Wer sich hierzulande für Aktien interessiert, wird ganz sicher das Finanzportal Wallstreet Online (W:O) kennen. In den zahlreichen Diskussionsforen der Internetseite kommen vor allem Fans von kleineren Nebenwerten und Hotstocks auf ihre Kosten. Schon zu den Zeiten des Neuen Marktes trafen sich bei W:O viele Börsianer, um sich mit Gleichgesinnten über interessante Aktien und heiße Marktgerüchte auszutauschen.
Der Portalbetreiber ist operativ erfolgreich unterwegs. 2018 wurde der Umsatz auf 10,6 Millionen Euro mehr als verdoppelt, der Gewinn vor Steuern stieg um 153 Prozent auf 4,8 Millionen Euro. Auch die Aktie von W:O entwickelt sich im laufenden Jahr richtig gut. Ein Kurstreiber war der Kauf der Internetplattform Finanznachrichten.de, für die W:O im Frühjahr 2,8 Millionen Euro hinblätterte. Der Kaufpreis ist günstig. Er entspricht in etwa dem dreifachen Jahresumsatz und bewertet Finanznachrichten.de damit nur halb so hoch wie W:O selbst.
Durch den Zukauf bietet sich für W:O hohes Synergiepotenzial, sowohl beim Einkauf von Finanzmarkt- und Kursinformationen als auch bei der Vermarktung von Werbeflächen. Bereits im Vorjahr hatten die Berliner die Übernahme von Boersennews.de unter Dach und Fach gebracht und damit ihr mobiles Angebot verstärkt. Durch die beiden Akquisitionen erarbeitete sich W:O mit rund drei Millionen Nutzern (Unique User) und 117 Millionen Page Impressions eine führende Position im hiesigen Finanzportalmarkt.
Planbare Einnahmequellen
Wachstumsfantasie erhält das Unternehmen durch eine 30-prozentige Beteiligung an der ehemaligen Tochtergesellschaft Wallstreet Online Capital (WOC), für die kommendes Jahr der Mehrheitserwerb auf der Agenda steht. WOC ist mit 18 500 Kunden und einem Depotvolumen von gut einer Milliarde Euro einer der größten deutschen Online-Discount-Anlagevermittler und bietet W:O nicht nur Zugang zu neuen Geschäftsfeldern, sondern auch zu hohen und regelmäßigen Provisionseinnahmen. Durch die Online-Finanzvermittlung würden die Einnahmen von W:O deutlich planbarer. Sollte W:O wie vorgesehen in den kommenden Monaten der Wandel vom schlichten Finanzportal zum breit aufgestellten Online-Finanzdienstleister gelingen, müsste die Aktie wohl neu bewertet und mit Fintech-Aufschlag gepreist werden. In der Prognose für das laufende Jahr ist WOC noch nicht enthalten. In Marktkreisen rechnet man daher absehbar mit einer Nachbesserung. 2019 erwarten die Berliner bislang einen Umsatz von zehn bis 12,5 Millionen Euro und einen Vorsteuergewinn zwischen 5,7 und sieben Millionen Euro.