So überraschend reagiert der DAX auf die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Gibt es jetzt einen Kursrutsch bei europäischen Aktien? Außerdem im Fokus der Anleger: Die Aktien der Commerzbank und von Evotec nach den jeweils gemeldeten Quartalszahlen.
Erstaunlich gelassen ist am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch die Reaktion auf einen voraussichtlich neuen US-Präsidenten Donald Trump ausgefallen. Der DAX legte im frühen Xetra-Handel um ein halbes Prozent auf 19.355 Punkte zu.
Der Republikaner Trump hat sich bei der Präsidentschaftswahl in den USA laut Prognosen von Fernsehsendern den wichtigen Swing State Pennsylvania gesichert. Trump erklärte sich bereits zum Sieger der Wahl. Zuvor hatte er die Swing States North Carolina und Georgia für sich entschieden und sich damit einen entscheidenden Vorsprung vor seiner Kontrahentin Kamala Harris verschafft.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg am Mittwochmorgen um 0,4 Prozent auf 26.674 Punkte. Auch der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone eröffnete 0,4 Prozent höher.
Aktien von Commerzbank im Fokus
Die Commerzbank will ihre Anteilseigner im Abwehrkampf gegen die italienische Unicredit weiterhin mit der Aussicht auf einen Rekordgewinn bei der Stange halten. Zwar verdiente der Dax-Konzern im dritten Quartal etwas weniger als ein Jahr zuvor, im Gesamtjahr 2024 sieht sich der Vorstand dennoch auf Kurs zu einem Überschuss von rund 2,4 Milliarden Euro.
"Wir sind überzeugt, dass wir den Gewinn in diesem Jahr erneut steigern können", bekräftigte Konzernchefin Bettina Orlopp, die zum 1. Oktober auf den Chefposten befördert worden war. 2023 hatte die Commerzbank etwas mehr als 2,2 Milliarden Euro verdient. Ohne eine Milliardenbelastung bei der polnischen Tochter mBank hätte es jedoch deutlich mehr sein können.
"Das Kundengeschäft hat sich im dritten Quartal sehr gut entwickelt. Erfreulich ist vor allem das Wachstum des Provisionsüberschusses", bilanzierte Orlopp. Unter dem Strich verdiente das Frankfurter Institut im Zeitraum Juli bis einschließlich September mit 642 Millionen Euro gut sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, allerdings mehr als von Analysten erwartet. Weil es in den Quartalen zuvor besser lief, steht nach neun Monaten eine Gewinnsteigerung um etwas mehr als fünf Prozent zum Vorjahreszeitraum auf gut 1,9 Milliarden Euro in der Zwischenbilanz.
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten am Morgen zunächst mit Kursverlusten quittiert: Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate verlor die Commerzbank-Aktie knapp ein Prozent an Wert.
Beim Zins- und Provisionsüberschuss erwartet die Commerzbank im Gesamtjahr nun mehr als bislang. Der Zinsüberschuss soll statt rund 8,1 Milliarden Euro nun rund 8,2 Milliarden Euro erreichen. 2023 war der Wert dank der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) auf rund 8,4 Milliarden Euro geschnellt. Mittlerweile sind die Zinsen wieder gesunken und der Rückenwind für Geldhäuser hat etwas nachgelassen. Den Provisionsüberschuss (2023: rund 3,4 Mrd Euro) will der Vorstand um mehr als fünf Prozent steigern, bisher war ein Wachstum von vier Prozent angepeilt.
Unicredit war Anfang September im großen Stil eingestiegen
Die italienische Großbank Unicredit hatte Anfang September den Teilausstieg des Bundes genutzt und war im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Inklusive Finanzinstrumenten sicherte sich das Institut 21 Prozent der Anteile. Zudem beantragte die Bank die Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent aufzustocken. Unicredit-Chef Andrea Orcel hat eine Übernahme der Commerzbank als Option bezeichnet.
Im dritten Quartal bewies die Unicredit ihre Stärke und verdiente mehr als erwartet. Orcel hob abermals seine Ziele für das laufende Jahr an und rechnet nun mit einem Jahresgewinn von mehr als neun Milliarden Euro. Diese Marke will der Manager auch in den beiden kommenden Jahren übertreffen. Die Unicredit wird am Kapitalmarkt nach einem jahrelangen Höhenflug der Aktie mit rund 70 Milliarden Euro bewertet, die Commerzbank kommt auf knapp 20 Milliarden Euro.
Commerzbank plant weiteren Aktienrückkauf
Die Commerzbank ihrerseits will die Laune ihrer Anteilseigner zusätzlich mit einem weiteren Aktienrückkauf heben. Der Frankfurter Konzern will dafür in einer ersten Tranche rund 600 Millionen Euro ausgeben. Die Genehmigung einer zweiten Tranche in Höhe von bis zu 400 Millionen Euro hat die Bank, deren größter Anteilseigner derzeit der deutsche Staat ist, bei der EZB und der Finanzagentur des Bundes beantragt.
Für dieses Geschäftsjahr strebt die Commerzbank an, mindestens 70 Prozent des Konzerngewinns an ihre Aktionärinnen und Aktionäre zurückzugeben - jedoch nicht mehr als das Konzernergebnis nach Abzug der Zinszahlungen für eigenkapitalähnliche sogenannte AT1-Papiere. Der Aktienrückkauf soll nach der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal beginnen und spätestens Mitte Februar 2025 abgeschlossen sein.
Aktien von Evotec im Fokus
Die Aktien von Evotec sind nach der Rally der vergangenen Handelstage am Mittwoch infolge der Vorlage von Quartalszahlen abgerutscht. Im Tradegate-Handel brach der Kurs um fast 14 Prozent ein und fiel so wieder in Richtung der 7-Euro-Marke von vor dem Wochenende. Evotec berichtete Neunmonatszahlen, die laut einem Händler beim operativen Gewinn (Ebitda) die Erwartung verfehlten. Der bestätigte Ausblick sei auf dieser Grundlage wohl schwierig zu erreichen. Am Montag und Dienstag waren die Aktien in der Summe um 19 Prozent hochgeschnellt. Weite Teile davon dürften jetzt wieder verfliegen.
Mit Material von dpa-afx
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