Die Kurserholung im Bärenmarkt ist vorerst einmal gestoppt. Wie Anleger auf den schwachen Kryptomarkt in diesem Jahr reagieren sollten und wie es weitergehen könnte. Von Gerd Weger
Die schwache Kursentwicklung an den Aktienmärkten belastet weiterhin die Kurse von Bitcoin. Eigentlich ist der Bitcoin als Asset konzipiert, das sich von den Geschehnissen an den traditionellen Finanzmärkten abkoppeln kann. Vor einigen Jahren war die Preisentwicklung deshalb nicht oder nur gering korreliert mit den Aktienpreisen. Unter einer Korrelation versteht man den Grad der Gleichförmigkeit, mit der sich die Preise von zwei verschiedenen Anlageklassen wie Aktien und Bitcoin bewegen.
Zuletzt war eine im historischen Vergleich große Korrelation von Bitcoin insbesondere zu den Tech-Aktien zu beobachten. Analysten führen dies darauf zurück, dass immer mehr private wie traditionelle Anleger von den großen Kurssteigerungen im Kryptomarkt angelockt wurden. Die Beobachtung hat gezeigt, dass gerade diese Anlegergruppe bei Schocks gleichförmig reagiert und neben den Aktien dann auch Bitcoin und andere Kryptowährungen verkauft. Als Paradebeispiel gilt der irrationale Einbruch von Bitcoin beim Corona-Crash im März 2020 zusammen mit Aktien. Selbst Anleger, die Bitcoin gerade wegen seiner Unabhängigkeit von Aktien gekauft haben, verkaufen dann in einer akuten Krise.
Dies führt zu einem Paradoxon: Je mehr Anleger mit einem traditionell geprägten Anlagemuster Bitcoin wegen des Narrativs seiner Unabhängigkeit von anderen Kapitalanlagen kaufen, desto abhängiger wird der Bitcoin von diesen — zumindest bei einer kurzfristigen Betrachtung. Experten wie Philipp Sandner vom Frankfurt School Blockchain Center sehen trotzdem nur eine temporäre Korrelation von Bitcoin und Aktien.
Sukzessive einsteigen bei Bitcoin und weiteren Kryptowährungen
Im Normalfall ist der Bitcoin nur mäßig oder überhaupt nicht korreliert mit dem Aktienmarkt. Auf kurze Sicht kann es passieren, dass der Bitcoin bei einem Aktiencrash mit in die Tiefe gezogen wird. Ein solcher Crash ist durch die zuletzt immer fragiler gewordene Situation an den Kapitalmärkten wahrscheinlicher geworden. Der Rebound beim Bitcoin seit Mitte Juli ist gestoppt. Nach einem Plus von rund 30 Prozent hat er die Kursgewinne fast vollständig wieder abgegeben. Dadurch bleibt der übergelagerte Abwärtstrend intakt und damit die große Wahrscheinlichkeit neuer Jahrestiefstkurse. Das bisherige Tief lag Mitte Juni bei 17 700 Dollar. Das absolute Tief wird wahrscheinlich erst zum Jahreswechsel erreicht.
Das Niveau dieser Tiefstkurse ist kaum prognostizierbar, liegt wahrscheinlich aber irgendwo in dem Bereich zwischen 10 000 und 15 000 Dollar. Solche Kursniveaus werden erneut die Basis für spektakuläre Kursgewinne legen. Denn der nächste Hausse-Zyklus rund um das vierte Bitcoin-Halving im März 2024 könnte schon zu Beginn nächsten Jahres starten. Tiefstkurse beim Kauf werden Anleger in der Regel aber ebenso wenig erwischen wie Höchstkurse beim Verkauf. Deshalb sind sukzessive Käufe sinnvoll. Dies kann über eine Cost-Averaging-Strategie oder einen Sparplan erfolgen, bei dem regelmäßig eine bestimmte Stückzahl von Bitcoin gekauft oder ein bestimmter Betrag in Bitcoin angelegt wird. Entscheidend ist, eine solche Strategie unabhängig von der aktuellen Nachrichtenlage durchzuhalten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin