So ist der DAX am Freitag in den September gestartet. Außerdem im Fokus: die Aktien von Volkswagen und Beiersdorf.
Am ersten Handelstag im September ist es am deutschen Aktienmarkt abwärts gegangen. Nach dem mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht aus den Vereinigten Staaten stiegen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen kräftig. Der Dax legte im Gegenzug den Rückwärtsgang ein und verlor 0,67 Prozent auf 15 840,34 Punkte. Gebremst wurde der Index vor allem von den Kursverlusten der Automobilaktien. Trotz der Verluste am Freitag konnte der Dax ein Wochenplus von 1,3 Prozent einfahren. Der MDax der mittelgroßen Titel schloss am Freitag 0,02 Prozent tiefer bei 27 812,93 Zählern.
Zwar stieg die Beschäftigung in den USA im August stärker als erwartet. Beobachter machten aber auch Signale der Entspannung aus. So stieg die Arbeitslosenquote überraschend und auch bei den Löhnen und Gehältern gab es etwas Entspannung. "Die (US-Notenbank) Fed kann also im September guten Gewissens von einer weiteren Zinsanhebung absehen. Der Zinsgipfel ist erreicht", lautete das Fazit des Ökonomen Thomas Gitzel von der VP Bank.
Aktien von VW im Fokus
Nach einer Verkaufsempfehlung der UBS haben die Anleger am Freitag Volkswagen fallen gelassen. Die Aktien des Autobauers gaben in der Spitze vier Prozent auf 108,54 Euro nach und markierten damit den tiefsten Stand seit April 2020. Im Dax waren die VW-Aktien die größten Verlierer. Die Analysten der UBS stuften die Titel auf "Sell" von "Neutral" herunter und setzten das Kursziel auf 100 (135) Euro herab. Aus ihrer Sicht ist Volkswagen auf globaler Ebene am stärksten von der Konkurrenz chinesischer Autohersteller bedroht. Der Gegenwind durch die chinesischen Elektroautos werde unterschätzt, hieß es in dem Kommentar.
Neben der Herunterstufung wirkt sich laut einem Händler aber auch die Ankündigung von Elektroautobauer Tesla, die Preise für einige seiner Modelle in China und den USA zu senken, negativ auf die VW-Aktie aus. Porsche, BMW und Mercedes Benz notierten mit Abschlägen zwischen drei und 1,4 Prozent ebenfalls im Minus
Aktien von Aurubis im Fokus
Der Hamburger Kupferhersteller Aurubis geht nach eigenen Angaben davon aus, erneut Opfer von Metalldiebstahl geworden zu sein und streicht daher seine Jahresprognose. Erst im Juni war bekannt geworden, dass eine Diebesbande bei dem Unternehmen über Jahre edelmetallhaltige Zwischenprodukte gestohlen und damit Erlöse im Wert von rund 20 Millionen Euro erzielt haben soll.
Wie Aurubis am Donnerstagabend in Hamburg mitteilte, wurden bei der Überprüfung des Metallbestands "erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen festgestellt". Aufgrund dieser Indizien sei davon auszugehen, "dass das Unternehmen Gegenstand weiterer - über die im Juni 2023 veröffentlichten Fälle hinausgehender - krimineller Handlungen geworden ist". Aurubis hat nach eigenen Angaben das Landeskriminalamt eingeschaltet. Das Ausmaß des Schadens könne noch nicht sicher festgestellt werden, hieß es.
Aurubis hat nach Angaben in der Börsenpflichtmitteilung eine außerordentliche Inventur der Metallbestände gestartet. Mit dem Ergebnis werde Ende September 2023 gerechnet. Derzeit könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein Schaden im "niedrigen, dreistelligen" Millionen-Bereich entstanden sei. Der Schaden werde das Ergebnis des Geschäftsjahres 2022/23 belasten. Der Prognosekorridor für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 von 450 Millionen bis 550 Millionen Euro könne deshalb nicht gehalten werden. Am Aktienmarkt sorgten die Neuigkeiten für Unruhe bei Anlegern, die Aurubis-Aktie sackte auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion deutlich ab.
Aurubis ist nach eigenen Angaben der weltweit führende Anbieter von Nichteisenmetallen und einer der größten Kupferrecycler der Welt. Mitte Juni ließ die Hamburger Staatsanwaltschaft wegen Metalldiebstahls bei Aurubis mehr als 30 Objekte in Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hessen durchsuchen. Sechs Männer seien verhaftet worden, teilte die Staatsanwaltschaft seinerzeit mit. Die Beschuldigten und weitere, noch unbekannte Mittäter sollen in unterschiedlicher Tatbeteiligung mehrere Tonnen edelmetallhaltige Nebenprodukte der Kupferproduktion vom Firmengelände gestohlen haben.
Aktien von Beiersdorf im Fokus
Beiersdorf haben am Freitag nach einer positiven Analysten-Einschätzung ihren jüngsten Seitwärtstrend mit moderatem Zuwachs nach oben verlassen. Die Papiere des Konsumgüterherstellers erreichten mit 122,25 Euro den höchsten Kurs seit dem Zwischenhoch von Mitte Juni. Unter den Favoriten im wenig veränderten Dax gewannen sie zuletzt noch 0,6 Prozent. An ihr Rekordhoch von Anfang Mai bei 128,60 kommen sie vorerst aber nicht heran.
Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan hatte die Aktien von "Neutral" auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel von 115 auf 140 Euro angehoben. Sie bevorzugt Beiersdorf nun vor anderen Kosmetika-Herstellern, auch weil die Papiere attraktiver bewertet seien als etwa L'Oreal und es die Möglichkeit höherer Ausschüttungen an die Aktionäre gebe.
Aktien von Fielmann im Fokus
Der Optikerkonzern Fielmann erwartet nach dem Abschluss der Übernahme des US-Konkurrenten SVS Vision mehr Umsatz für das laufende Jahr. Der Außenumsatz dürfte 2023 um 13 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro steigen, teilte das Unternehmen am Freitag in Hamburg mit. Bislang hatte Fielmann hier ein Plus von sieben bis zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr angepeilt. Die Optikerkette hat die Übernahme von SVS Vision am Donnerstag vollzogen und wird das US-Unternehmen ab 1. September konsolidieren.
Beim operativen Ergebnis werde der Beitrag des US-Geschäfts im laufenden Jahr noch vernachlässigbar sein, sich aber im Jahr 2024 deutlich verbessern, erklärte Fielmann. Für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet das Unternehmen 2023 nun ein Plus von 18 Prozent auf rund 400 Millionen Euro, was am oberen Rand der bisherigen Prognose eines Wachstums von 9 bis 21 Prozent liegt. Das Vorsteuerergebnis soll ebenfalls um 18 Prozent auf über 190 Millionen Euro steigen.
Fielmann hatte Anfang Juli die Übernahme von SVS Vision sowie des kanadischen Unternehmens Eyevious Style mit seiner E-Commerce-Plattform Befitting angekündigt und damit den Sprung nach Nordamerika. Dabei wird SVS Vison den damaligen Angaben zufolge mit umgerechnet rund 105 Millionen Euro bewertet, Eyevious Style mit etwa 35 Millionen Euro - jeweils ohne Barmittel und Schulden.
Mit Material von dpa-afx und Reuters
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