Die Aktie des Branchenprimus Deutsche Bank zeigt Stärke. Gute Quartalszahlen könnten den Aufwärtstrend beschleunigen – 40 Prozent Kurschance sind drin. Jetzt handeln?
Im Bankgewerbe geht es hoch her. Großes Thema ist die mögliche Übernahme der Commerzbank durch Unicredit. Weniger beachtet wird hingegen die Entwicklung bei der Deutschen Bank. Vielleicht zu Unrecht. Denn ein potenzieller Deal strahlt auch auf den Branchenprimus ab. Zum einen muss die Deutsche Bank als potenzieller Übernahmekandidat gehandelt werden.
Die Aktie ist gemessen am Buchwert noch billiger als die Anteilscheine der Commerzbank, die Kostenquote hingegen um einiges höher. Das impliziert ganz klar, dass das Management um Bank-Chef Christian Sewing die Bemühungen für mehr Effizienz beschleunigen muss, um den Buchwertabschlag abzubauen.
Könnten die Zahlen die Aktie der Deutschen Bank bald deutlich ansteigen lassen?
Eine Gelegenheit, neue Ziele zu formulieren, hat das Management am 23. Oktober, dann werden die Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Dass die nicht schlecht ausfallen werden, ist heute schon klar. Die Bank wird nämlich einen Sonderertrag von rund 430 Millionen Euro verbuchen. Dieser Buchgewinn kommt aus der Auflösung von Rückstellungen, die zuvor wegen Postbankrisiken gebildet wurden.
Aber auch auf der operativen Ebene sollte die Bank gut abgeschnitten haben. Das Zinsumfeld ist weiterhin günstig, so dass die Spreads das Ergebnis stützen werden. Zudem waren die Kapitalmärkte im dritten Quartal günstig. Das spricht für ordentliche Einnahmen im Bereich Invest mentbanking. Auf der Kostenseite dürften die Rückstellungen für Kreditrisiken tendenziell abnehmen. Zudem müssten sich die Kostensenkungsmaßnahmen zunehmend in den Zahlen zeigen. Auf Basis guter Ergebniszahlen und stabiler Bilanz sollte sich Sewing auch zu Ausschüttungsplänen äußern. Früheren Aussagen zufolge sollten im Zeitraum von 2021 bis 2025 acht Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre fließen. Davon wurden 3,3 Milliarden gezahlt. Das heißt: Bis 2025 sollten noch mal 4,7 Milliarden folgen, immerhin gut 15 Prozent des Börsenwerts.
Die Aktie ist in ein spannendes Terrain vorgedrungen. Sie notiert nur unweit vom Jahreshoch. Wer sich die Mühe macht und den Kursverlauf der vergangenen Jahre betrachtet, sieht, dass es noch einmal einen Widerstand aus dem Jahr 2017 gibt, der bei 17 Euro liegt. Klar ist dabei: Wird diese Kurshürde genommen, könnte sich der Neubewertungsprozess der Bank, der im März 2023 begonnen hatte, fortsetzen. Die Bewertungskennzahlen lassen auf jeden Fall höhere Notierungen zu. Das KGV auf Basis des Analystenkonsens für 2025 liegt bei nur 5,8. Die Aktie handelt deutlich unter Buchwert und die Dividende dürfte auch dank besserer Bilanz-Relationen weiter angehoben werden. Hier gehen die Prognosen von 65 Cent im laufenden Jahr Richtung einem Euro für 2025.
Wie weit kann es bei der Aktie gehen? Mit guten Zahlen im Rücken und bei Überwindung der Widerstandsmarken sind Kurse über 20 Euro möglich. Die Analysten von Goldman Sachs trauen der Aktie sogar Kurse von über 22 Euro zu.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier