Neue Zinssorgen drücken Aktien in Deutschland und den USA runter. Der DAX und die Wall Street befinden sich im Crash-Modus. Außerdem im Fokus: die Aktien von Schott Pharma, ASML, Eckert & Ziegler und Verbio
Die Stimmung an Europas Börsen bleibt angeschlagen. Nach dem schwachen Wochenstart gab der DAX am Dienstag in der Spitze um knapp ein Prozent auf 15.264 Punkte nach. Der EuroStoxx50 rutschte um bis zu 1,3 Prozent auf 4115 Zähler ab. Beide Börsenbarometer lagen damit auf ihrem tiefsten Stand seit sechs Monaten. "Die Börsen müssen sich auf hohe Zinsen für längere Zeit einstellen", begründete Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets die Risikoscheu der Anleger. Auch an den US-Börsen lagen die Futures vorbörslich im Minus. Vor dem bald endenden Haushaltsjahr in den USA fangen die Anleger an, sich Gedanken um einen möglichen Regierungsstillstand zu machen. Sollten sich das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus und der von den Demokraten geführte Senat nicht einigen, droht dieses Szenario zum vierten Mal innerhalb eines Jahrzehnts.
Auch die Wall Street ist weiter unter Druck:
Die Aussicht auf anhaltend hohe Zinsen hat den US-Aktienmärkten am Dienstag zugesetzt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte gegen 17 Uhr deutscher Zeit 0,8 Prozent tiefer, der breiter gefasste S&P 500 1,0 Prozent und der Index der Technologiebörse Nasdaq100 gab um 1,1 Prozent ab.
Die Anleger hätten weiterhin mit den Aussichten einer anhaltenden restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft zu kämpfen, sagten Börsianer. "Es herrscht so viel Unsicherheit am Markt", sagte Chris Giamo, Finanzexperte bei der TD Bank. Die Kursrichtung werde maßgeblich von dem Zinsthema bestimmt. Das zeigte sich erneut auch am Anleihemarkt: die Rendite der US-Papiere mit zehn Jahren Laufzeit stieg auf bis zu 4,566 Prozent und damit auf ein 16-Jahres-Hoch. Anleger spekulieren auf höhere Zinssätze für einen längeren Zeitraum und trennen sich deshalb von Staatspapieren - im Gegenzug zieht die Rendite an.
Hinzu kommen angesichts des bald endenden Haushaltsjahres Sorgen um einen möglichen Regierungsstillstand. Sollten sich das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus und der von den Demokraten geführte Senat nicht einigen, droht dieses Szenario zum vierten Mal innerhalb eines Jahrzehnts.
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Das drückt den DAX weiter nach unten
Eine toxische Mischung aus Zins- und Wachstumssorgen belastet derzeit den deutschen Aktienmarkt. Zudem ist das Chartbild des Dax deutlich eingetrübt mit dem Bruch der Unterstützungen der vergangenen Monate und dem Rutsch unter die viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinien, welche die langfristigen Trends beschreiben.
Dass es sich damit nur um eine Falle für die potenziellen Verkäufer handelt und die Schwächephase schnell wieder beendet wird, sei eher unwahrscheinlich, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Marktes. Falls in den kommenden Tagen keine Welle an Käufen mit einem starken Aufwärtsimpuls startet, könnte es seiner Auffassung nach mit einer Bodenbildung schwer werden.
Vor allem drei Faktoren beeinflussen Stanzl zufolge den Aktienmarkt derzeit negativ: Die chinesische Wirtschaftsflaute samt drohender Immobilienkrise, die Delle in der heimischen Konjunktur samt Sorgen um den Immobilien- und damit auch den Bankensektor sowie die so zügig gestiegenen Renditen am US-Rentenmarkt. Denn hohe Zinsen erhöhen die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien.
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Aktien von Schott Pharma im Fokus
Beim Börsengang des Herstellers von Pharmaverpackungen Schott Pharma werden die Aktien voraussichtlich in der Mitte der Preisspanne ausgegeben. Die begleitenden Banken teilten den Investoren mit, die Preisspanne auf 26,50 bis 27 Euro verengt zu haben. Offiziell liegt die Spanne weiterhin von 24,50 bis 28,50 Euro. Die Aktien können noch bis Mittwochmittag gezeichnet werden, für Donnerstag ist die Erstnotiz in Frankfurt geplant. Innerhalb der verengten Spanne kann die Muttergesellschaft Schott AG mit einem Erlös von 918 bis 935 Millionen Euro rechnen. Schott Pharma wird mit rund vier Milliarden Euro bewertet.
Aktien von ASML im Fokus
Aktien von ASML sind am Dienstag im frühen Handel unter Druck gekommen. Zuletzt verlor das Technologieschwergewicht als einer der schwächeren EuroStoxx-Werte 1,6 Prozent an Wert. Die Aktie setzte damit den Abwärtstrend der vergangenen Wochen fort und bewegte sich weiter in Richtung der Tiefs vom Jahreswechsel, die im Bereich von 500 Euro liegen.
Die Aktie folgte damit den Vorgaben des Branchenunternehmens ASM International, dessen Anteile um über zwei Prozent sanken. Jefferies Analyst Janardan Menon hatte neue Geschäftsziele von ASMI für das Jahr 2025 als enttäuschend bezeichnet. Er räumte allerdings ein, dass der Halbleiterausrüster traditionell konservativ prognostiziere. Das gelte um so mehr im aktuell schwierigen Umfeld der Halbleiterindustrie. Strukturell gestalteten sich die Aussichten unterdessen vorteilhaft.
Aktien von Eckert & Ziegler im Fokus
Die Nase vorn im SDax hatten die Papiere von Eckert & Ziegler, die um 8,5 Prozent in die Höhe schnellten. Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern sicherte sich einen Großauftrag aus den USA. Dabei geht es um die Lieferung von trägerfreiem Lutetium-177 an die US-Firma Point Biopharma.
Aktien von Verbio im Fokus
Hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie gesunkene Absatzpreise haben den Biokrafthersteller Verbio im vergangenen Geschäftsjahr stark belastet. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei in den zwölf Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als die Hälfte auf rund 240 Millionen Euro gefallen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag in Leipzig mit. Damit fiel das operative Ergebnis genauso hoch aus, wie der Konzern zuletzt mit der im April gesenkten Prognose in Aussicht gestellt hatte. Analysten hatten allerdings im Schnitt mit einem etwas besseren Ergebnis gerechnet. Enttäuschend fällt auch der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr aus. 2023/24 peilt Verbio einen operativen Gewinn von 200 bis 250 Millionen Euro an. Die fünf von Bloomberg erfassten Experten haben bisher im Schnitt ein Ebitda von etwas mehr als 280 Millionen Euro auf dem Zettel. Die Aktien fielen vorbörslich um knapp neun Prozent.
Mit Material von dpa-afx und Reuters
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