Öl- und Goldminenaktien sind im Vergleich zum S&P 500 Index so unterbewertet wie fast noch nie. Warum sich das bald ändern dürfte und Warren Buffett bereits einsteigt.
Dieser Chart hat es in sich: Abgesehen von drei Perioden, nämlich 1929, den späten 1960er-Jahren und den späten 1990er-Jahren, waren Rohstoffe im Vergleich zum US-Aktienindex Dow Jones in den vergangenen 100 Jahren noch nie so unterbewertet wie aktuell. In jedem dieser drei Fälle, als S&P GSCI unter 50 fiel, folgte ein exorbitanter Bullenmarkt bei den Rohstoffen (siehe Grafik unten). Für Anleger aktuell also eine historische Kaufgelegenheit.
Exorbitanter Bullenmarkt für Öl- und Goldminenaktien voraus?
Auch Zoltan Pozsar ist optimistisch. Der Staranalyst, der unter anderem für die Federal Reserve Bank of New York und das US-Finanzministerium arbeitete, trifft für Anleger gleich eine Vorauswahl:
„Rohstoffanleger sollten vor allem drei Arten von Gold kaufen: gelbes, schwarzes und weißes. Gelbes Gold sind Goldbarren. Schwarzes Gold ist Öl. Und weißes Gold ist Lithium für die Batterien der E-Autos.“ Lithium haben wir bereits in BÖRSE ONLINE Ausgabe 28/23 ausführlich analysiert. Es folgen also Öl und Gold.
Bullenmarkt für Ölaktien?
Aktuell liegt die Marktkapitalisierung der Ölaktien mit gut vier Prozent des Werts aller 500 S&P-Aktien im langfristigen Vergleich immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Doch das könnte sich bald ändern. Smart Money hat sich bereits positioniert: Zum einen haben Commercial Traders, die am Terminmarkt in der Regel richtig disponieren, ihre Short-Position auf den niedrigsten Stand seit 2016 zurückgefahren (siehe Grafik unten). Von 2016 auf 2018 hat sich dann der Ölpreis mehr als verdoppelt. Zum anderen hat auch Warren Buffett zugeschlagen. Nach diversen Aufstockungen haben die beiden Ölgiganten Occidental Petroleum und Chevron ein Gewicht von fast zehn Prozent im Berkshire-Hathaway-Depot des Orakels von Omaha.
Hintergrund: Fossile Energien machen immer noch fast 90 Prozent des globalen Energieverbrauchs aus, und ihr Anteil fällt nur langsam. Nachdem hier in den vergangenen Jahren extrem wenig in neue Vorkommen investiert wurde, dürfte das Angebot-Nachfrage-Verhältnis zu stark steigenden Preisen führen. Die OPEC+ zumindest strebt mindestens 100 Dollar je Barrel an — und tut einiges dafür. Als Folge der Produktionskürzung in Saudi-Arabien und Russland sowie den abnehmenden Aktivitäten sowohl bei US-Öl als auch US-Gasbohrungen (siehe Chart) steht der Weltölmarkt vor einer deutlichen Unterversorgung. Buffett sagt es voraus: Ölaktien sollten profitieren, und sie zählen zudem zu den Titeln mit den höchsten Dividendenrenditen.
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Auch Potenzial bei Goldminen-Aktien
Ein ähnliches, wenn nicht sogar noch größeres Aufwärtspotenzial bietet sich bei Gold. Wie der Chart verdeutlicht, ist Gold im Vergleich zu US-Aktien extrem unterbewertet (siehe Grafik unten). Das langfristige Gold-S&P-500-Verhältnis steht bei 1,66, aktuell beträgt es aber lediglich 0,49. Basierend auf den früheren Gegentrendrallys, könnte sich Gold (bei unverändertem S&P 500) mehr als verdreifachen, wenn das Verhältnis auch nur seinen 123-Jahres-Durchschnitt wieder erreicht.
Zudem lohnt sich ein Blick auf die relative Bewertung von Minenaktien im Vergleich zu Gold — gemessen am Vergleich Goldminenaktien-Index (HUI) zu Gold. Das HUI-Gold-Verhältnis zeigt, dass Goldaktien gerade einmal mit der Hälfte ihres langjährigen Durchschnitts bewertet werden. Zu Unrecht: Mit 27 Prozent weist innerhalb des Rohstoffsektors keine andere Branche höhere Margen auf als die Edelmetallproduzenten. Steigt der Goldpreis, haben sie also mehr als doppeltes Aufholpotenzial, denn im Umfeld von Bullenmärkten neigen Goldminenaktien dazu, mit einem Aufschlag zu Gold zu handeln.
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