Am Freitag sacken die Börsen und der DAX weiter ab. Zudem gibt es einen Rekordkursverlust bei Siemens Energy und die Aktien von Deutsche Telekom und Commerzbank stehen im Fokus.
Ein Rekordsturz bei Aktien von Siemens Energy hat die Anleger an Europas Börsen am Freitag vergrault. Der DAX rutschte um 1,6 Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief von 15.733 Punkte ab und steuerte damit auf einen Wochenverlust von 3,7 Prozent zu. Der EuroStoxx50 verlor 1,1 Prozent auf 4258 Zähler. Auch an den US-Börsen haben die Anleger wegen der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der Notenbank Fed am Freitag den Rückwärtsgang eingelegt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel um 0,7 Prozent auf 33.727 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 sackte um 0,8 Prozent auf 4345 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,3 Prozent auf 13.459 Punkte.
Nach der Streichung der Jahresprognose brachen die Aktien des Energietechnik-Konzerns Siemens Energy in der Spitze um fast 36 Prozent auf 15,02 Euro ein - nach Reuters-Berechnungen der drittgrößte Tagesverlust eines Dax-Unternehmens überhaupt. 6,3 Milliarden Euro an Börsenwert wurden dadurch vernichtet. Bei Siemens Gamesa, dem Windkraftgeschäft von Siemens Energy, gibt es offenbar tiefgreifendere Probleme als gedacht. "Gamesa wurde Anfang des Jahres komplett übernommen, erweist sich bisher aber als schwarzes Loch in der Bilanz", urteilte Analyst Jürgen Molnar von RoboMarkets. Entscheidend sei nun, ob Siemens Energy das Sorgenkind in den Griff bekomme.
Die Enttäuschung der Anleger belastete die gesamte Branche. Die Aktien des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex verloren im MDax 4,7 Prozent. Die Titel des dänischen Windturbinenbauers Vestas rutschten an der Kopenhagener Börse um mehr als fünf Prozent ab.
Siemens Energy Aktie nach Absturz im Fokus
Das Augenmerk der Anleger dürfte am Freitag aber vor allem auf Siemens Energy liegen. Bei der Tochter des Konzerns, dem Windanlagenbauer Siemens Gamesa drohen milliardenschwere Sonderbelastungen wegen hoher Ausfallraten von Windturbinen-Teilen. Siemens Energy zieht deshalb seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr zurück.
Die Aktie stürzte bereits gestern nach Schließung der Deutschen Börsen um 15 Prozent und könnte auch heute negativ eröffnen.
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Freitag: Deutsche Telekom, Siemens Energy und Commerzbank
Am Freitagnachmittag befinden sich die Aktien von MTU (+1,24 Prozent), Fresenius (+0,96 Prozent), Symrise (+1,11 Prozent) und Deutsche Telekom (+0,69 Prozent) an der Spitze des DAX.
Am anderen Ende des Index verlieren Siemens Energy (-36,53 Prozent), Commerzbank (-5,92 Prozent) und Infineon (-3,64 Prozent) deutlich.
Zinspolitik bremst Börsen aus
Neben Siemens Energy belasten auch die steigenden Zinsen in vielen Ländern den Aktienmarkt. "Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung sind wie eine Seifenblase geplatzt", sagte Christian Henke vom Broker IG. Fed-Chef Jerome Powell habe die Anleger recht unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Zudem hatten einige Notenbanken, darunter die Bank of England, die Zinsen im Kampf gegen die Inflation kräftiger als erwartet nach oben geschraubt. Investoren fürchten, dass eine zu aggressive Zinspolitik der Weltwirtschaft nachhaltig zusetzen könnte.
Bestätigt sahen sich Investoren in der Annahme durch die jüngsten Konjunkturdaten aus der Euro-Zone. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - sank im Juni überraschend deutlich auf 50,3 Punkte von 52,8 Zählern im Mai. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer hält sich damit nur ganz knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. An den Devisenmärkten fiel der Euro um 0,6 Prozent auf 1,0889 Dollar.
Mit Material von Reuters
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