War es das schon mit der DAX-Rallye oder können sich Anleger auf weitere Kursschübe freuen? Außerdem stehen die Aktien von Siemens, Zalando und BASF im Fokus
Diese Woche lief es rund für den DAX. Der deutsche Leitindex legte kräftig zu und näherte sich sogar immer mehr der 16.000-Punkte-Marke. Doch seit heute Mittag hat sich dann nicht mehr viel getan. Geht dem DAX etwa die Puste aus? Insgesamt liegt er heute dennoch rund 0,5 Prozent im Plus und steht derzeit bei 15.825 Punkten. Beim Euro Stoxx, dem europäischen Pendant, herrschte fast keine Bewegung: Er steht bei 4.309 beinahe unverändert.
Ansonsten versuchten die Anleger, die neuesten Konjunkturdaten mit Blick auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed zu deuten. „Ich denke, dass die Rally aufgrund der jüngsten Wirtschaftsdaten gerechtfertigt ist", sagte Peter Andersen, Gründer des Vermögensverwalters Andersen Capital Management in Boston. „Allerdings haben die regionalen Fed-Behörden sehr unterschiedliche Meinungen zu den Einzelheiten, was die Anleger verwirrt."
Aktien von Siemens, Zalando und BASF im Fokus
Besonders auffällig ist heute die Aktie von Siemens: Die zog bereits über sechs Prozent an und katapultierte sich damit heute an die Spitze der DAX-Performer, denn das Unternehmen hat einen Rekordgewinn vorgelegt. Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) auf vergleichbarer Basis um elf Prozent auf 77,8 Milliarden Euro, wie Siemens am Donnerstag mitteilte. Für das laufende Geschäftsjahr seien aber nur noch vier bis acht Prozent Plus zu erwarten, vor allem weil in China derzeit das Geschäft mit der Industrieautomatisierung (Digital Industries) lahmt, dem Aushängeschild von Siemens. Im Auftragseingang, der im Konzern um sieben Prozent auf 92,3 Milliarden Euro zulegte, zeigen sich Bremsspuren. Für das zweite Halbjahr hofft Siemens in China auf eine Erholung, wenn die Kunden ihre Lager geräumt haben. Ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt, erfahren Sie hier.
Zu den Verlierern zählen heute die Aktien von Zalando und BASF. Die Zalando-Aktie verlor über drei Prozent, die von BASF über zwei Prozent. Damit bilden die beiden Unternehmen die heutigen Schlusslichter im DAX.
Aktien von HelloFresh im Fokus
Wegen unerwarteter Probleme in seinem wichtigsten Einzelmarkt USA hat der Kochboxenversender HelloFresh seine Jahresziele zusammengestrichen. Sowohl Umsatz als auch operativer Gewinn dürften kleiner ausfallen als bisher erwartet, teilte das im MDax gelistete Unternehmen überraschend am Mittwochabend in Berlin mit. Das Team um Konzernchef Dominik Richter gibt sich aber optimistisch: Die Probleme sollen nur temporärer Natur sein und nicht bis ins neue Jahr andauern. Aktionäre zeigten sich dennoch unzufrieden: Auf der Handelsplattform Tradegate brach die Hellofresh-Aktie um 7,7 Prozent gegenüber dem Xetra-Schlusskurs und damit auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten ein.
Wie Hellofresh weiter mitteilte, werde der Konzernumsatz währungsbereinigt lediglich um zwei bis fünf Prozent statt um bis zu acht Prozent steigen. Ausgehend vom Vorjahreswert wären das ursprünglich rechnerisch rund 8,2 Milliarden Euro gewesen. Nach der Kappung der Prognose stehen nur noch rund 7,8 bis knapp 8,0 Milliarden Euro auf dem Zettel des Managements. Damit liegt das untere Ende der Prognose nur noch leicht über den Erwartungen von Analysten.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) dürfte jetzt nur 430 bis 470 Millionen Euro erreichen. Damit liegt das Unternehmen selbst unter der niedrigsten Analystenprognose. Bisher hatte das Management 470 bis 540 Millionen in Aussicht gestellt.
Der Konzern begründete die Entwicklung zum einen mit überraschend geringen Neukundenzahlen in wichtigen Wochen des laufenden Quartals. Nach dem Start ins neue Jahr zählen dazu etwa die Tage rund um das Erntedankfest (Thanksgiving). Üblicherweise nimmt Hellofresh im Spätsommer und zu Beginn der Herbstmonate viel Geld in die Hand, um neue Kunden auf seine Produkte aufmerksam zu machen. "Die Zahl der Aktiven Kunden im Quartal wird folglich auch etwas niedriger ausfallen als ursprünglich erwartet", warnte der Vorstand.
Doch Konzernchef Richter muss auch mit anderen Problemen zurechtkommen: In Arizona zieht sich das Hochfahren der neuen Produktionsstätte in die Länge. Hellofresh will dort Fertiggerichte seiner Marke Factor produzieren und setzt große Hoffnung in die sogenannte Ready-To-Eat-Produktlinie, die bis 2025 die größte des Unternehmens werden soll. Zudem erschweren die Wasserknappheit in dem Wüstenstaat sowie fehlendes Personal die Herstellungsprozesse. Und in Illinois dauerte die geplante Wartung einer Produktionsstätte länger als angenommen.
Die USA bilden mit Kanada das Segment Nordamerika, das im dritten Quartal zwei Drittel des Gesamtumsatzes ausgemacht hat. Der Rest verteilt sich auf die vielen kleineren Märkte im Rest der Welt, den Hellofresh im Segment International zusammenfasst. Der Geschäftsverlauf der kleineren Sparte entspreche "bis zum heutigen Tag" den Planungen, hieß es.
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Mit Material von rtr und dpa