Genährt wurden diese Spekulationen vom überraschend starken Anstieg der US-Teuerung. "Steigende Preise sind zwar eindeutig ein weltweites Phänomen und die US-Notenbank Fed wird die Zinsen wohl früher anheben müssen, als sie bislang andeutet", schrieben die Analysten der ING Bank. Solch ein Schritt stehe aber nicht unmittelbar bevor. Die Kurse an den Terminmärkten signalisieren, dass Investoren für Ende 2022 mit einer ersten US-Zinserhöhung rechnen. Die Fed hingegen peilt erst für Anfang 2024 eine Anhebung an.

Auch diesseits des Atlantik erwarten Anleger eine vorzeitige Straffung der Geldpolitik. Daher trennten sie sich von Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Zwei-Jahres-Hoch von minus 0,096 Prozent. Ihre italienischen Pendants rentierten mit plus 1,049 Prozent so hoch wie zuletzt vor acht Monaten.

ELON MUSK LÖST AUSVERKAUF BEI BITCOIN & CO AUS


Unterdessen verschreckte Elon Musk mit einer Kehrtwende Kryptowährungsanleger. Seine Firma Tesla will vorerst keine Bitcoin mehr als Zahlungsmittel für Elektro-Fahrzeuge akzeptieren. Als Grund nannte er den hohen Energiebedarf für die Verschlüsselung und Validierung der Transaktionen. Das sei ein herber Rückschlag, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Gut möglich, dass weitere Unternehmen ebenfalls umdenken werden."

Der Kurs der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise fiel zeitweise um mehr als 17 Prozent auf 45.000 Dollar. Andere Kryptowährungen wie Ethereum oder Ripple verbuchten ebenfalls zweistellige prozentuale Kursverluste.

In ihrem Sog brachen auch Werte aus dem Kryptowährungssektor und die Aktien von Unternehmen ein, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen. So fielen die Papiere von Coinbase, Riot, Marathon und Coinbase im vorbörslichen US-Geschäft jeweils etwa acht Prozent.

Die Titel der deutschen Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, büßten sieben Prozent ein. Die Papiere der Softwarefirma MicroStrategy, die Milliarden in Bitcoin investiert hat, gaben ähnlich stark nach.

ÖL UND KUPFER UNTER DRUCK


Abwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um zwei Prozent auf 67,98 Dollar je Barrel (159 Liter). Die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus im wichtigen Abnehmerland Indien und in Südostasien schüre die Furcht vor einem Nachfrage-Rückgang, schrieben die Analysten des Brokerhauses PVM Oil Associates. Das sei aber nur ein vorübergehendes Phänomen. In der zweiten Jahreshälfte könne mit einer kräftigen Erholung gerechnet werden.

Der Kupferpreis litt Börsianern zufolge neben den Inflationssorgen unter Spekulationen auf eine geringere Nachfrage aus China. Das Industriemetall gab knapp zwei Prozent auf 10.260 Dollar je Tonne nach.

BT ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN


Am europäischen Aktienmarkt gehörte BT mit einem Kursminus von sechs Prozent zu den Verlierern. Der Reingewinn des größten britischen Mobilfunkers und Internetanbieters sei leicht und der Ausblick für den freien Cash Flow 2022 deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Die ehrgeizigeren Ziele für den Ausbau des Glasfaser-Netzes bedeuten höhere Investitionen als bislang gedacht."

Lange Gesichter gab es auch beim Börsendebütanten Alphaware. Die Aktien der kanadische Chipfirma fielen in London auf bis zu 310,85 Pence. Das ist ein Minus von rund 24 Prozent zum Ausgabepreis von 410 Pence. Das Emissionsvolumen lag bei umgerechnet 994 Millionen Euro. Alphaware habe das Pech, in einer Woche mit starken Kursausschlägen an die Börse gegangen zu sein, sagte Finanzmarkt-Experte Russ Mould vom Brokerhaus AJ Bell.

rtr