Es ist die ultimative Vermögensversicherung und erreicht Rekord auf Rekord. Doch wie hoch sollte der optimale Edelmetallanteil im Depot sein?

Ein vierter Platz kann Teilnehmer eines Olympia-Finales in Verzweiflung stürzen. Man denke nur an die deutsche Weltmeisterin im Finale von Paris über 100 Meter Schmetterling, Angelina Köhler. Wer Gold als Geldanlage promotet, dürfte ganz froh sein, wenn das Edelmetall unter den beliebtesten Geldanlagen in Deutschland Rang 4 holt nach Tagesgeldkonten/Sparbüchern, Festgeld und Fonds/ETFs. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Deutsche Börse Commodities (Xetra-Gold). Fast jeder zweite Deutsche kann sich generell vorstellen, in Gold zu investieren, so die Umfrage.

Balance Ein Anteil von 14 bis 18 Prozent bringt die beste Wertsteigerung

Wichtiger Wertanker. Gut vorstellbar, dass es künftig mehr werden, eilt das Edelmetall doch von Rekord zu Rekord und ist in diesem Jahr gegen einen Korb aus neun wichtigen Währungen schon um mehr als ein Fünftel gestiegen. „Gold ist ein wichtiger Wertanker in einer zunehmend komplexen und fragilen Welt. Dies gilt nicht nur für Notenbanken, sondern auch für Privatinvestoren“, hält die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch fest. „In den vergangenen Jahrzehnten sind praktisch alle Krisen mit der gleichen Therapie bekämpft worden — mehr Geld. Wann immer es ernsthaft kriselte, pumpten die Notenbanken Liquidität in den Markt und schnürten die Staaten Hilfspakete.“ Daran werde sich auch künftig nichts ändern, so die Experten. Die Zentralbanken weltweit machen es Privatanlegern vor und decken sich mit Gold ein wie noch nie — allein die türkische Notenbank hat im ersten Halbjahr bereits 45 Tonnen Gold gekauft. Andere große Erwerber wie China wollen sich vor allem vom US-Dollar unabhängiger machen.

Nächstes Preisziel: 2800 Dollar. Dass Gold in einer von (Handels-)Kriegen und Spannungen geplagten Welt eine wichtige Versicherung für jeden Anleger ist, betonen immer mehr Finanzhäuser und heben ihre Kursziele an. Etwa Goldman Sachs, das ein Ziel von 2700 Dollar für Anfang 2025 ausgibt — auch weil die US-Notenbank im September ihren Zinssenkungszyklus gestartet hat und das Edelmetall, das keine laufenden Erträge bietet, relativ an Attraktivität gewinnt. Es könnten laut Goldman Sachs noch mal 15 Prozent mehr werden, also über 3000 Dollar, wenn die Ängste um die US-Verschuldung überhand nehmen. Die DZ Bank hob ihr Goldziel für den Sommer 2025 auf 2800 Dollar an.

So hoch sollte der Goldanteil im Portfolio sein

Die wichtige Frage für Anleger: Wie hoch sollte der Goldanteil im Depot ausfallen? Eine Umfrage der US-Finanzplattform ARC vom August zeigt, dass 75 Prozent der Finanzmanager kaum oder gar kein Gold in ihren Port folios haben. Laut einer Studie der Bank of America investieren 71 Prozent der US-Berater weniger als ein Prozent ihrer Portfolios in das Edelmetall. Das ließ die Gold-Fans von Incrementum, die die wichtigste Studie zu Edelmetall schreiben („In Gold we trust“), nicht ruhen — sie werteten einschlägige Studien aus.

Harald Lohre und Pim van Vliet betonen in einer Analyse, dass es das Abwärtsrisiko eines Portfolios erheblich reduzieren könne, wenn Gold einbezogen wird. Für Anleger mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren geben sie eine optimale Goldallokation von etwa 13 Prozent an. „Eine Studie von SPDR unterstützt diese Erkenntnisse und zeigt, dass die Hinzufügung von Gold zu einem Portfolio die Sharpe-Ratio verbessert, Risikokennzahlen wie Standardabweichung und maximalen Verlust re- duziert und gleichzeitig höhere Renditen erzielt“, fasst Incrementum zusammen. Die SPDR-ETFs legt State Street Global Advisors auf. Die Sharpe-Ratio zeigt, wie gut die Rendite einer Anlage im Vergleich zu ihrem eingegangenen Risiko ist. Je höher die Kennzahl, desto besser.

Auch das ETF-Haus Wisdomtree führte 2022 eine Studie zu Gold und seiner optimalen Allokation durch, nachdem in jenem Jahr die Aktien deutlich und Anleihen teils sogar noch stärker gefallen waren. Eine Simulation mit 20 000 Szenarien über verschiedene Zehn-Jahres-Zeiträume ergab, „dass eine Goldallokation von 16 bis 19 Prozent in einem Portfolio die risikoadjustierten Erträge maximiert“, schreibt Incrementum.

Sicherer Hafen. Eine wichtige Unterscheidung ist die von Safe-Haven-Gold (physisches Gold) und Performance-Gold (Silber sowie Goldminen- und Silberminenaktien). Die Edelmetallspezialisten von Sprott empfehlen für ein diversifiziertes Portfolio zehn bis 15 Prozent Goldanteil, davon zehn Prozent in physischem Gold und bis zu fünf Prozent in riskanteren Edelmetall-Investments. Minen scheinen derzeit interessant, liegt doch der HUI-Goldminen-Index lediglich „zehn Prozent über dem Niveau vom August 2016 — als Gold nur 1300 US-Dollar pro Unze kostete“, sagt Adam Rozencwajg, Geschäftsführer und Rohstoffexperte beim Assetmanager Goehring & Rozencwajg. „Inzwischen wird erwartet, dass sich der Gewinn pro Aktie des HUI in diesem Jahr im Vergleich zu 2016 vervierfachen wird.“ Goldminen seien derzeit historisch günstig.

Incrementum blieb bei diesen Studien jedoch nicht stehen, sondern hat selbst für den Zeitraum 1970 bis 2024 mit Monatsdaten analysiert, was es bringt, einem Aktien- und Anleihedepot Gold beizumischen. Basis waren die Total-Return-Indizes des S & P 500 und der zehnjährigen US-Staatsanleihen sowie Gold. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Integration von Gold die Sharpe-Ratio positiv beeinflusst, wobei die optimale Allokation zwischen 14 und 18 Prozent liegt.“ Die Fachleute fügen hinzu, dass es sinnvoll sei, den Anteil von Gold in einem gut strukturierten Portfolio möglicherweise bis auf eine Quote von 25 Prozent zu erweitern — „als strategischen Schutzwall“, um von den „einzigartigen Schutzqualitäten von Gold in Zeiten wirtschaft licher Turbulenzen zu profitieren.

Diese Schutzqualitäten würden Anleger noch brauchen — etwa weil die Schulden auch in Europa weiter steigen. „Da die Belastungen der Staatshaus - halte in den kommenden Jahren weiter steigen werden (Verteidigung, Renten, Klimawandel), ist es schwer vorstellbar, dass die Staatsschuldenquoten wieder sinken werden“, warnen die Experten von Flossbach von Storch.

Das Erstarken populistischer Parteien in vielen Ländern der Eurozone dürfte außerdem die Ausgabendisziplin insgesamt (noch) weiter schwächen. „Populismus, egal ob von links oder von rechts, führt fast zwangs läufig zu steigenden Haushaltsdefiziten und Staatsschulden.“ Und in den USA? Dort werden die Staatsschulden neue Höchststände erklimmen. „Das alles spricht für eine fortgesetzte Abwertung der Papiergeldwährungen gegenüber Gold“, so die Flossbach-von-Storch-Fachleute.

Sicher investieren. Wer einen Goldanteil ins Depot nehmen oder diesen ausweiten will, findet in der Tabelle zwei Investments für Safe-Haven-Gold. Beides sind leicht handelbare, steueroptimierte Zertifikate mit Auslieferungsanspruch für hinterlegtes Gold im Wert des Investments. Ferner nennen wir einen aktiv gemanagten Fonds für Goldminen und einen auf kleine Gold förderer spezialisierten ETF als Performance-Gold.

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe 11 von €uro. Diese finden Sie hier

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