Betongold galt bei vielen Investoren lange Zeit als sicherer Hafen, nun mehren sich die Schieflagen. Hier finden Sie Antworten auf 7 brandheiße Fragen, wie es mit dem deutschen Immobilienmarkt weitergeht.
Wohnimmobilien waren hierzulande in den vergangenen 2 Jahren zwischen 20 und 30 Prozent überbewertet. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Bundesbank, die für die Big-7-Städte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart Preisübertreibungen von mehr als 35 Prozent ermittelt hat. Wie sollen sich Kaufinteressenten, verkaufswillige Eigenheimbesitzer, Mieter und Aktionäre von Immobilienkonzernen vor diesem Hintergrund positionieren? Die Redaktion von €uro gibt Ihnen Antworten auf 7 brandheiße Fragen:
Sinken die Kaufpreise für Wohnimmobilien weiter?
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind zuletzt so stark gefallen wie seit 23 Jahren nicht. Im ersten Quartal 2023 gingen die Preise im Schnitt um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, hat das Statistische Bundesamt (Destatis) ermittelt. Wer als Kaufinteressent auf weiter sinkende Preise spekuliert und den Erwerb eines Objekts zurückstellt, könnte den günstigen Zeitpunkt verpassen: Nach einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik rechnen 1.400 Ökonomen aus 133 Ländern damit, dass die Immobilienpreise in den nächsten Jahren weltweit durchschnittlich um 9 Prozent pro Jahr steigen werden. Für Deutschland gehen die Experten von einer jährlichen Preissteigerung von 7,2 Prozent aus.
Werden die Mieten auch in nächster Zeit steigen?
Bei Bestandsimmobilien werden die Mieten wegen der gesetzlichen Preisbremsen (15 Prozent binnen 3 Jahren) nicht so stark steigen. Zudem fordert die SPD-Bundestagsfraktion, dass sie bei Bestandsverträgen um maximal 6 Prozent innerhalb von 3 Jahren erhöht werden dürfen. Dagegen werden die Neubaumieten in Metropolregionen noch stärker nach oben getrieben. Verunsicherte Kaufinteressenten, die mit dem Erwerb nun noch warten, drängen zusätzlich auf den Mietmarkt. Auch der Kostendruck steigt: Damit Projektentwickler ihre Kosten hereinholen, müsste die Quadratmetermiete für eine neue Wohnung derzeit bei etwa 18 Euro liegen, schätzt die Kieler Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen.
Sollten Anleger bei Immobilien-Aktien schon wieder einsteigen?
Deutsche Immobilienunternehmen wie Aroundtown, Deutsche Wohnen, DIC Asset und Vonovia haben in den vergangenen 2 Jahren Kursrückschläge von bis zu 80 Prozent hinnehmen müssen, weil der Markt die genannten Herausforderungen und Risiken im aktuellen Marktumfeld eingepreist hat. Dazu kommt, dass Börse immer auch Psychologie ist und manche Effekte überzeichnet werden. „Ich gehe davon aus, dass eine Trendwende einsetzen wird, wenn klar ist, dass die Zinsen nicht weiter steigen, Refinanzierungen wieder leichter möglich sind, die Perspektive auf die Umsetzung der Energiewende klarer wird und Investoren wie Unternehmen ihre Zurückhaltung aufgeben“, sagt JLL-Immobilienexperte Konstantin Kortmann. Eine ähnliche Prognose gibt das Analysehaus Bulwiengesa: Sobald die Leitzinsen nicht weiter steigen, werde die Börse Immobilienkonzerne nicht mehr pauschal bewerten und jedes Unternehmen wieder differenziert betrachtet werden. Wer gut mit Eigenkapital ausgestattet ist, dürfte dann im Vorteil gegenüber den Wettbewerbern sein.
Welchen Einfluss die Höhe der Notenbankzinsen auf das Baugeld hat, ob das Heizungsgesetz auf die Verkaufspreise drückt, warum Bausparen beim Finanzieren wieder gefragt ist und ob es noch zum Immobiliencrash kommen kann, lesen Sie in der aktuellen €uro 10/23.
Wenn Sie regelmäßig von den Einschätzungen der Redaktion von €uro zu Anlage-, Steuer- und Versicherungsthemen profitieren möchten, empfehlen wir Ihnen das €uro Probeabo zum Vorteilspreis: 3 digitale Ausgaben €uro für 15,99 Euro statt 23,97 Euro.
€uro – das Magazin rund um Wirtschaft, Finanzen, Steuern, Recht sowie Geldanlage und Versicherungen.