Wirklich unterbewertet sind Aktien vor allem, wenn sie im Vergleich zu ihrer eigenen Historie deutlich zu billig gehandelt werden. BÖRSE ONLINE untersuchte die internationalen Indizes und ermittelte 25 Qualitätsaktien zu Schnäppchenpreisen
Krisen kommen unerwartet — sonst wären es keine Krisen. Doch es gibt Dinge, die sich vermutlich nie ändern werden. Wie beispielsweise die Diskussionen nach dem ersten Schock, ob es jetzt schon vorbei sei oder der viel größere Knall noch auf uns warten würde. Die jetzige Situation ist dabei keine Ausnahme — im Gegenteil. Selten, vielleicht sogar noch nie zuvor, wurde die Diskussion zwischen den Bullen und Bären am Markt derart konträr geführt wie heute.
Trotz dieser Brandherde lohnen sich günstige Aktien
Die Krux an der ganzen Geschichte: Beide Lager haben stichhaltige Argumente, auf denen das jeweilige Narrativ beruht. Stichwort Bankenkrise: Während die Bullen richtigerweise anmerken, dass die Dramen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse gelöst werden konnten, blicken die Bären auf die Bankeinlagen in den USA. Dort waren die Abflüsse im März so hoch wie noch nie in der US-Geschichte.
Nächster Brandherd: die Rezession. Dass sie kommt, zweifelt nunmehr kaum noch jemand an. Laut Deutsche Bank liegt die Wahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent. Der Blick auf den Anleihemarkt verrät Ähnliches. Die Renditen der zehnjährigen Anleihen? Komplett eingestürzt. Doch über die potenziellen Auswirkungen der Rezession herrscht Uneinigkeit. Denn zur Wahrheit gehört auch: Eine Rezession muss nicht zwangsläufig mit negativer Rendite am Aktienmarkt einhergehen. In den letzten neun Rezessionen seit 1957 legten Aktien in vier Fällen sogar zu — und das um bis zu 18 Prozent.
Dritter Streitpunkt: die Zentralbanken. Ein Drahtseilakt für die Währungshüter, die zwischen Inflation und Rezession entscheiden müssen. Spannend hierbei ist, dass der Markt deutliche Zinssenkungen in Zukunft erwartet, obwohl die offizielle Linie der Fed solche Schritte nicht vorsieht — eine Blackbox, die zusätzliche Unsicherheit schafft. Ergo: Das Sentiment an der Wall Street ist derzeit noch schlechter als während der Finanzkrise. Fakt ist, dass in der Vergangenheit solche Momente trotz (oder gerade wegen) aller Unsicherheiten ein guter Einstiegszeitpunkt waren. „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind“, sagte einst Warren Buffett. BÖRSE ONLINE hat deshalb ganz nach dem Credo der Value-Legende den europäischen und amerikanischen Aktienmarkt durchforstet. Die Mission: keine Experimente — dafür maximale Qualität. Gesucht wurden jene Aktien, die aktuell äußerst günstig zu haben sind und dennoch eine hohe Qualität aufweisen. Echte Schnäppchen, die viel günstiger sind, als sie es eigentlich sein sollten.
Bis zu 76 Prozent Rabatt bei Aktien
Doch wie findet man unterbewertete Aktien? In unsere Betrachtung wurde nicht nur das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einbezogen, sondern zwei weitere wichtige Bewertungskriterien: das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Bei allen drei Kennzahlen wurden sowohl der aktuelle Wert aus dem jüngsten Quartal als auch der historische Zehnjahresschnitt ermittelt. In die engere Auswahl kamen dann nur solche Aktien, die bei allen drei Bewertungskennzahlen — also KGV, KBV und KUV — aktuell unter ihrem historischen Durchschnitt rangieren, um einen möglichst umfassenden Blickwinkel auf die Bewertung zu garantieren. Doch damit nicht genug: Denn eine solche Unterbewertung in sämtlichen Bereichen ist nicht selten auch ein Warnsignal, das auf Aktien mit niedriger Qualität hinweisen kann.
Um die Ramschware also von echten Schnäppchenaktien zu unterscheiden, hat BÖRSE ONLINE ein entscheidendes Qualitätskriterium hinzugefügt. Konkret: In der finalen Auswahl wurden nur Unternehmen berücksichtigt, die in mindestens sieben der vergangenen zehn Jahre ihre Gewinne steigern konnten. Aktien mit einem KGV von über 20, KUV von mehr als fünf und KBV von über sieben wurden ebenfalls ausgeschlossen. Zusätzlich haben wir Branchen wie Immobilien oder Banken eliminiert, bei denen die Gewinnschätzungen für dieses und das nächste Jahr zu hoch sein könnten. Im finalen Schritt wurde dann die durchschnittliche Abweichung von der historischen Durchschnittsbewertung in den drei Kategorien (KGV, KBV und KUV) gebildet. In der Top-25-Tabelle oben sehen Sie die finale Auswahl nach der Höhe des aktuellen Discounts aufgelistet. Mit einem Abschlag von 76 Prozent ist Tech-Gigant Meta Platforms aktuell auf der Spitzenposition der günstigsten Aktien der Welt.
Besonders spannend: Deutschland ist voll von hochqualitativen Schnäppchenaktien. Eine ganze Reihe von deutschen Standardwerten hat es in die Topauswahl geschafft. Und das, obwohl der deutsche Leitindex im Gegensatz zum amerikanischen S & P 500 nahe am Allzeithoch notiert.
Im neuen Heft stellen wir Ihnen die 25 Unternehmen genauer vor, die im Vergleich zu ihrer eigenen Historie am günstigsten bewertet sind. Lesen Sie, welche Überflieger der Vergangenheit nun endlich günstig zu haben sind. Und wer weiß, wie lange die Schnäppchensaison noch läuft? Nutzen Sie die Zeit, und kaufen Sie clever ein, während die Bullen und Bären noch streiten. Denn recht hat am Ende derjenige, der Rendite macht.
Die 25 günstigsten Aktien der Welt finde Sie ab sofort in der neuen Ausgabe von BÖRSE ONLINE.
Weitere Themen im Heft:
Heiße Spekulation auf Urlaub
Europas größter Reiseveranstalter steht vor einer Kapitalerhöhung, der Aktienkurs bleibt unter Druck. Doch angesichts der guten Buchungszahlen ist die Trendwende nah (S.28)
Aufschwung mit dem Abomodell
Die Aktie dieses Softwarekonzerns setzt trotz der schwierigen Situation in der Bauindustrie zur Erholung an. Warum der Titel trotz eines Übergangsjahres einen Blick wert ist (S.32)
Klüger als die KI
Anleger setzen auf IT-Spezialisten, die künstliche Intelligenz beherrschen und Konzerne und Verwaltungen in die neue Ära führen. Auch ein Cloud-Könner birgt große Chancen (S.36)
Nicht kleckern, sondern klotzen
Dieser Industriekonzern profitiert von den enormen Summen, mit denen die US-Regierung die Wirtschaft unterstützt (S.40)
Viel Energie an Bord
Wegen sinkender Frachtraten sind die Kurse einiger Reeder wieder zurückgekommen. Allerdings haben sie sich entschuldet und verdienen immer noch Geld. LPG-Schiffe rücken in den Fokus (S.44)
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