Der DAX rauscht heute immer weiter ab. Was dahintersteckt, worauf es jetzt ankommt und warum einzelne Aktien wie Munich Re oder Rheinmetall im Fokus stehen

Keine gute Stimmung beim DAX: Der deutsche Leitindex liegt heute bereits rund 1,2 Prozent im Minus und steht bei 16.373 Punkten. Ähnlich verhält es sich beim europäischen Pendant, dem Euro Stoxx 50, der 1,3 Prozent im Minus liegt und bei 4.388 Punkten steht. 

Neu entflammte Zinsängste und Sorgen um die chinesische Konjunktur haben die Börsen am Mittwoch ins Minus gedrückt. Für lange Gesichter sorgten vor allem weitere pessimistische Aussagen von Notenbankern beim Wirtschaftsforum in Davos. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, die Zentralbank sei zwar auf einem guten Weg, die Inflation im Euro-Raum auf zwei Prozent zurückzubringen. Der Kampf gegen die Teuerung sei aber noch nicht gewonnen. Auch EZB-Ratsmitglied Klaas Knot sagte, die Finanzmärkte gingen mit ihren Erwartungen schneller Zinssenkungen zu weit. "Die Zentralbanker sagen ganz klar, dass es noch zu früh ist, um über Zinssenkungen zu sprechen", sagte Justin Onuekwusi, Chefanleger bei der Investmentfirma St. James's Place. Er zeigte sich allerdings gelassen. Die Währungshüter stemmten sich demnach lediglich den zu weit gesteckten Zinssenkungs-Erwartungen der Anleger entgegen. Die aktuellen Kursrückgänge seien daher nur eine Rückkehr zur Normalität, nachdem die übertriebene Zinseuphorie Ende 2023 zu überbewerteten Kursen geführt hätte.

DAX (WKN: 846900)

Wall Street nach Konjunkturdaten tiefer

Zinssorgen nach neuen US-Konjunkturdaten drücken die Wall Street ins Minus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zur Eröffnung am Mittwoch 0,2 Prozent schwächer bei 37.282 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,6 Prozent auf 4739 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq bröckelte um knapp ein Prozent auf 14.815 Stellen ab.

Die Einzelhändler in den USA haben ihren Umsatz vor der Jahreswende zwar kräftiger gesteigert als erwartet. Die US-Industrie verzeichnete jedoch nur einen leichten Anstieg der Produktion. Dies schürte Sorgen um den Zeitplan für die erwartete geldpolitische Lockerung der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter versuchen, mit erhöhten Zinsen die Inflation zu dämpfen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. "Die Zahlen geben der Fed Anlass zu Zweifeln an der Angemessenheit einer ersten Zinssenkung im März, die im Moment mit jeder Veröffentlichung neuer Konjunkturdaten weniger wahrscheinlich wird", sagte Stuart Cole, Chefvolkswirt des Brokerhauses Equiti Capital.

Aktien von Munich Re im Fokus

Für positive Nachrichten kann jedoch die Aktie von Munich Re sorgen: Eine Kaufempfehlung der Schweizer Bank UBS konnte der zuletzt stockenden Kursentwicklung der Munich Re am Mittwoch ein wenig Schwung verleihen. Mit einem Plus von über zwei Prozent markiert sie bei der Performance derzeit die DAX-Spitze. 

UBS-Analyst Will Hardcastle stufte die Papiere des Rückversicherers von "Neutral" auf "Buy" hoch und hob das Kursziel von 376 auf 440 Euro an. Das Jahresziel des Rückversicherers für das Nettoergebnis erscheine vernünftig und könnte bereits einen Puffer für erwartete Leitzinssenkungen beinhalten, schrieb der Experte. Er traut Munich Re in den kommenden zwei Jahren eine durchschnittliche Ergebnissteigerung je Aktie von je mehr als 13 Prozent zu. Die Aktie ist sein bevorzugter Branchentitel.

Der weltgrößte Rückversicherer hatte Mitte Dezember für 2024 einen Überschuss von etwa fünf Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das wäre eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den 4,5 Milliarden Euro, die sich Vorstandschef Joachim Wenning für 2023 vorgenommen hat.

Gleichwohl hatte das den bis dahin stark gelaufenen Aktien damals keine frischen Impulse geliefert. Kurz vor der Bekanntgabe des Gewinnziels für 2024 war der Kurs bis auf ein Rekordhoch knapp über 400 Euro gestiegen. Treiber des starken Laufs waren steigende Rückversicherungspreise sowie die Leitzinserhöhungen großer Notenbanken. Höhere Zinsen sind in der Regel positiv für Versicherer und deren Kapitalanlagen.

Nach dem Rekordhoch hatten dann Spekulationen über womöglich schon baldige Leitzinssenkungen in den USA und in der Eurozone auf den Kurs gedrückt. Jüngst dämpften Notenbanker aber diese Spekulationen. Seit dem Rücksetzer Mitte Dezember pendelt der Munich-Re-Kurs denn auch zwischen rund 374 und etwa 385 Euro.

Von der derzeitigen Unsicherheit am Markt konnte außerdem die Aktie von Rheinmetall, die mit einem Plus von über einem Prozent knapp hinter der Munich Re im DAX heute steht, profitieren.

Munich Re (WKN: 843002)

Auch für die Zalando-Aktie sah es heute nicht gerade gut aus. Mit einem Minus von über fünf Prozent markiert sie derzeit das Schlusslicht bei der Performance im DAX. Mehr dazu lesen Sie hier

Mit Material von dpa-afx und Reuters

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