Zwei große britische Hedgefonds haben im Januar riesige Short-Positionen auf zwei Dutzend deutsche Unternehmen aufgebaut. Mit rund zwei Milliarden US-Dollar setzen sie auf fallende Kurse unter anderem von VW, Deutsche Bank und Siemens Energy. Begründet wird das mit der schwachen Wirtschaft und der Energiepolitik.

Mehrere deutsche Konzerne aus dem DAX, aber vor allem aus dem MDAX sind ins Visier großer Hedgefonds geraten. So hat Qube Research & Technologies angesichts des weltweiten Nachfragerückgangs nach deutschen Produkten in den vergangenen drei Wochen eine Short-Wette von mehr als eine Milliarde Dollar gegen deutsche Unternehmen aufgebaut.

Short-Wetten gegen Deutsche Bank, VW und TUI

Allein im Januar hat der Hedgefonds, der 2018 aus der Credit Suisse ausgegliedert wurde, seine Wetten gegen Unternehmen wie Volkswagen, Hugo Boss, Kion und TUI aufgestockt. Unter anderem hält Qube auch eine Leerverkaufsposition in Höhe von 131,8 Millionen Dollar gegen die Deutsche Bank, wie aus Daten hervorgeht, die "Bloomberg" aus behördlichen Unterlagen zusammengestellt hat. Auch Rheinmetall wird mit einem Anteil von 0,94 Prozent geshortet.

BÖRSE ONLINE zeigt nachfolgend die Qube-Daten aus dem amtlichen Bundesanzeiger, bei denen es im Januar Veränderungen gab. Die größten Leerverkaufspositionen hält Qube demnach an Lanxess, Siemens Energy und Morphosys.

Netto-Leerverkaufspositionen Qube
Bundesanzeiger
Netto-Leerverkaufspositionen Qube

Leerverkäufer leihen sich Aktien und verkaufen sie in dem Glauben, dass sie sie zu einem niedrigeren Wert zurückkaufen können, und verbuchen die Differenz als Gewinn. Es ist hier nicht klar, ob es sich bei der Wette um eine reine Wette auf einen Aktienrückgang oder um einen Teil einer umfassenderen Absicherungsstrategie handelt.

Auch Marshall Wace wettet gegen deutsche Firmen

Der ebenfalls in London ansässige Hedgefonds Marshall Wace ist der zweitgrößte Leerverkäufer von Aktien deutscher Unternehmen. Er ist Wetten im Wert von etwa 940 Millionen Dollar eingegangen. Wie ein Sprecher des Unternehmens erklärte, ist Marshall Wace auch Netto-Long-Positionen am deutschen Aktienmarkt eingegangen, "hält aber stets auch große Hedge-Positionen".

Nachfolgend die neun Leerverkaufs-Positionen, bei denen es zuletzt Veränderungen gab. Größte Short-Anteile werden von Marshall Wace derzeit auf Zalando und Morphosys gesetzt.


Netto-Leerverkaufspositionen Marshall Wace
Bundesanzeiger
Netto-Leerverkaufspositionen Marshall Wace

"Deutschland hat wirtschaftlichen Selbstmord begangen"

Fonds-Mitbegründer Paul Marshall steht vor allem der Energiepolitik Deutschlands kritisch gegenüber. "Deutschland hat quasi wirtschaftlichen Selbstmord begangen, indem es seine Wettbewerbsfähigkeit im Energiebereich aufgegeben hat", schrieb er in seinem jüngsten Brief an die Investoren, der "Bloomberg News" vorliegt. Die Politik in Deutschland habe zur raschen Stilllegung von Kernkraftwerken und Wärmekraftwerken geführt, so dass Gaskraftwerke jetzt die einzige zuverlässige Quelle flexibler Energie sind, falls die erneuerbaren Energien ausfallen.

Das verschafft Erzeugern wie RWE, Engie und SSE hervorragende Handelsbedingungen und einen Gewinn, wie es ihn in der Vergangenheit nicht gegeben hat, so Marshall weiter. Vermutlich sind das Werte, in denen der Hedgefonds Long-Positionen hält.

Am deutschen Aktienmarkt ist von fallenden Kursen noch nicht wirklich etwas zu sehen. Der DAX nähert sich dem Rekordniveau bei 17.000 Punkten und der MDAX hat die Marke von 26.000 Punkten wieder erreicht.

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