Nächste Woche steht der letzte Zinsentscheid des Jahres 2022 an. Und auch wenn der gesamte Markt von einer Lockerung der Zinsanhebungspolitik ausgeht, könnte es trotzdem ein böses Erwachen für die Märkte geben. Von Johann Werther

Nachdem der Markt am Freitag die neunte Woche in Folge mit positiven Vorzeichen schloss, richten sich alle Augen gespannt auf die FED Sitzung am Dienstag und Mittwoch nächster Woche. Auslöser der Rallye waren ursprünglich die überraschend niedrigen Inflationsrate für September, welche Mitte Oktober publik wurden. Seitdem erwartet die Börse, dass die FED bei der Zinserhöhung den Fuß vom Gas nehmen wird.

https://www.cmegroup.com/markets/interest-rates/cme-fedwatch-tool.html
Zinserwartungen

Laut dem FED Watch Tool der CME Group erwartet eine deutliche Mehrheit der Marktteilnehmer die “moderate” Zinsanhebung um 50 Basispunkte, nachdem Anleger dreimal in Folge eine Steigerung um 75 Basispunkte gesehen haben. Doch bevor die Entscheidung fällt, warten noch einige Ereignisse, die den Kurs der Zentralbank noch in die eine oder andere Richtung lenken können.

Tage der Entscheidung für Aktien

Denn es warten noch Arbeitsmarkt- und vor allem Inflationszahlen für November vor der Entscheidung der Notenbank, sodass diese der ganzen Tagung nochmal eine völlig neue Richtung geben können. Selbstverständlich erhofft sich die Börse niedrige Teuerungsraten für den vergangenen Monat, bei den Arbeitsmarktdaten hingegen ist man gespalten.

Einerseits wäre ein robuster Arbeitsmarkt ein Indikator für die FED die Zinsen weiter anzuheben, andererseits würde ein schwacher Arbeitsmarkt ein klarer Indikator für eine Rezession sein. Da die Notenbank allerdings diesmal fiskalisch nicht eingreifen könnte, ist die Angst vor einem Wirtschaftsabschwung besonders groß.

Deswegen werden sich in dieser Woche die Augen vor allem auf die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe richten, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Doch auch am Freitag wird es nicht weniger spannend, da hier die Erzeugerpreise veröffentlicht werden. Den Höhepunkt wird es allerdings in der nächsten Woche am 13. Dezember während der FED Sitzung geben, denn hier erscheinen die Inflationsdaten für den November. Zwar dürfte die Zentralbank diese Zahlen zwar nicht mehr in die Beratung einbeziehen, doch die Vergangenheit, sowie der Umstand, dass die Erzeugerpreise ein guter Indikator sein dürften, strafen diese Aussage Lügen.

Raus aus dem Bärenmarkt – Rein in die Bullenrallye?

Doch was müsste passieren, damit es auch eine nachhaltige Rallye an den Märkten gibt? Vermutlich müsste es einen robusten Arbeitsmarkt und niedrige Inflationszahlen geben, infolgedessen sich die FED für ein niedrigeres Zinsziel entscheiden müsste. Dies ist allerdings alles andere als sicher und einige Ökonomen gehen sogar von sieben bis acht Prozent an Zinsen aus, wenn die Inflation weiter ansteigt.

Die aktuell prominentesten Schätzungen der Bank of America sprechen zwar von einem Zinsziel von 500 bzw. 525 Basispunkten, doch dies dürfte nach der Sitzung entweder in die eine oder andere Richtung revidiert werden.

Und das denkt der weltgrößte Vermögensverwalter über die kommenden Monate an den Märkten.