Die robuste Nachfrage im Stahlgeschäft brachte Deutschlands größten Produzenten des Industrierohstoffs im dritten Quartal zurück in die schwarzen Zahlen. Unterm Strich blieben 125 Millionen Euro Gewinn in der Kasse, im Vergleich zu 678 Millionen Euro Verlust im Vorjahresquartal. Die freien Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft, der sogenannte Free Cashflow, blieb mit minus 235 Millionen Euro jedoch weiter negativ.
Cashflow-Prognose belastet
Für das Geschäftsjahr bis Ende September stellt Thyssenkrupp für den Free Cashflow eine Spanne zwischen minus 1,2 und minus 1,5 Milliarden Euro in Aussicht. Im Vorjahr waren es minus 5,5 Milliarden. Wegen der in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres durch die Chiplieferengpässe in der Autoindustrie verlangsamten Abrufe von Komponenten steigt das Nettoumlaufvermögen des Zulieferers. Das belastet die Mittelzuflüsse aus dem Geschäft. Vor allem die Prognose des Free Cashflow drückte auf die Stimmung der Anleger und schickte den Aktienkurs nach der Quartalsbilanz ins Minus.
Dazu kommt, dass Investoren weiterhin eine klare Strategie für nachhaltige Zuwächse im künftigen Geschäft des Konzerns vermissen. Beruhigend für die Optimisten bei Thyssenkrupp ist allerdings, dass sich das Netto-Finanzguthaben durch die schwarzen Zahlen im dritten Quartal im Vergleich zu 4,2 Milliarden Euro Ende März nur leicht auf vier Milliarden Euro verringert hat. Mit den flüssigen Mitteln und Kreditlinien von 10,9 Milliarden Euro ist der Konzern finanziell also weiterhin in einer komfortablen Situation.
Besonders stark entwickelt hat sich im dritten Quartal die Konzernsparte Materials Services, beflügelt durch höhere Materialpreise und die weltweite Erholung des Werkstoffhandels. Der Auftragseingang erhöhte sich um 1,6 Milliarden auf 3,6 Milliarden Euro. Die Spartenerlöse legten um 1,4 auf 3,5 Milliarden Euro zu. Somit erreichte der bereinigte operative Gewinn (Ebit) nach Angaben des Konzerns mit 232 Millionen Euro einen neuen Bestwert. Der Treiber dafür sind die durch die Materialknappheit bei den Kunden höheren Preise für Walzstahl- und Edelstahl sowie die Optimierung der Prozesse in der Sparte.
In der großen Stahlsparte profitiert der Konzern von der kräftigen Erholung des Marktes bisher weniger stark als einige Konkurrenten. Wegen der längerfristigen Vertragsstrukturen werden die gestiegenen Rohstoff- und Stahlpreise zeitverzögert in den Erlösen und im Ergebnis abgebildet, erklärte Finanzvorstand Klaus Keysberg. Wartungsarbeiten am Hochofen 1 in Duisburg verzögern die erhofften Effekte zusätzlich.
Keysberg erwartet die positiven Auswirkungen frühestens im Frühjahr des nächsten Jahres und will den Impuls dann für die Abspaltung der Stahlsparte als selbstständiges Unternehmen nutzen.
Weltmarktführer ArcelorMittal lieferte das beste Quartalsergebnis seit 13 Jahren, Stahlhändler Klöckner & Co, der von der frühen Digitalisierung seines Geschäfts zusätzlich profitiert, präsentierte sein bestes Quartalsergebnis seit dem Börsengang im Jahr 2006.
Druck: Anleger hatten sich mehr
Fortschritt beim Umbau und stärkere Ergebnisse der Stahlsparte erhofft. Kursstabilisierung abwarten.
Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 9,50 Euro
Stoppkurs: 6,50 Euro