Der Finanzkonzern Deutsche Börse hebt seine Gewinnprognose an und zeigt Potenzial für mehr. Besonders interessant ist die Aktie des Unternehmens, die aus diesen Gründen zweistellig zulegen könnte

Für die Deutsche Börse war es die größte Übernahme aller Zeiten: 3,9 Milliarden Euro zahlte der Frankfurter Finanzkonzern im vergangenen Jahr für die dänische Softwarefirma Simcorp.

Dieser Deal steht für die strukturelle Weiterentwicklung unter Konzernchef Theodor Weimer, bei der das Geschäft breiter aufgestellt und der Anteil der wiederkehrenden, also nicht vom Tagesgeschäft abhängigen Umsätze ausgebaut wird. Zuletzt machten diese bereits mehr als 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Simcorp ist nun Teil der Sparte Investment Management Solutions (IMS). Wichtige Zielgruppe sind professionelle Vermögensverwalter, die aufgrund großer Portfolios mehr Geld ausgeben können. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz der Sparte IMS organisch um sieben Prozent und war damit ein wesentlicher Wachstumstreiber der Deutschen Börse. Ein bedeutender neuer Kunde bei IMS ist ein Pensionsfonds aus Kanada, der mit Software von Simcorp ein Vermögen von 265 Milliarden kanadischen Dollar, umgerechnet rund 177 Milliarden Euro, verwalten wird. Nordamerika ist jetzt der Top-Wachstumsmarkt mit einem überdurchschnittlichen Wachstum der wiederkehrenden Umsätze, wie Weimer betont.

Finanzielle Ergebnisse über den Erwartungen

Im zweiten Quartal steigerte die Deutsche Börse ihren operativen Gewinn (Ebitda) um 16 Prozent auf 848 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 499 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 13 Prozent entspricht. Beide Kennziffern lagen, ebenso wie der Umsatz, leicht über den Analystenerwartungen.

Im ersten Halbjahr halfen die Notenbanken, da sie die Leitzinsen nicht so schnell und stark gesenkt haben wie zunächst erwartet. Hohe Zinsen steigern die Nettozinseinnahmen der Deutschen Börse, da im Geschäft mit der Verwahrung von Wertpapieren mehr zu holen ist. Der positive Effekt ließ jedoch im zweiten Quartal nach. Im Gegenzug profitierte der Konzern von stärkeren Ausschlägen am Aktienmarkt im April und Juni, da bei starken Schwankungen viele Investoren häufiger handeln und daher mehr Gebühren zahlen.

Prognoseanhebung und Dividendenerhöhung

Die Jahresprognose hat Weimer mit dem Halbjahresbericht leicht angehoben: Es werden jetzt Nettoerlöse von mehr als 5,7 Milliarden Euro und ein Ebitda von mehr als 3,3 Milliarden Euro angestrebt. Beide Werte liegen 100 Millionen Euro über der alten Zielmarke, aber auch leicht unter dem Analystenkonsens. Dies könnte erklären, warum die Aktie trotz der Prognoseanhebung zunächst nicht aus dem seit Jahresbeginn laufenden Seitwärtstrend ausbrechen konnte. Andererseits lässt die neue Konzernprognose Spielraum für eine weitere Anhebung.

Weimer könnte sich zum Jahresende mit Rekordwerten bei Umsatz und Gewinn verabschieden. Vorstandsmitglied Stephan Leithner wird bereits im Oktober zum Co-Chef aufsteigen. Die Redaktion sieht die Aktie der Deutschen Börse weiterhin als einen defensiven Wachstumswert mit hoher Gewinnspanne und der Aussicht auf eine kontinuierlich steigende Dividende. Wir erwarten, dass die Ausschüttung im kommenden Jahr um 20 Cent auf dann vier Euro je Aktie steigt. Kursziel: 210 Euro.

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Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier