(neu: Kursentwicklung im 1. Absatz und weiterer Analystenkommentar im 5. Absatz)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Verzicht von Thyssenkrupp
Der Industriekonzern wird sein Stahlgeschäft nicht an den britischen Konkurrenten Liberty Steel veräußern. Die Gespräche scheiterten an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Der Ruhrkonzern will die Stahlaktivitäten nun vorerst aus eigener Kraft entwickeln. Damit rücken zwei Optionen in den Vordergrund: Neben der Fortführung unter dem eigenen Dach stand zuletzt auch eine mögliche Abspaltung zur Debatte.
"Das ist keine Überraschung", kommentierte Analyst Christian Obst von der Baader Bank zur Absage an einen Verkauf an Liberty Steel. Kurzfristig könne die Entscheidungen einige Investoren zwar enttäuschen, die sie als Indiz für ein Nachlassen des Konzernumbaus deuten könnten. In der sich bessernden Marktlage könne der Schritt aber durchaus sinnvoll sein, zumal sich die Fortschritte beim Konzernumbau vorteilhaft auch auf die Stahlaktivitäten auswirken dürften.
Er habe einen Verkauf an Liberty Steel ohnehin nicht als besonders sinnvoll erachtet, fügte Obst hinzu. Plausibler sei eine mittelfristige Abspaltung des Stahlgeschäfts. "Auf sich allein gestellt, könnte Steel Europe viel flexibler mit anderen kooperieren, vor allem mit Blick auf den Übergang zur Produktion von 'grünem Stahl'", schrieb der Experte.
Analyst Luke Nelson von JPMorgan wies indes darauf hin, dass die Essener im Rahmen der "Strategie 20-30" erst einmal viel Geld in die Hand nehmen müssten. Auszahlen dürften sich diese Investitionen bis Mitte des Jahrzehnts wohl nur begrenzt. Zudem habe Steel Europe hohe Pensionsverpflichtungen, die die Barmittel belasteten.
Die Kursverluste der Thyssenkrupp-Aktie am Donnerstag dürften zum Teil auch der starken Erholung in den vergangenen Monaten geschuldet sein. Allein seit Anfang November waren sie um zwei Drittel nach oben geschnellt und zuletzt an der Marke von 12 Euro gescheitert./bek/he
Quelle: dpa-Afx