Hochprozenter Mehr als sechs Prozent Ausschüttung, dreimal so viel wie der Weltaktienmarkt, bietet das von der Redaktion zusammengestellte Dividenden-Depot.
Rund zwei Prozent Dividendenrendite wirft der weltweite Aktienindex MSCI World derzeit ab. Es geht auch mehr.
Die Redaktion hat ein Depot mit fünf internationalen Aktien aus unterschiedlichen Branchen mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent zusammengestellt.
Dividendenklassiker aus Deutschland – die Allianz-Aktie
Der Dividendenklassiker aus Deutschland bleibt die Allianz. Eine Besonderheit zeigt der Vergleich mit der Munich Re: Über viele Jahre hinweg lag die Dividendenrendite der beiden Versicherungsriesen auf ähnlichem Niveau. Während die Prozentzahl bei der Munich Re auf rund dreieinhalb Prozent geschrumpft ist, wirft die Allianz rund fünf Prozent ab. Hauptgrund für die Lücke ist der deutlich stärkere Kursanstieg der Munich Re. Das Umfeld für die Rückversicherer ist besonders gut, gleichzeitig hat sich die Allianz durch juristische Probleme in den USA das Leben selbst schwer gemacht. Die Allianz hat also Verbesserungspotenzial. Die Dividende hat im Konzern hohen Stellenwert. 60 Prozent des Gewinns sollen ausgeschüttet werden, die Zahlung je Aktie zumindest in Höhe des Vorjahreswerts bleiben. Über die vergangenen zehn Jahre ist die Ausschüttung um durchschnittlich zehn Prozent gestiegen.
Zu den Dividendenriesen in Europa mit einer Dividendenrendite von knapp neun Prozent gehört British American Tobacco. Solch extreme Prozentzahlen gibt es nur in Ausnahmesituationen. BAT steckt wie die gesamte Branche in einem schwierigen Umbruch. Die Konzerne setzen verstärkt auf weniger schädliche Produkte. Tabakerhitzer, E-Zigarette und orale Nikotinprodukte sollen bei BAT im Jahr 2035 die Hälfte des Umsatzes liefern. Im vergangenen Jahr war etwa ein Drittel dieses Ziels erreicht. Noch immer belasten die Sünden der Vergangenheit. In Kanada steht die Branche vor einem juristischen Vergleich. Es geht um den Vorwurf, die Risiken des Rauchens verharmlost zu haben. Es läuft auf eine Milliardenstrafe hinaus, die aus Cash reserven und künftigen Einnahmen des Kanada-Geschäfts gezahlt wird. Das lässt BAT genug Spielraum, um eine weiter hohe Dividende zu finanzieren. Wer die Aktie vor 15 Jahren ins Depot holte, hat seinen Kaufpreis allein über die Ausschüttung selbst nach Steuern wieder herausgeholt.
Weltweiter Pharmakonzern mit hoher Dividendenrendite
Der Pharmakonzern Pfizer gehörte zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Der Impfstoff Comirnaty setzte 2021 und 2022 zusammen über 70 Milliarden Dollar um. Risikogruppen brauchen weiter Schutz, für das laufende Jahr erwarten Analysten aber nur noch knapp fünf Milliarden Dollar Umsatz mit dem Impfstoff. Das Sondergeschäft der Pandemie hat Schwächen im Kernportfolio von Pfizer überlagert. Zu teure Zukäufe, zu wenig Resultate aus der eigenen Produktentwicklung, lautet die Kritik am Management. Im vergangenen Jahr schüttete der Konzern mehr Geld als Dividende aus, als erwirtschaftet wurde. Massive Kostensenkungen sollen das Ergebnis verbessern. Die Pipeline sollte mittelfristig von neuen Produkten profitieren, etwa aus der Übernahme des Krebsspezialisten Seagen. Die Dividendenrendite der Aktie ist für einen Pharmakonzern ungewöhnlich hoch. Die Aktie ist ein Comeback-Kandidat.
Der britische Rohstoffriese Rio Tinto erweitert sein Portfolio durch die annähernd sieben Milliarden Dollar teure Übernahme des Lithiumproduzenten Arcadium. Rio Tinto hängt derzeit stark von Eisenerz ab. Die Nachfrage dort wird von der Nachfrage aus China getrieben. Ein anderer wichtiger Wachstumsbereich ist Kupfer. Dieser Rohstoff, der unter anderem bei der Herstellung von Elektroautos oder auch Windrädern gebraucht wird, spielt wie auch Lithium eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiewende. Rio Tinto hat als Ziel ausgegeben, 40 bis 60 Prozent des Konzerngewinns als Dividende auszuschütten. Der Analys-tenkonsens geht davon aus, dass die Ausschüttung trotz des derzeit schwierigen Umfelds der stark zyklischen Rohstoffbranche auf hohem Niveau gehalten wird.
Am US-Aktienmarkt sind Dividendenrenditen oft niedriger als in Deutschland, weil in Übersee mehr Geld in Aktienrückkäufe gesteckt wird. Zu den Hochprozentern mit mehr als sechs Prozent gehört Verizon. Der Mobilfunkriese profitiert von der wachsenden Datenmenge, die Kunden aus dem Internet saugen oder verschicken. Die Digitalisierung der Welt dürfte die Nachfrage langfristig antreiben. Einer der Wachstumsmärkte sind funkbasierte Internetanschlüsse. Die Zahl der Kunden in diesem Bereich will Verizon bis 2028 auf acht bis neun Millionen in etwa verdoppeln. Inzwischen dringen Mobilfunkkonzerne auch in das Geschäft klassischer Kabelanbieter vor. Verizon hat gerade den Glasfaserspezialisten Frontier übernommen. Die Ausschüttung dürfte laut Analystenkonsens in den kommenden Jahren leicht steigen.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe 45 von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, Pfizer.