Der DAX fällt heute Mittag rapide unter die 15.000 Marke. Und da verharrt er auch am Abend. Das sind die Hintergründe. Zudem stehen die Zahlen von Netflix und die kommende Zinserhöhung im Fokus.
Wieder erwachte Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten haben am Donnerstag Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt ausgelöst. Die 15 000-Punkte-Marke im DAX ist damit wieder in Gefahr. Am Nachmittag fiel der deutsche Leitindex bereits darunter und gab um 1,80 Prozent auf 14 907,97 Punkte nach. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 2,39 Prozent auf 28 130,85 Punkte abwärts.
Die Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen in den USA vom Vortag hätten die Sorgen vor einer Schrumpfung der weltgrößten Volkswirtschaft zurückgebracht, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Da sich zugleich auch der Anstieg der Erzeugerpreise im Dezember überraschend stark abgeschwächt habe, dürfte sich laut Stanzl die US-Notenbank Fed zwar darin bestätigt sehen, das Tempo ihrer Zinserhöhungen Anfang Februar zu verringern, "aber eben nicht ihre geldpolitische Straffung auszusetzen, da der Arbeitsmarkt eng bleibt". Zudem exportierte Japans Wirtschaft das erste Mal seit sieben Monaten weniger Güter nach China. "Das schürt ebenfalls die Befürchtungen einer weiteren Verlangsamung der globalen Wirtschaft", so Stanzl.
Nachdem das deutsche Börsenbarometer allerdings seit Jahresbeginn bereits um neun Prozent zugelegt habe, sei es Zeit für eine Verschnaufpause und eine gesunde Konsolidierung, bleibt Martin Utschneider, charttechnischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel, optimistisch. "Und solange die 15 000-Punkte-Marke hält, geht in einer Konsolidierung auch nichts kaputt", ergänzte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Wichtig wird daher der Schlussstand im DAX an diesem Tag.
Bei den Unternehmen richten Börsianer ihren Blick auf den Quartalsbericht vom US-Streamingdienst Netflix, der als ein erster Stimmungstest für die Technologiebranche in der laufenden Bilanzsaison gilt. Analystenprognosen zufolge gewann Netflix Ende 2022 nur 4,5 Millionen Nutzer hinzu. Das wäre der niedrigste Wert für ein viertes Quartal seit acht Jahren. Auch die deutsche Softwarefirma Suse und der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble legen Quartalszahlen vor.
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Donnerstag
Am Mittag notieren lediglich 4 Aktien im DAX leicht im Plus. Neben Beiersdorf sind dies RWE, E.ON und Hannover Rück.
Auf der anderen Seite des DAX verlieren die Aktien von Continental mit minus 3,96 Prozent am meisten, gefolgt von Deutsche Post mit minus 2,95 Prozent und adidas mit 2,80 Prozent.
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Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0818 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0839 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,09 Prozent am Vortag auf 2,03 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,36 Prozent auf 127,62 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,50 Prozent auf 139,51 Punkte
Schwache US-Börsen
Rezessionsängste haben die US-Börsen am Donnerstag erneut ins Minus gedrückt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 notierten zur Eröffnung jeweils rund ein halbes Prozent tiefer bei 33.118 beziehungsweise 3909 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor genauso viel auf 10.897 Zähler.
Die neuesten Daten zum Wohnungsbaugeschäft und Arbeitsmarkt in den USA fielen robuster als erwartet aus. Dabei hatten die Anleger gehofft, dass eine sich abkühlende Wirtschaft die US-Notenbank Fed zu kleineren Zinsschritten veranlasst. "Gleichzeitig sehen die Konzernergebnisse schwach aus und deuten auf eine Rezession hin", sagte Sam Stovall, Chefanlagestratege beim Forschungsunternehmen CFRA in New York. "Es wird erwartet, dass die Firmengewinne im vierten Quartal 2022 sowie in den ersten beiden Quartalen 2023 sinken werden."
(Mit Material von Reuters und dpa-Afx)