Am Dienstag kann der DAX an der Börse zunächst zulegen. Doch Christine Lagarde sorgt dann mit einer Rede bezüglich Inflation und Zinsen für schlechte Stimmung. Am Nachmittag greift die Wall Street dem DAX aber unter die Arme. Zudem stehen die Aktien von Siemens Energy, Vonovia und Volkswagen im Fokus.
Anhaltende Sorgen um die globale Konjunktur haben die Anleger an den Aktienmärkten am Dienstag vorsichtig gestimmt. Der deutsche Leitindex DAX baute am Vormittag seine anfänglichen Gewinne wieder ab und notierte knapp im Minus bei 15.792 Punkten. Am Nachmittag kann die Wall Street dem DAX helfen und hievt ihn auf plus 0,2 Prozent bei 15.850 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, steigt um 0,6 Prozent auf 4304 Zählern.
Denn überraschend starke Konjunkturdaten haben die Wall Street am Dienstag ins Plus gehievt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zur Eröffnung 0,4 Prozent höher, der breiter gefasste S&P 500 rückte um 0,4 Prozent auf 4337 Zähler vor. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,6 Prozent.
Für schlechte Laune in Europa sorgte eine Rede der EZB-Chefin Christine Lagarde beim jährlichen geldpolitischen Forum im portugiesischen Sintra. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird laut Lagarde angesichts der weiterhin hohen Inflation von ihrem Straffungskurs vorerst nicht abrücken. Es sei auch unwahrscheinlich, dass die Währungshüter in naher Zukunft mit absoluter Überzeugung erklären könnten, dass die Leitzinsen ihren Höchststand erreicht haben.
Die Zinssorgen schürten neue Rezessionsängste, sagte Portfoliomanager Hani Redha vom Vermögensverwalter PineBridge. "Die Konjunkturdaten werden sich weiter verschlechtern, weil die Geldpolitik gestrafft wird, und vorübergehende Rückenwinde wie die abflauende Energiekrise und die Erholung Chinas nach der Corona-Krise dürften nur eine kurzzeitige Wirkung auf den Markt haben."
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Dienstag: Volkswagen, Siemens Energy und Vonovia
Am Dienstagnachmittag befinden sich die Aktien von Siemens Energy (+2,13 Prozent), Zalando (+1,99 Prozent) und Vonovia (+1,78 Prozent) an der Spitze des DAX.
Am anderen Ende der Leiter verlieren unter Anderem Sartorius (-4,48 Prozent), Volkswagen (-1,86 Prozent) und Infineon (-1,60 Prozent).
Aktien von Siemens Energy erneut im Fokus
Ebenfalls im Fokus sind heute wieder die Aktien von Siemens Energy. Nach dem Horrorabsturz der Aktie meldete sich am Dienstag auch Goldman Sachs zu Wort und senkte das Kursziel für den Titel auf 25,90 Euro, beließ die Einschätzung aber auf "Buy". Analyst Ajay Patel schätzte den Abverkauf für übertrieben ein und sieht eine Chance für eine Erholung, selbst wenn man den aktuellen Wert von Siemens Gamesa mit null beziffert.
Inverse Renditekurve vertieft sich
So wetteten immer mehr Bond-Anleger auf eine tiefgreifende Konjunkturabschwächung. Der viel beachtete Rendite-Abstand - im Fachjargon Spread genannt - zwischen zwei- und zehnjährigenDE10YT=RR Bundesanleihen stieg auf 0,844 Prozentpunkte und übertraf damit sein am Freitag erreichtes 31-Jahres-Hoch. Experten sprechen hier von einer "inversen Renditekurve", weil üblicherweise kürzer laufende Titel wegen des kleineren Risikos niedriger verzinst werden als Langläufer. Unter Experten gilt eine solche Entwicklung als Vorbote einer Rezession.
Auch die Ölpreise konnten ihre früheren Gewinne nicht halten. Die makroökonomische Sorgen drückten die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI um jeweils rund ein Prozent nach unten auf 73,37 beziehungsweise 68,56 Dollar (159 Liter) pro Barrel.
Mit Material von Reuters
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