Der DAX könnte den sechsten Verlusstag infolge erleiden - was drückt den Index jetzt schon wieder? Außerdem im Fokus: die Aktien von Volkswagen, Lanxess und Talanx.
Nach fünf Verlusttagen hat sich der Dax am Donnerstag zunächst leicht stabilisiert. Der deutsche Leitindex legte im frühen Handel um 0,48 Prozent auf 15 166 Punkte zu. Das Vortagestief seit März bei 15 194 Punkten bleibt aber im Fokus.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,21 Prozent auf 25 681,98 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag geringfügig im Plus.
Börse weiterhin von der Fed gedrückt
An der Wall Street hatten sich nach zwischenzeitlich deutlichen Kursverlusten im späten Handel zwar wieder Käufer gefunden. Sie suchten auf dem tiefsten Niveau der US-Indizes seit Juni ihre Chance, hieß es. Die Verunsicherung, insbesondere hinsichtlich der Zinspolitik der US-Notenbank, bleibt allerdings massiv.
Die Rendite auf US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichte einen weiteren Höhepunkt seit 2007. Zinsen sind längst wieder eine Alternative bei der Anlagesuche.
Auch in Europa könnte der Zinsgipfel noch nicht ganz erreicht sein: "Seit der Sitzung der Europäischen Zentralbank vor zwei Wochen sind die Erwartungen bezüglich weiterer Zinserhöhungen tendenziell gestiegen, obwohl die konjunkturellen Perspektiven in der Eurozone eher getrübt sind", schrieben die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Vonseiten der Währungshüter gebe es zwar keine einheitlichen Stellungnahmen. Letztlich werde ein zusätzlicher Schritt aber nicht ausgeschlossen und vor einer zu schnellen Abkehr vom restriktiven Kurs gewarnt.
Entscheidend für die Geldpolitik ist den Helaba-Experten zufolge die Frage, ob sich der Trend der tendenziell zurückgehenden Inflationsraten fortsetzt. Vor diesem Hintergrund spielten neue Preisdaten eine große Rolle.
Wie am Vormittag bekannt wurde, stieg in Spanien die Inflation im September weiter. Damit hat sich die Teuerung in dem Land den dritten Monat infolge verstärkt. Im Tagesverlauf stehen noch die vorläufigen Verbraucherpreise in Deutschland zur Veröffentlichung an, am Freitag rückt die Schnellschätzung der Teuerung im Euroraum im Fokus.
Aktien von Lanxess im Fokus
Aktien von Lanxess sind am Donnerstag dabei, Delivery Hero als schwächster MDax-Wert 2023 abzulösen. Beide haben inzwischen 39 Prozent verloren, es geht nur noch um Nachkommastellen. UBS-Expertin Priyanka Patel stellte die Anleger in ihrem Ausblick auf den Quartalsbericht auf eine mögliche Senkung der Jahresziele bei Lanxess ein.
Patel liegt mit ihren gesenkten operativen Ergebnisschätzungen (Ebitda) nun um 10 Prozent unter dem Marktkonsens. Der Ergebnisdruck halte an angesichts schwacher Volumina und begrenzter Preisoptionen. Man habe nämlich da Marktanteile eingebüßt, wo Wettwerber sich für höhere Volumina zulasten der Preise entschieden hätten. Mit ihrer Ebitda-Prognose für das Gesamtjahr liegt sie nun sogar deutlich unter dem unteren Ende der Zielspanne des Konzerns.
Aktien von Talanx im Fokus
Die Privatbank Berenberg hat Talanx von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 58 auf 69 Euro angehoben. Das Geschäftsmodell der Kernsparte Erstversicherung sei hervorragend und habe die Phase der Umstrukturierung, der Stärkung der Reserven sowie der Reorganisation erfolgreich abgeschlossen, begründete Analyst Michael Huttner seine Kaufempfehlung in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Das neue Kursziel spiegele zusätzliche Erträge aus den lateinamerikanischen Geschäften sowie die Verlagerung des Bewertungshorizonts von 2024 auf 2025 wider.
Die Aktien von Talanx gewannen daraufhin 2,2 Prozent.
Aktien von Volkswagen im Fokus
Volkswagen hat nach eigenen Angaben die IT-Störung behoben, die die Produktion in mehreren Werken seit Mittwoch lahmgelegt hatte. Die Produktion fahre nun wieder hoch, sagte ein Sprecher des Autobauers am Donnerstagmorgen der dpa.
"Die IT-Infrastrukturprobleme im Volkswagen-Netzwerk konnten im Laufe der Nacht behoben werden, das Netzwerk arbeitet wieder stabil", sagte er. "Die betroffenen Anwendungen werden aktuell wieder hochgefahren. Der weltweite Produktionsverbund läuft an, die Produktion soll planmäßig erfolgen."
Einzelne Systeme könnten "in einer Übergangsphase" aber noch beeinträchtigt sein, fügte er hinzu. Es gebe weiterhin keine Anzeichen, dass die Störung durch externe Einflüsse verursacht wurde.
Die IT-Störung hatte am Mittwoch das zentrale Netzwerk des Volkswagen-Konzerns lahmgelegt. Die Produktion in mehreren Werken stand still, darunter Wolfsburg, Zwickau, Emden und Osnabrück. Auch die Komponentenwerke in Braunschweig, Salzgitter und Kassel waren Audi betroffen. Audi meldete ebenfalls Probleme.
Laut "Handelsblatt" waren auch Autohäuser und das US-Werk in Chattanooga betroffen. Nach Angaben einer IT-Dienstleisterin, die für die Netzwerke der Unternehmen zuständig ist, handelte es sich um eine weltweite Störung. In Wolfsburg wurde ein Krisenstab eingerichtet, der die ganze Nacht über an der Lösung des Problems arbeitete.
Mit Material von dpa-afx
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