In den vergangenen Tagen wurde angezweifelt, dass die Pleite der Silicon Valley Bank weitere Banken mit in die Tiefe reißt. Doch der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, Larry Fink, sieht durchaus die Gefahr, dass weitere 'Dominosteine' fallen können. Auch Hedgefonds-Manager Ray Dalio macht sich Sorgen um das Finanzsystem.
"Preis des billigen Geldes"
Der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock hat nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) vor anhaltenden Risiken für den Bankensektor gewarnt. Es sei aber noch zu früh, um den gesamten Schaden absehen zu können. Die aktuelle finanzielle Situation sei dem "Preis des billigen Geldes" geschuldet, schrieb Larry Fink in seinem jährlichen Brief an Firmen-Chefs und Investoren.
Nach der Krise der Regionalbanken in den USA werde sich die Finanzindustrie mehr mit der sogenannten Liquiditäts-Inkongruenz beschäftigen müssen, schrieb Fink. Die Niedrigzinsen führten bei einigen Instituten dazu, dass sie ertragsreichere Investitionen gesucht hätten, die in einer Krise allerdings nicht so ohne weiteres wieder verkauft werden könnten. Er rechne damit, dass die US-Notenbank auch nach den bisherigen Zinserhöhungen den Leitzins zur Bekämpfung der Inflation weiter anheben wird.
Es sei unvermeidbar, dass einige Banken die Kreditvergabe etwas zurückfahren, um ihre Bilanzen zu stabilisieren. Demzufolge werden Bankkunden die Finanzierungsmöglichkeiten auf den Kapitalmärkten suchen. "Es ist noch zu früh, um zu wissen, wie verbreitet der Schaden ist," zitiert Reuters den Investor. Regulatorische Maßnahmen halfen bisher, Ansteckungsrisiken zu vermeiden. "Aber die Märkte bleiben nervös."
Inflation bleibt hoch
Larry Fink rechnet außerdem mit einer hartnäckig hohen Inflation in den kommenden Jahren. Die Preise für Produkte würden mittelfristig hoch blieben und für die Zentralbanken schwieriger zu kontrollieren sein. "Daher gehe ich davon aus, dass die Inflation in den nächsten Jahren eher bei 3,5 oder 4 Prozent liegen wird", schreibt Fink in seinem 20-seitigen Brief.
Die hohen Zinsen werden staatliche Ausgaben bremsen, Entscheidungsträger aus der Wirtschaft und Politik müssen also gut zusammenarbeiten. "Die geld- und finanzpolitischen Maßnahmen, die den Gesetzgebern und Regulierungsbehörden zur Verfügung stehen, um die aktuelle Situation anzugehen, sind begrenzt – insbesondere mit einer gespaltenen Regierung in den USA," schrieb der BlackRock-Chef.
Ray Dalio sieht Folgen für die Weltwirtschaft
Auch Ray Dalio hat einen Newsletter. Und darin macht sich der Hedgefonds-Manager und Milliardär große Sorgen um die globale Finanzwelt. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank zeige, dass die Weltwirtschaft mit den Leitzinserhöhungen zur Inflationseindämmung in eine neue Ära eingetreten sei. Es sei mit weiteren Folgen zu rechnen.
Dalio erwartet, dass sich die Probleme im Bankensektor sowie in der globalen Weltwirtschaft häufen werden, weil die Anleihe- und Kreditmärkte schrumpften. Die Märkte müssten nach der SVB-Pleite mit vielen weiteren Problemen rechnen.
"Die Insolvenz der Silicon Valley Bank ist ein Kanarienvogel im Kohle-Bergwerk“, schrieb Dalio laut Bloomberg in einem Newsletter am Dienstag, also noch vor dem Crash der Credit-Suisse-Aktie. Die Redewendung 'Kanarienvogel im Kohle-Bergwerk' bezieht sich auf die Zeit, als Vögel im britischen Bergbau zur Frühwarnung vor Kohlenmonoxid-Austritten eingesetzt wurden.
Bei der SVB-Pleite handele es sich um eine Frühindikator-Dynamik, die Auswirkungen im Risikokapital-Bereich und weit darüber hinaus haben werde, so Dalio.
BÖRSE ONLINE meint...
... dass in den vergangenen Jahren immer wieder vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems gewarnt wurde, der aber nicht erfolgte. Die Notenbanken haben immer Maßnahmen ergriffen, die das System wieder stabilisierten. Das dürfte auch diesmal erfolgen.
Lesen Sie auch: Hat Warren Buffett mit Berkshire Hathaway trotz Krise jetzt bei dieser Bankaktie zugeschlagen?
(Mit Material von Reuters)