Die drei Fondsgrößen ACATIS Investment, DJE Kapital AG und Shareholder Value Management machten aus der Not eine Tugend und luden am 22. April erneut zu einem "Fondsgipfel ad hoc" als Videokonferenz. Als Referenten traten an: Stefan Riße von ACATIS, Ulrich Kaffarnik von DJE und Frank Fischer von Shareholder Value. Der Erfolg: Schon Wochen vorher war die Konferenz ausgebucht und mit 400 Anmeldungen die technische Kapazität ausgeschöpft. Insgesamt hatten über 1000 Interessierte versucht sich anzumelden. Trost für alle, die nicht live dabei sein konnten: Es gibt eine Aufzeichnung.
Moderator Robert Halver, für die Baader Bank als Leiter Kapitalmarktanalyse tätig, eröffnet die Diskussion mit der Frage, ob die Märkte denn das Schlimmste nun schon hinter sich hätten, was Ulrich Kaffarnik vehement verneint. Hinsichtlich der Virusausbreitung hoffe er zwar, dass das Ärgste überstanden sei, doch was die Marktentwicklung angehe, stünden noch holprige Zeiten vor uns. So sei in den USA eine schwere Rezession zu erwarten, bei der nur Ausmaß und Dauer ungewiss seien. Auch fürchtet er "mehr oder weniger starke Kürzungen bei Dividenden" sowie einen deutlichen Anstieg von Schuldnerausfällen bei Zinspapieren.
Als für die Märkte positiv erwähnt er andererseits "das größte Powerpack aller Zeiten", das die Notenbanken weltweit zur Krisenbekämpfung geschnürt hätten. Daneben erachtet er viele Aktien auf Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses nun als stark unterbewertet und verbucht auch auf der Positivseite, dass hinsichtlich der Markttechnik etwa die Trendlinie des DAX gehalten habe.
Stefan Riße greift diesen Ball dankbar auf und betont, dass an Aktien jetzt noch viel weniger ein Weg vorbeigehe als zuvor. Dabei sei das Schielen auf mögliche Indexstände zum Jahresende nicht entscheidend. Wesentlich sei vielmehr, dass die Wirtschaft sich erhole und die Aktien dies nachvollzögen beziehungsweise oft schon vorwegnähmen. Daher erachtet er es als gefährlich, aus Aktien herauszugehen, um zu warten, bis positive Signale kämen - wie die Ankündigung eines Impfstoffs gegen Corona. Dann hätten die Aktienkurse längst reagiert, so seine Erfahrung.
Klar sei für ihn, dass es ein normales Leben erst dann geben könne, wenn besagter Impfstoff erhältlich sei. "Bis dahin werden wir mit Einschränkungen leben müssen." Daher gelte es, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, mit allen Möglichkeiten, die es gebe. Denn je länger der Shutdown dauere, um so mühsamer sei die Erholung. Sein Negativszenario: "Dass das Virus zurückkommt. Dann gehen die Kurse wieder runter - wir müssen also auf alles gefasst sein!"
Den negativen Faktoren, dass auch sein Haus für die USA - und damit weltweit - mit einer schweren Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit und schwachem Konsum rechnet, hält er die immensen geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank entgegen. Sie werde wie die Europäische Zentralbank (EZB) nicht nur die Märkte mit Liquidität versorgen, sondern auch die Zinsen tief halten, damit die Unternehmen nicht in die Schuldenfalle liefen. Zudem säßen die Fonds weltweit auf extrem hohen Cashreserven, wie Riße analysiert hat, die früher oder später reinvestiert würden. "Spätestens, wenn es Licht am Ende des Tunnels gibt", so der ACATIS-Kapitalmarktstratege. Gegebenenfalls auch früher.
Neues Zeitalter für aktive Manager
Für Riße gilt es als ausgemacht, dass ein neues Zeitalter für aktive Asset-Manager angebrochen sei. Die könnten mithilfe eingehender Analysen die potenziellen Gewinner aus der Vielzahl verfügbarer Aktien herauspicken. Und er verrät auch, welches aus Sicht von ACATIS potenzielle Gewinner sind: Gilead Sciences beispielsweise, die unter anderem stark in der Virenforschung aktiv sind. Alibaba ebenso wie Amazon, die zurzeit einen wahren Boom erleben, sowie auch Paypal Holdings, die in der Abrechnung des regen Onlinehandels tätig sind.
Auch Frank Fischer, Chef der Shareholder Value Management AG, sieht aktives Management im Vorteil: Die Kursrückgänge der Aktien hätten zwar auf den ersten Blick viele gute Einstiegsgelegenheiten geschaffen, zugleich sei aber das Risiko sehr hoch, sich an gefallenen Engeln die Finger zu verbrennen, "weil völlig unklar ist, ob die alten Geschäftsmodelle noch tragen". Viel Raum für aktive Manager, die die Spreu vom Weizen zu trennen verstehen.
Insbesondere klassische Value-Aktien seien besonders günstig geworden. Aber Fischer betont noch einmal, dass es nicht auf die Höhe des Aktienkurses ankomme, sondern auf das, was man dafür bekomme. Die Qualität der Geschäftsmodelle, das wirtschaftliche Alleinstellungsmerkmal, ein hohes erwartetes Umsatzwachstum und nicht zuletzt eine starke Preissetzungsmacht seien für seinen Modern-Value-Ansatz wesentliche Merkmale.
Hinsichtlich Value-Titeln unterscheidet sein Haus zwischen den Kategorien "Graham Value", die sich durch niedrige Bewertungen und einen hohen Substanzwert auszeichnet, "Narrow Moat Value", was für etwas höhere Bewertungen und ein erhöhtes Umsatzwachstum steht, sowie "Wide Moat Value", bei der eine hohe Preissetzungsmacht sowie ein hohes Umsatzwachstum auch höhere Bewertungen rechtfertigt. In diesen Kategorien favorisiert Fischer Titel wie Freenet und Metro einerseits, zudem Ryman Healthcare und die Admiral Group aus Kategorie 2 und schließlich aus der dritten Gruppe Unternehmen wie Verisign, Secunet und Alphabet.
Depression wie 1929?
In einem sind sich die Referenten des Fondsgipfels ad hoc einig: dass es eine Rezession geben wird. Ausmaß und Dauer sind indes ungewiss. Ob sich die Krise sogar in eine Dimension wie die der Weltwirtschaftsdepression 1929 auswachsen könne, wie Moderator Halver nachfragt, verneinen sie jedoch vehement. "Die Lehren wurden daraus gezogen", betont DJE-Vorstand Kaffarnik. Damals habe es noch den Goldstandard gegeben, die Notenbanken hätten sich deutlich zurückgehalten und auch sonst sei heute einiges anders. Daher werde die Finanzwelt die Corona-Krise in den Griff bekommen, äußert er sich zuversichtlich.
Bei der Frage nach Corona-Bonds gehen die Ansichten der Teilnehmer indes auseinander. Stefan Riße kann sich diese sehr wohl vorstellen, aus Solidaritätsgründen, mit einer festen Laufzeit von etwa 30 Jahren, unmittelbar von der EZB aufgekauft. Frank Fischer steht dem Thema skeptischer gegenüber und betont, dass jeder Schuldner die Verantwortung für seine Schulden selbst übernehmen sollte. Er bejaht durchaus das Prinzip der Solidarität, fordert aber zugleich von den betroffenen Ländern sichtbare Reformen - etwa durch eine höhere Steuerdisziplin, eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit oder auch durch das Eindämmen des informellen Wirtschaftssektors.
Zugleich mahnt Fischer vor allem auch für Deutschland an, die Einflussnahme des Staates in die Wirtschaft zu begrenzen. Er begrüsst staatliche Unterstützungen, die aber zeitlich zu begrenzen seien. Danach sollte sich der Staat wieder zurückziehen, "weil wir ja wissen, dass Staatswirtschaft noch nie zu größerem Wohlstand geführt hat".
L, W oder V - die Frage der Erholung
Bleibt abschließend die Frage nach der weiteren Entwicklung und den Aussichten für die Anlagemärkte. Ulrich Kaffarnik konstatiert einen extremen Pessimismus unter der Anlegerschaft, was aber schnell umschlagen könne, sobald sich eine Verbesserung der Lage abzeichne. Ähnlich sieht das Stefan Riße, der von einer L-förmigen Erholung ausgeht, solange es keinen Impfstoff gegen Corona gibt. Dann aber hält er eine V-förmige Erholung für wahrscheinlich, mit starker Erholung, was ihn für Aktien langfristig sehr optimistisch stimmt.
Frank Fischer tendiert zu einer W-förmigen Entwicklung, was bedeutet, dass die Märkte zwar nach oben tendieren, Rücksetzer aber immer möglich sind. Das W bedeute aber auch, dass die Kurse am Ende des Tages wieder nach oben gingen. "Insofern gehen wir sehr selektiv vor und haben immer einen Fuß auf der Bremse." Das biete einen gewissen Schutz gegen starke Drawdowns - "und das ist unser Primärziel". Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte zeigt sich Fischer optimistischer, "weil wir davon ausgehen, dass die Pandemie abebben wird und die Lockdowns stückweise aufgehoben werden". Falls sich aber doch noch ein herber Rückschlag ereignet? "Dann würden sich die Aussichten noch weiter verbessern", befindet Riße.
DJE KAPITAL AG: DJE - ZINS & DIVIDENDE
Die familiengeführte DJE Kapital AG ist seit über 45 Jahren als unabhängige Vermögensverwaltung aktiv und verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Fondsmanagement. Sie gehört zu den größten bankenunabhängigen Finanzdienstleistern im deutschsprachigen Raum und verwaltet Vermögenswerte in Höhe von 13,1 Milliarden Euro. Den Grundstein hat Dr. Jens Ehrhardt bereits 1974 gelegt. Seitdem ist das Ziel das jährliche Erwirtschaften positiver Renditen, unabhängig von der Entwicklung der Kapitalmärkte.Aktiv gemanagte Fonds haben einen Vorteil: In Zeiten wie der Corona- Krise können sie sich defensiv positionieren. So wie der DJE - Zins & Dividende mit seiner flexiblen Mischung aus Anleihen und dividendenstarken Aktien und seinem Ziel einer zu jeder Zeit möglichst beständigen Wertentwicklung.
In der Vermögensanlage ist entscheidend, sich nicht von Angst oder Gier leiten zu lassen, sondern die fundamentale Situation der Märkte, ihre monetäre Lage und die Marktstimmung kühl zu analysieren und Schlüsse zu ziehen. Genau das ist das Herzstück der Anlagephilosophie von DJE. Der DJE - Zins & Dividende folgt diesem Ansatz als ausgewogener Mischfonds. Er erschließt seinen Anlegern das Ertragspotenzial von Anleihen und Aktien und kombiniert beide Anlageklassen. Das bedeutet: Der Aktienanteil ist auf maximal 50 Prozent des Portfolios begrenzt und kann auf 25 Prozent sinken, wenn das Fondsmanagement es für geboten hält. Der Investmentprozess kombiniert eine fundamentale Top-down-Asset-Allocation mit einer Bottom-up getriebenen Wertpapierauswahl. Das Vorwarnsystem hat bereits zu Beginn des Jahres das Risiko einer markttechnischen Korrektur angezeigt, sodass das Aktienrisiko früh gesenkt wurde. Dank dieser Strategie hat der DJE - Zins & Dividende den Corona-Einschnitt bislang mit einem moderaten Minus überstanden, was seine Eignung als Basisinvestment bestätigt.
FONDS
Fondsname: DJE - Zins & Dividende PA €
Schwerpunkt: Mischfonds ausgew.
ISIN: LU 055 316 473 1
Lfd. Kosten (TER): 1,73 %
Fondsvolumen: 1,84 Mrd. €
Stand: 30.04.2020
SHAREHOLDER VALUE MANAGEMENT AG: FRANKFURTER AKTIENFONDS FÜR STIFTUNGEN
Die Shareholder Value Management AG ist ein eigentümergeführter Vermögensverwalter. Die Investmentphilosophie folgt konsequent dem Gedanken des Value-Investing im Sinne von Benjamin Graham und Warren Buffett: die antizyklische Kapitalanlage in unterbewertete Unternehmen mit dem Ziel von Vermögenserhalt und -zuwachs unter Vermeidung des permanenten Kapitalverlusts. Damit berät das Team um CIO Frank Fischer einem ethischen Leitfaden folgend Mandate und Fonds.
Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen dient dem langfristigen Vermögensaufbau und bietet Anlegern eine flexible und nachhaltige Investitionsmöglichkeit.
Der Fonds hat den Fokus auf ausgewählten Nebenwerteaktien mit regionalem Schwerpunkt in Europa. Für das Fondsmanagement gelten im Kern die vier bewährten Prinzipien des Value-Investings: die Sicherheitsmarge (Margin of Safety), die Investition in eigentümergeführte Unternehmen (Business Owner), der wirtschaftliche Burggraben (Economic Moat) und schließlich die Psychologie der Börse (Mr. Market). Ein Schwerpunkt des Fondsportfolios liegt auf Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell, die auch nach der Krise ihre Marktposition behaupten können. Gesucht wird verstärkt nach Modern-Value-Unternehmen, die einen möglichst breiten wirtschaftlichen Burggraben um sich errichtet haben, denn es ist davon auszugehen, dass die Märkte noch eine Weile volatil bleiben. Deshalb agiert das Fondsmanagement vorsichtig, denn es investiert langfristig. Bei der Qualität der Unternehmen spielen deren Bilanzen und ihre Verschuldung eine wichtige Rolle. Die Volatilität wird als Chance genutzt, und der Fonds profitiert von der langjährigen Expertise des Investmentteams um CIO Frank Fischer. Dabei folgen diese dem ethischen Leitfaden, denn auch in schwierigen Phasen dürfen moralische Verpflichtungen nicht außer Acht gelassen werden.
FONDS
Fondsname: Frankf. Aktienfonds für Stiftungen
Schwerpunkt: Nebenwerte/Eur.
ISIN: DE 000 A0M 8HD 2
Laufende Kosten: 1,30 %
Fondsvolumen: 1,30 Mrd. €
Stand: 30.04.2020
ACATIS INVESTMENT KAPITALVERWALTUNGSGESELLSCHAFT MBH: ACATIS QILIN MARCO POLO ASIEN FONDS
ACATIS wurde 1994 in Frankfurt gegründet. Die Kernkompetenz ist das Value Investing (nach Graham und Buffett), das stetig weiterentwickelt wird. ACATIS betreut mehrere Investmentfonds, darunter Aktien-, Misch- und Rentenfonds sowie Mandate. Vier Fonds sind reine Nachhaltigkeitsfonds. Seit einigen Jahren befasst sich ACATIS auch mit künstlicher Intelligenz und wendete sie 2016 erstmals im Portfoliomanagement an. ACATIS verwaltet ein Vermögen von circa 6,7 Milliarden Euro (30. April).
ACATIS Investment KVG mbH mainBuilding, Taunusanlage 18 60325 Frankfurt am Main Tel: +49 (0)69 97 58 37 77 E-Mail: anfragen@acatis.de Internet: www.acatis.de Mit dem ACATIS QILIN Marco Polo Asien Fonds haben Anleger die Möglichkeit, in China und in die Region Asien zu investieren.
Den Value-Kriterien von ACATIS zufolge sind chinesische Aktien derzeit stark unterbewertet und gemessen an der Börsenkapitalisierung in europäischen Portfolios unterrepräsentiert. Somit bietet sich eine attraktive Investmentgelegenheit. China könnte voraussichtlich noch vor 2030 zur weltgrößten Volkswirtschaft aufsteigen, trotz Coronavirus oder des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA. Das Research als Grundlage für die Portfolioallokation des Marco Polo Asien Fonds erhält ACATIS von Qilin Capital. Mit einem Analyseteam in Shanghai und in Kooperation mit der chinesischen Eliteuniversität Tsinghua besucht und analysiert Qilin Capital die Unternehmen. Investiert wird überwiegend in private und nicht in Staatsbesitz befindliche Firmen, ein Bereich, der das neue Asien und damit das zukünftige Wachstum des Kontinents repräsentiert. Der Investmentprozess ist dreistufig. Einer Unternehmensanalyse nach Geschäftsmodell, Zukunftsfähigkeit und Marktstellung folgt die Analyse kapitalmarktrelevanter Kennzahlen. Am Ende wird zur Einschätzung des oft von Retail-Anlegern getriebenen Markts eine Behavioral-Finance-Analyse angewendet. So sollen Länderund Sektorchampions systematisch identifiziert werden. Kursschwankungen können dabei nicht ausgeschlossen werden.
FONDS
Fondsname: ACATIS QILIN Marco Polo Asien
Schwerpunkt: Aktien China
ISIN: DE 000 A2P B66 3
Laufende Kosten: 1,53 % p. a.
Fondsvolumen: 20,1 Mio. € Stand: 30.04.2020