Die Börsen in den USA und auch der DAX steigen am Dienstag aus einem Grund deutlich. Außerdem im Fokus: die Aktien von Daimler Truck und Vonovia.
Die jüngsten Hilfen der chinesischen Regierung für den angespannten Aktienmarkt und den angeschlagenen Immobiliensektor stimmen die Anleger in Europa weiter zuversichtlich. "Dank der neuen Maßnahmen der Regierung sind die Sorgen um Chinas Wirtschaft fürs Erste in den Hintergrund gerückt", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Nach einem freundlichen Wochenstart legte der DAX am Dienstag erneut um rund 0,8 Prozent auf 15.920 Punkte zu. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, zog gleich stark auf bis zu 4319 Zähler an.
Nach mehreren Einzelmaßnahmen wie etwa der Halbierung der sogenannten Stempelsteuer für den Aktienhandel, der Lockerung von Darlehensregeln sowie Maßnahmen zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum spekulierten Investoren auf weitere Unterstützung. Dies sorgte auch für Rückenwind am Rohstoffmarkt. So kletterte etwa der Preis des für die Bauwirtschaft wichtigen Metalls Kupfer um 0,8 Prozent auf 8419 Dollar je Tonne. "Wir erwarten weiterhin, dass überraschend schwache Daten die Wahrscheinlichkeit für ein großes Konjunkturpaket in China erhöhen, was unserer Meinung nach bis zum Jahresende positiv für die Preise von Basismetallen sein wird", konstatierten die Analysten der National Australia Bank.
Außerdem starteten auch die Wall Street und die US-Börsen stark. Gegen 16 Uhr wurden zudem die neuen Zahlen zu den Jobs in den USA veröffentlicht, welche die Börsen weiter befeuerten. So steigt der Dow Jones zur Stunde um 0,5 Prozent, der S&P 500 um 0,9 Prozent und der Nasdaq100 um 1,5 Prozent. Denn: Der heiß gelaufene Arbeitsmarkt in den USA zeigt Anzeichen der Abkühlung. Die Zahl der offenen Stellen - ein Maß für die Nachfrage nach Arbeitskräften - sank stärker als erwartet: Diese auch für die Notenbank Fed wichtige Kennziffer fiel per Ende Juli auf 8,827 Millionen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage (Jolts) mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 9,465 Millionen gerechnet. Zugleich wurde der Vormonatswert auf 9,165 Millionen von 9,582 Millionen nach unten revidiert.
Dies könnte Druck von der Fed nehmen, die Zinsen weiter hoch zu halten und deswegen reagieren die Märkte erfreut.
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DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Dienstag: Daimler Truck und Vonovia
Am Dienstagnachmittag befinden sich die Aktien von Vonovia mit plus 2,16 Prozent an der Spitze des DAX.
Am meisten verlieren die Papiere von Daimler Truck mit 0,80 Prozent.
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Aktien von Adler im Fokus
Der kriselnde Immobilienkonzern Adler Group hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Ergebnisrückgang verzeichnet. Mieterträge und operatives Ergebnis sanken und wegen der gestiegenen Zinsen musste Adler - wie andere Unternehmen aus der Branche auch - ihr Portfolio abwerten. Der sogenannte faire Wert des gesamten Portfolios einschließlich der Entwicklungsprojekte belief sich den Angaben vom Dienstag zufolge zum 30. Juni auf 6,4 Milliarden Euro, nach 7,4 Milliarden Euro zum Jahresende. Der Nettoverlust in den ersten sechs Monaten betrug gut eine Milliarde Euro nach 604 Millionen ein Jahr zuvor.
Die Nettomieterträge sanken in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich von 131 Millionen auf 108 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Die für die Branche wichtige operative Ergebniskennziffer FFO I (Funds from Operations) aus der Vermietung fiel von 50 Millionen auf 8 Millionen Euro. Der Rückgang spiegele das deutlich reduzierte Mietportfolio nach den Portfolioverkäufen im vergangenen Jahr und gestiegene Finanzierungskosten wider, hieß es.
Die monatliche Durchschnittsmiete des Vermietungsportfolios stieg hingegen im Berichtszeitraum auf 7,69 Euro je Quadratmeter im Monat, was einem flächenbereinigten Mietwachstum von 3,1 Prozent entspricht, wie Adler weiter berichtete. Die Leerstandsquote des Kernportfolios sei mit 1,4 Prozent zum 30. Juni auf einem sehr niedrigen Niveau geblieben.
Die Transaktionsmärkte seien derzeit "ausgetrocknet", erläuterte Konzernchef Thierry Beaudemoulin. Deswegen konzentriere sich Adler auf das Liquiditätsmanagement, "das für uns nach wie vor oberste Priorität hat". Der Fokus der Gruppe liege weiter auf dem Abbau von Schulden durch den Verkauf von Vermögenswerten und Portfolios.
Der Verwaltungsrat des Konzerns gab nun am Dienstag ein Barangebot zum Rückkauf von im November fälligen Wandelschuldverschreibungen mit einem Volumen von 165 Millionen Euro bekannt. Der Rückkaufpreis betrage 97 000 Euro pro 100 000 Euro Nennbetrag zuzüglich aufgelaufener Zinsen. Im Gegenzug sollen Schuldverschreibungen für bis zu 191 Millionen Euro ausgegeben werden.
Der Immobilienkonzern steckt schon länger in der Krise. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben hatte. Es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verweigerte Adler später das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Adler Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Milliarden Euro.
Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung. Ende Juni durchsuchten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt wegen des Verdachts der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue Büros der Tochter Adler Real Estate.
Jefferies-Umstufungen bewegen Encavis, Compugroup und Cancom
Analystenumstufungen der Investmentbank Jefferies haben am Dienstag vorbörslich gleich drei deutsche Aktienwerte aus der zweiten und dritten Börsenreihe stärker beeinflusst. Cancom und Compugroup verloren im Tradegate-Handel im Vergleich zum Xetra-Schluss 1,8 respektive 2,3 Prozent an Wert nach Abstufungen auf "Hold". Dem gegenüber standen die Aktien von Encavis, die zum Kauf empfohlen wurden und daraufhin im Vergleich zu ihrem Xetra-Schlusskurs um 2,7 Prozent anzogen.
Die Empfehlungen stammen aus einer Studie, in der Analyst Martin Comtesse seine Favoriten im Bereich kleinerer und mittelgroßer europäischer Unternehmen überprüfte. Die Bewertungen solcher Aktien seien nahe am historischen Tief, es gebe aber zu Beginn des dritten Quartals Anzeichen einer Besserung.
Zu Encavis schrieb er, angesichts des Kursverfalls habe der Markt mittlerweile die Rückkehr zu einem normaleren Strompreisniveau weitgehend berücksichtigt und dürfte sich nun auf die fundamentalen Chancen fokussieren.
Bei Cancom dagegen vermisst er mittelfristig Impulse für einen steigenden Aktienkurs, wenngleich die Papiere nicht teuer erschienen. Compugroup könnte in seinen Augen im laufenden Jahr die eigenen mittelfristigen Ziele verfehlen.
Mit Material von dpa-afx
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