Funktionieren die Value-Prämie und die Momentum-Prämie bei ETFs nicht mehr? ETF-Experte und Bestseller-Autor Gerd Kommer verrät im exklusiven Interview, warum die Aktien-Prämie die allerwichtigste ist und verrät, warum erst die Schmerzen und dann das Schmerzensgeld kommt.
Im exklusiven Interview auf unserem neuen Youtube-Kanal BÖRSE ONLINE verrät ETF-Experte Gerd Kommer, worauf Anleger nun unbedingt achten müssen:
BÖRSE ONLINE: Wenn man aktuell ins eigene ETF Portfolio schaut, dann sieht es zwar beim MSCI World mit so in diesem Jahr ungefähr 8 Prozent, bei den Emerging Markets mit 4 bis 5 Prozent, Europa und in Europa mit plus 8 Prozent eigentlic gar nicht schlecht aus. Das sind so die Marktrenditen, wo man ja so ungefähr mit 7 bis 9 Prozent pro Jahr rechnen kann. Aber irgendwie stellt sich doch nicht so eine wirkliche Befriedigung bei Anlegern bei ETF Anlegern ein. Wie passt das zusammen? Was ist da aktuell los?
Gerd Kommer: Das dürfte mehrere Ursachen haben. Ursache Nummer eins: Wir haben generell derzeit viele Krisen. Den Konflikt in Israel und Gaza, den Ukraine-Russland-Krieg. Die Pannen und Pleiten, die unsere Bundesregierung am laufenden Band produziert und dann natürlich auch die die Inflationsthematik, die immer noch irgendwo am Brodeln ist. Am Horizont scheint schon wieder so ein bisschen die Corona -orge aufzutauchen im Sinne von Maskenpflicht oder Lockdown-Möglichkeiten. Schlussendlich trägt das alles natürlich nicht zu einer positiven Stimmung bei. Der andere Faktor könnte noch sein, dass 2022 ein außerordentlich schlechtes Aktien- und Anleihen-Jahr war. Historisch war es sogar ganz einzigartig, dass langfristige Anleihen und Aktien gleichzeitig sehr deutlich nach unten gingen. Das sind so einige Faktoren, die wahrscheinlich stimmungsmäßig nicht gerade helfen.
Gerd Kommer: "Erst kommen die Schmerzen und dann das Schmerzensgeld"
BÖRSE ONLINE: Im Vorgespräch hatten wir bereits über ETFs und auch die Faktorprämien gesprochen. Denn auch da war ja aufgefallen, dass gewisse Bereiche des Marktes natürlich ganz anders performen als andere. Also während Momentum sehr, sehr gut gelaufen ist, gab es gerade bei Small-Cap oder Value ordentlich eins auf den Deckel. Sie sind ja auch auch mit ETF, auf den wir später auch noch ausführlicher zu sprechen kommen, sehr auch beim Multifaktorfaktor mit dabei. Wie erklären Sie sich das, dass es da aktuell so große Unterschiede gibt?
Gerd Kommer: Nehmen wir mal den MSCI World als als Proxy für den allgemeinen Markt. Das ist zwar nicht ganz korrekt - streng genommen - aber gut genug jedenfalls. Also dass einzelne Faktorprämien über längere Zeit, wenn Sie so wollen, unterperformen, das ist das Normalste auf der Welt. Also Faktorinvestieren ist nicht quasi der Schlüssel zum Garant zur Outperformance. Wenn es so einfach wäre, denn dann würde das ja jeder machen. Wenn wir in die Historie reinschauen und uns zum Beispiel mal den Value Faktor, den Faktor Momentum, den Faktor Quality, Low Volatilität und was da alles gibt, anschauen dann werden wir für für alle Faktorprämien immer wieder Durststrecken von fünf Jahren und teilweise auch länger sehen, in denen diese Faktorprämien schlechter performten oder ein solches Faktorportfolio schlechter performte als der allgemeine Markt. Das ist einfach normal. Und das ist dass Risiko, das ich als Faktor-Investor in diesem speziellen Fall nehmen muss. akzeptieren muss. Das ist also die alte Geschichte. Zuerst kommen die Schmerzen und und dann kommt das Schmerzensgeld. Und zudem ist ja die Aktien-Prämie die allerwichtigste von allen, die Anleger aber ganz oft vergessen."
Was Gerd Kommer damit meint, wie sein ETF jetzt läuft und wovor Gerd Kommer alle MSCI World Anleger jetzt warnt, das sehen Sie jetzt im exklusiven Video:
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