(neu: Aktienkurs im 1. Absatz aktualisiert und weitere Branchenwerte aufgeführt)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die "volle Unterstützung" des Aufsichtsrats von Volkswagen
Top-Manager Diess setzte sich im jüngsten Machtkampf um die Führung des Autobauers in Teilen durch. Eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrags vermied der Aufsichtsrat aber. Die Kontrolleure sprachen Diess bei einer Sondersitzung am Montagabend ihre Unterstützung aus. Von der angeblich gewünschten frühzeitigen Weiterverpflichtung, mit der Diess einige Mitglieder des Gremiums irritiert haben soll, war aber in der Erklärung des Konzerns nicht die Rede. Die Zusammenarbeit werde fortgesetzt, hieß es mit Verweis auf die Leistungen und Erfolge des Vorstandschefs.
Analyst Arndt Ellinghorst vom Investmenthaus Bernstein nahm die Rückendeckung des Kontrollgremiums für Diess zum Anlass, von seiner Verkaufsempfehlung für VW-Aktien abzurücken. "Wir begrüßen das Bekenntnis des Aufsichtsrats für den Chef Herbert Diess sehr", schrieb der Automobilexperte. Die Stärkung des Konzernmanagements bedeute zumindest ein vorläufiges Ende der ausufernden Spannungen zwischen dem Management und wichtigen Interessengruppen. Diese Spannungen und das damit verbundene Ausbleiben von Effizienzsteigerungen seien die wesentlichen Gründe für seine Verkaufsempfehlung gewesen.
Ähnlich äußerte sich George Galliers von Goldman Sachs. Der Plan, die Fixkosten bis 2023 um 5 Prozent zu senken, deute auf zusätzliche Sparbemühungen hin, schrieb er. Zwar visiere im Vergleich etwa Mercedes mit über 20 Prozent bis 2025 mehr an, allerdings habe VW schon einige laufende Sparprogramme. Die Trennung der Vorstandsfunktionen Einkauf und Komponente erlaube es dem neuen Beschaffungschef, sich auf die angestrebte Senkung der Materialkosten um 7 Prozent in den kommenden beiden Jahren zu konzentrieren. Ein Befreiungsschlag dürfte der Kursgewinn der VW-Aktien aber noch nicht sein. Erst bei Notierungen über 157 Euro würde sich die charttechnische Lage verbessern. Auf diesem Niveau liegen die Höchstkurse der vergangenen Monate. Seit Mai pendeln die Papiere um die Marke von 140 Euro ohne eine klare Richtung. Der europäische Automobilsektor hat sich seit dem Corona-bedingten Crash-Tief von Mitte März verdoppelt und die VW-Aktien damit weit hinter sich gelassen./bek/men/fba/mis
Quelle: dpa-Afx