Deutschland befinde sich mitten in einem Wohlstandsverlust, sagt Deutschlands bekanntester Ökonom Hans-Werner Sinn. Warum er Verteilungskämpfe befürchtet und wie er sich mit Aktien und Immobilien schützt.
BÖRSE ONLINE:Viele Menschen reden ja auch in dem Zusammenhang, aber sicherlich auch bei anderen Aspekten, über den Wohlstandsverlust, wo Sie vor Angst haben, dass Deutschland Wohlstand verliert. Wie realistisch ist das oder sind wir schon mitten in einem Wohlstandsverlust drin?
Professor Hans-Werber Sinn: Ja, natürlich. Das haben wir ja gerade diskutiert mit der Rente. Es bleibt ja nicht aus, wenn immer weniger Leute arbeiten, dass da ein Wohlstandsverlust ist. Das geht ja gar nicht mehr zu verändern. Dazu kommen andere Belastungen, die ich eben auch für wohlstandsschädlich halte. Das ist insbesondere die unilaterale Klimapolitik. Darüber hatten wir gesprochen. Verbrennerverbot, Ölheizungsverbot, alles für die Katz, wenn man bedenkt, dass das Öl anderswo verbrannt wird dann auf der Welt und belastet uns nur mit riesigen Ausgaben. Das sind alles wohlstandsmindernde Aktivitäten. Ich meine, wir müssen natürlich materiellen Wohlstand einbüßen auf der Welt, das Klima zu retten. Das schon, aber das müssen wir zusammen mit den anderen machen und da können wir nicht einfach voranschreiten. Da passiert nichts.
Wohlstandsverlust und zu viel Staat - Deutschlands bekanntester Ökonom Sinn rechnet mit Politik ab
BÖRSE ONLINE: Bei diesen ganzen politischen Eingriffen auch in die Wirtschaft, die Sie erwähnt haben, jetzt so zum Schluss des Interviews, ist Deutschland denn noch eine Marktwirtschaft?
Hans-Werner Sinn: Ja. Ludwig Ehrhardt wird schon noch hochgehalten, aber schleichend werden wir immer dirigistischer, weil die Politik immer so vorgeht. Da ist irgendwo ein Missstand, da müssen wir eine Anordnung machen, eine neue Regelung. Die Bürokratie wird immer umfangreicher, sodass die Firmen allmählich ersticken in dieser Bürokratie. Und wenn man also alles versucht zu regeln durch Anordnungen, Gebote und Verbote … Frau Baerbock hat das mal in der Ordnungspolitik bezeichnet. Das finde ich absurd. Das hat mit Ordnungspolitik gar nichts zu tun. Aber wenn man das alles so festzurrt, dann können sich die nicht mehr bewegen. Das ist die Gefahr. Neodirigismus, sagt mein Nachfolger Clemens Fuest dazu. Ich glaube, er hat das richtige Wort dafür gefunden.
So schützt man sich mit Aktien und Immobilien vor dem Wohlstandsverlust
BÖRSE ONLINE: Herr Professor Sinn, das hört sich dann ja alles nicht besonders erbaulich an. Wenn Sie auf den Standort Deutschland 2034 blicken, also in zehn Jahren, wie sieht Deutschland dann aus?
Hans-Werner Sinn: Schwierig. Also wenn wir da so weiterfahren, dann haben wir ziemlich viel ruiniert. Dann gibt es Verteilungskonflikte zwischen jung und alt und auch die schon sichtbaren ethnischen Konflikte, die wir ja haben wegen der Migration. Also das alles ist eine Gemengelage, die ist eigentlich nicht so schön Insofern ist es richtig, wenn jetzt die Parteien in Deutschland allmählich aufwachen und dabei sind, vorsichtig umzusteuern.
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