfte vor allem die groß kapitalisierten Aktien der Börse beflügeln, etwa den Mineralölkonzern PTT, der sich zur Hälfte in Staatsbesitz befindet. PTT fördert und verkauft Öl und Gas, betreibt ein Pipelinenetzwerk im Golf von Thailand sowie ein landesweites Tankstellensystem.
Wer es sich leicht machen will, investiert in einen ETF. Der von Xtrackers aufgelegte ETF etwa bildet die Wertentwicklung von 36 thailändischen Aktien ab. Dazu zählen neben PTT, Kasikornbank und Siam Cement auch der Flughafenbetreiber Airports of Thailand. Der ETF schaffte - auch dank großer Währungsgewinne - in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von 75 Prozent, seit Jahresanfang sind es acht Prozent.