Der DAX zeigt sich am Mittwoch zunächst schwach, kann sich im Tagesverlauf aber verbessern. Allerdings zeigt sich die Wall Street schwach. Außerdem im Fokus: die Aktien von Siemens Energy und das IPO von Schott Pharma.
Europas Anleger haben weiterhin an den sich weltweit eintrübenden Wirtschaftsaussichten zu knabbern. Der DAX sackte am Mittwoch erst um 0,6 Prozent auf unter 15.700 Punkte ab, kann sich aber am späten Nachmittag auf lediglich minus 0,15 Prozent verbessern und notiert bei 15.750 Zählern. Während der EuroStoxx50 um 0,7 Prozent auf 4240 Zähler fiel.
Zudem zeigt sich am Dienstag auch die Wall Street schwach: Der Dow Jones notiert gegen 17 Uhr bei minus 0,5 Prozent und 34.470 Punkten, der S&P 500 liegt sogar 0,75 Prozent hinten und die Nasdaq100 um 0,9 Prozent.
"Wenn man sich auf der ganzen Welt umschaut, verschlechtern sich die Wirtschaftsnachrichten aus China, die makroökonomischen Nachrichten aus Europa sind nicht gut. Irgendwann wird sich diese Nachfragesorge also auf den Markt auswirken", sagte Peter Cardillo, Chefmarktökonom bei Spartan Capital Securities in New York. Wie die US-Wirtschaft die gestiegenen Zinsen und die noch immer recht hohe Inflation verkraftet, dürfte der Konjunkturbericht (Beige Book) der US-Notenbank Fed zeigen, der im Tagesverlauf (20.00 Uhr MESZ) veröffentlicht wird. Laut dem CME FedWatch Tool lagen die Chancen der Händler für eine Pause bei den Zinserhöhungen bei der September-Sitzung der Zentralbank weiterhin bei 93 Prozent, wobei die Wetten auf eine Pause im November bei knapp 57 Prozent lagen.
Für schlechte Laune sorgte hierzulande, dass der deutschen Industrie zu Beginn der zweiten Jahreshälfte die Aufträge so stark wegbrachen wie seit über drei Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft schrumpfte im Juli um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. "Der Daumen zeigt für den Industriesektor weiter nach unten", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe. Eine Trendwende sei wegen der schwachen Weltwirtschaft und hoher Energiekosten nicht in Sicht.
Vor allem die Sorgen um eine strauchelnde chinesische Wirtschaft hatten die Börsen in den vergangenen Tagen belastet. Zudem fielen die Zinssignale der Notenbanken wenig eindeutig aus. Anleger, die gegen eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank in der nächsten Woche wetten, könnten die Wahrscheinlichkeit einer solchen Erhöhung unterschätzen, sagte EZB-Ratsmitglied Klaas Knot der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Geldmarkt-Futures deuten darauf hin, dass Händler nur eine 33-prozentige Chance einpreisen, dass die EZB am 14. September die Zinsen um 25 Basispunkte anheben wird.
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Mittwoch
Am Mittwochmittag befinden sich die Aktien von Siemens Energy (+1,04 Prozent), Vonovia (+1,77 Prozent) und HeidelbergMaterials (+1,48 Prozent) an der Spitze des DAX.
Am anderen Ende verlieren Commerzbank (-2,85 Prozent), Fresenius (-1,43 Prozent) und Zalando (-2,28 Prozent) am meisten.
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Die Ölpreise fallen und drücken auch die Börsen
An den Rohstoffmärkten fielen die Ölpreise, nachdem sich Spekulationen auf ein weiter stark verknapptes Angebot verflüchtigten. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 89,26 Dollar je Fass, US-Leichtöl WTI sank um 0,8 Prozent auf 85,97 Dollar. Saudi-Arabien und Russland hatten am Dienstag ihre freiwilligen Ölkürzungen bis zum Jahresende verlängert. Doch beide Länder werden ihre Entscheidungen monatlich überprüfen, um abhängig von den Marktbedingungen eine Verschärfung der Kürzungen oder eine Erhöhung der Produktion in Betracht zu ziehen. Das lasse Raum für Spekulationen, sagte ein Händler.
Der jüngste Anstieg der Ölpreise hatte die Börsen zusätzlich belastet. "Energiepreise sind große Inflationstreiber, und gerade zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Preisspirale gehorsamer nach unten zu bewegen scheint, könnten hohe Rohölpreise für Aufregung sorgen", bemerkte Susannah Streeter, Leiterin Geld und Märkte bei Hargreaves Lansdown.
Schott Pharma im Fokus
Der Mainzer Spezialglashersteller Schott will seine Pharmasparte bis Ende dieses Jahres an die Börse bringen. Der Handel der Aktien an der Frankfurter Börse solle abhängig vom Kapitalmarktumfeld aufgenommen werden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Der Börsengang werde nur bestehende Stammaktien der derzeit alleinigen Gesellschafterin - der Schott-Tochter Schott Glaswerke Beteiligungs- und Export GmbH - umfassen. Der Schott-Konzern soll Mehrheitseigentümer der Pharmasparte bleiben.
Schott hatte den Börsengang vor einiger Zeit angekündigt, aber stets betont, dass es dafür den richtigen Zeitpunkt brauche. Schott Pharma sei auf dem Markt für injizierbare Medikamente ideal positioniert, sagte Unternehmenschef Andreas Reisse. Der Börsengang bringe neue Chancen. Schott Pharma erhofft sich so einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt und zu Finanzierungsmöglichkeiten als unter dem Stiftungsmodell der Schott AG. Reisse hatte betont, die Pharmasparte wolle Teil von Schott bleiben. "Eine starke Mutter im Hintergrund" sei gut für das Unternehmen.
Schott Pharma stellt unter anderem Spritzen aus Glas und Spezialglaskunststoff, Ampullen und Fläschchen für den Medizinbereich her. Die im August 2022 ausgegliederte Sparte profitiert von dem starken Wachstum bei Medikamenten, die per Injektion verabreicht werden, etwa Mittel auf mRNA-Basis oder zur Behandlung von Diabetes und Adipositas.
Gerade die rasante Verbreitung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes 2 und Fettleibigkeit ist aktuell ein starker Treiber der Pharmabranche. Gewichtssenker wie Wegovy der dänischen Novo Nordisk und Konkurrenzmittel wie etwa Mounjaro von Eli Lilly oder Ozempic von Roche boomen daher. Das treibt auch die Nachfrage nach Spritzen von Unternehmen wie Schott Pharma und dem im MDax notierten Wettbewerber Gerresheimer an. Auch getragen davon haben die Aktien von Gerresheimer ihren Wert 2023 bereits fast verdoppelt.
Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Schott Pharma einen Umsatz von 821 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023 stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent auf 670 Millionen Euro. Mittelfristig strebt der Hersteller, der weltweit rund 4700 Mitarbeiter hat, ein jährliches Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent an. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Mainz und in Deutschland zudem einen wichtigen Produktionsstandort im badischen Müllheim.
Die Mutter Schott gehört zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Heidenheim und im thüringischen Jena.
Siemens Energy im Fokus
Positive Nachrichten gab es außerdem für die stark gescholtenen Aktien von Siemens Energy. Die britische Investmentbank Barclays hat Siemens Energy mit "Overweight" und einem Kursziel von 19 Euro in die Bewertung aufgenommen. Siemens Energy werde am Markt nicht angemessen gewürdigt und sei unterbewertet, schrieb Analyst Vladimir Sergievskiy in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Er bleibt generell skeptisch für Hersteller von Windkraftanlagen wie die Tochter Siemens Gamesa, aber ein 50-prozentiger Kursverfall in den zurückliegenden drei Monaten sei nicht gerechtfertigt
Mit Material von dpa-afx und Reuters