Nach den rasanten Kursanstiegen der vergangenen Tage lässt es der DAX heute etwas ruhiger angehen. Doch die Wall Street befindet sich im Bullenmodus. Zudem stehen die Aktien von Commerzbank und Deutsche Telekom, sowie die Kryptowährungen im Fokus.

Zum Abschluss der voraussichtlich besten Börsenwoche seit mehr als drei Monaten haben es Aktienanleger am Freitag ruhiger angehen lassen. Der DAX stagnierte am frühen Nachmittag bei 16.133 Punkten, während der EuroStoxx50 ein knappes halbes Prozent auf 4409 Zähler zulegte. Im Vergleich zur Vorwoche lagen sie damit aber gut drei beziehungsweise rund vier Prozent im Plus.

Gewinnsprünge der Großbanken JPMorgan und Wells Fargo haben Anleger am Freitag zum Einstieg in den US-Aktienmarkt ermuntert. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq 100 und S&P 500 stiegen zur Eröffnung um jeweils etwa ein halbes Prozent. Dabei markierten die beiden Letzteren  den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr.

Der überraschend deutliche Rückgang der US-Inflation sei weiterhin der Hauptgrund für die positive Grundstimmung, sagte Anlagestrategin Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia. Denn zusammen mit dem anhaltend robusten Arbeitsmarkt deute dies auf eine "sanfte Landung" der weltgrößten Volkswirtschaft hin. "Wir sind aber weiterhin der Ansicht, dass die USA wegen der vergangenen und voraussichtlich noch kommenden Zinserhöhungen im weiteren Verlauf des Jahres in eine Rezession rutschen werden."

DAX (WKN: 846900)

Banken im Fokus der Börse

Bewegen könnten den DAX aber heute noch die Banken. So läuten am Mittag mit JPMorgan, der Citigroup und Wells Fargo drei US-Großbanken inoffiziell die Saison der Quartalsberichte in den USA mit ihren Geschäftszahlen ein.

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Freitag

Am Freitagmittag befinden sich die Aktien von Deutsche Telekom (+1,20 Prozent), Deutsche Börse (+1,32 Prozent) und Siemens Healthineers (+1,52 Prozent) an der Spitze des DAX. 

Am anderen Ende verlieren Brenntag (-3,50 Prozent), Siemens Energy (-1,72 Prozent) und BASF (-1,88 Prozent) am meisten.

Auftakt der US-Bilanzsaison

Viele Anleger blickten vorerst aber nicht so weit in die Zukunft: "Die Zinssorgen abgeschüttelt, konzentrieren sich die Anleger nun auf die heute startende Berichtssaison in den USA", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Die drei großen Banken JPMorgan, Wells Fargo und die Citigroup machen wie immer den Anfang."

JPMorgan verdoppelte nach der Übernahme der angeschlagenen Regionalbank First Republic den Quartalsgewinn nahezu. Wells Fargo hob nach einem Anstieg des Überschusses um 57 Prozent die Gesamtjahresziele an. Es sei schwierig, bei JPMorgan ein Haar in der Suppe zu finden, lobte Octavio Marenzi, Chef der Beratungsfirma Opimas. Selbst die bisherige Problemsparte Investmentbanking gebe wieder Lebenszeichen von sich. Die Aktien der beiden Geldhäuser stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu 4,3 Prozent.

Der Citigroup verhagelte dagegen das Handelsgeschäft die Bilanz. Obwohl der Umsatz um 13 Prozent und der Gewinn um 36 Prozent zurückgingen, hielten sich die Citi-Titel gut ein Prozent im Plus.

Enttäuschend lief das Geschäft auch bei Ericsson und Nokia. Die beiden Telekom-Ausrüster kämpfen mit der Konjunkturflaute. Nokia schraubte daher die Jahresziele herunter. Ericsson verbuchte im abgelaufenen Quartal einen Gewinneinbruch. Der Abwärtstrend in der Branche werde sich wohl fortsetzen, prognostizierte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies. Es sei schwer abzuschätzen, wann sich die Lage wieder bessere.

Bitcoin und Kryptowährungen springen an

Der Kurs der Digitalwährung Bitcoin ist durch weitere Spekulationen über die mögliche Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds auf den höchsten Stand seit einem Jahr gestiegen. Der Kurs der ältesten und nach Marktwert größten Kryptoanlage legte am späten Donnerstagvormittag zeitweise bis auf über 31 500 US-Dollar zu. Dies ist der höchste Stand seit Juni 2022. Am Morgen war die Digitalwährung bei 30 400 Dollar gehandelt worden.

Zudem gab es gestern Abend eine starke Krypto-Rallye, weil ein Gericht in den USA zugunsten der Kryptowährung Ripple (XRP) entschied. In dem Verfahren, das noch nicht vollständig abgeschlossen ist, geht es unter Anderem darum, ob Ripple ein Wertpapier ist oder nicht. Das Gericht entschied, Ripple ist kein Wertpapier und der Verkauf der Kryptowährung war rechtmäßig. Der Kurs schoss um rund 80 Prozent hoch und zog andere Kryptowährungen mit sich, die erst vor wenigen Wochen von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC angegangenen worden waren. Der Vorwurf der SEC: Gewisse Kryptowährungen sind Wertpapiere und der Verkauf dieser sei unzulässig gewesen. Das Gerichtsurteil von gestern Abend lässt das Gegenteil vermuten. Der gesamte Kryptomarkt legte gestern um 6,34 Prozent zu.

Der BÖRSE ONLINE Best o Krypto Index legte sogar um mehr als 12 Prozent zu.

Seit Mitte Juni hielt sich der Kurs des Bitcoin vergleichsweise stabil in der Nähe von 30 000 Dollar, nachdem die Kryptowährung zu Beginn des Jahres noch weniger als 18 000 Dollar gekostet hatte. In den vergangenen Wochen wurde die Digitalwährung durch das wachsende Interesse großer institutioneller Investoren an der Digitalwährung gestützt.

Marktbeobachter erklärten den aktuellen Kursanstieg des Bitcoin mit der Hoffnung auf die Zulassung eines börsengehandelten Bitcoin-Fonds durch den Vermögensverwalter Blackrock, einem bedeutenden Akteur aus der traditionellen Finanzbranche. Zuletzt war bekannt geworden, dass Blackrock weitere Details zum Antrag für die Zulassung eines Bitcoin-ETFs bei der amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht hat. Zuvor hatten bereits andere großen Firmen der Finanzbranche eine Genehmigung beantragt, darunter der Finanzdienstleister Fidelity Investments.

"Eine finale Zulassung wäre ein Ritterschlag für den Bitcoin", kommentierte Analyst Timo Emden von Emden Research die jüngste Entwicklung. Womöglich wären Digitalanlagen dann "endgültig im Mainstream angekommen".

Bitcoin (ISIN: CRYPT0000BTC)

Mit Material von Reuters und dpa-afx

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