Es ist das wichtigste Kryptoereignis des Jahres. Klappt die Umstellung bei Ethereum reibungslos - und danach sieht es am Morgen des 15. Septembers aus - wird das Vertrauen in die Kryptowelt wieder stärker. Was Sie jetzt alles zum Ethereum-Merge wissen müssen. Von Gerd Weger
Der Bitcoin hat zuletzt mit einem Kurssprung überrascht. Mitte vergangener Woche fiel der Kurs noch unter 19.000 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Juni. Zum Wochenschluss gab es dann einen kräftigen Turnaround mit einem sprunghaften Kursanstieg um 17 Prozent. Marktbeobachter machten dafür den Einstieg von Bitcoin-Walen und einen durch den Kursanstieg ausgelösten Shortsqueeze verantwortlich.
Nicht unmaßgeblich dürfte auch die zunehmende Aufregung am Markt wegen des bevorstehenden Merge bei Ethereum am Donnerstag sein. Die Umstellung des auf der Ethereum-Blockchain verwendeten Konsensmechanismus von Proof of Work auf Proof of Stake gilt als das wichtigste Ereignis der Kryptowelt in diesem Jahr. Danach verbraucht der Betrieb des Ethereum-Netzwerks nur noch ein Tausendstel der bisher benötigten Energie.
Der digitale Weltcomputer Ethereum gilt als so etwas wie das Betriebssystem unzähliger Kryptoanwendungen. Die Ethereum-Blockchain ist der unangefochtene Marktführer für DApps und Smart Contracts. Die vielen Anwendungen in Bereichen wie DeFi und NFTs haben in der Vergangenheit zu Verstopfungserscheinungen geführt. Das Problem der Skalierbarkeit und der hohen Transaktionskosten wird nun nach der Umstellung durch den Merge verstärkt in Angriff genommen. Bisher kann die Blockchain selbst nur rund 15 Transaktionen pro Sekunde ausführen — doppelt so viele wie beim Bitcoin, aber dennoch ungenügend.
Mittels Sharding soll das Problem durch eine Aufteilung der großen Datenbank in einzelne kleinere Teile behoben werden. Dadurch sollen bis zu 10.000 Transaktionen pro Sekunde möglich werden, Ethereum-Gründer Vitalik Buterin sprach kürzlich sogar von bis zu 100.000 Transaktionen pro Sekunde.
Die steuerlichen Auswirkungen des Ethereum Merge
Beim Merge könnte es zu einer Hard Fork kommen, da ein Teil der Miner die alte Blockchain fortführen will. Dabei würde jedem Inhaber von Ethereum die entsprechende Menge eines neuen Coin zugeteilt. Beim alten Coin bleibt alles beim Alten. Die steuerlich relevante Spekulationsfrist von einem Jahr läuft bei einer Fork weiter. Wurde Ethereum vor mehr als einem Jahr angeschafft und ist daher steuerfrei, bleibt es auch so. Das würde dann auch für den neuen Coin gelten, der als Ethereum Proof of Work (ETHPOW) bezeichnet werden soll. Der neue Coin könnte sofort steuerfrei verkauft werden.
Anders verhält es sich, wenn die Position noch nicht steuerfrei ist. Die zugeteilten Coins wären dann beim Verkauf mit dem individuellen Einkommensteuersatz zu versteuern. Es wird leider noch komplizierter. Denn bei den abzugsfähigen Anschaffungskosten muss das Verhältnis der Kurse von ETH und ETHPOW am ersten Handelstag von ETHPOW festgestellt werden. In diesem Verhältnis werden dann die Anschaffungskosten auf die beiden Coins aufgeteilt. Hat die Ethereum-Position zum Beispiel 1.000 Euro gekostet und das Verhältnis der Kurse beider Coins wäre 10 : 1, dann würden bei einem Verkauf von ETHPOW also 100 Euro als Anschaffungskosten angerechnet.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 37/2022. Werfen Sie hier einen Blick ins Heft und sehen Sie dort noch eine Ethereum-Chartanalyse.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Ethereum, Bitcoin