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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aussichten auf einen lukrativen Börsengang der Tochter Qualtrics haben die SAP-Aktien
Gesprächsthema Nummer eins war unter Börsianern am Vormittag die überraschende Ankündigung, die Anfang vergangenes Jahr übernommene US-Cloudfirma Qualtrics in New York an die Börse bringen zu wollen. Die auf Marktforschungsdaten zum Kundenverhalten spezialisierte Tochter wächst weiter schnell. SAP will aber Mehrheitsaktionär an dem Geschäft bleiben und es mit mehr Kapital ausstatten.
Beobachter werteten die Entscheidung überwiegend positiv. Zwar könne die Stimmung für Börsengänge im Technologiesektor in den USA gegenwärtig besser sein, merkte etwa ein Händler an. Das dürfte sich allerdings voraussichtlich wieder zum Guten ändern. Eine höhere Bewertung der Beteiligung mittels eines Börsengangs dürfte sich jedenfalls nicht negativ auf den SAP-Kurs auswirken.
Für den Experten Andreas Wolf vom Analysehaus Warburg Research deutet der angepeilte Börsengang darauf hin, dass das Umsatzwachstum von Qualtrics unter dem Schirm von SAP gehemmt wurde. Die Ankündigung könnte nun zwar einige Fragezeichen in Bezug auf die Fortschritte der Walldorfer bei der Integration ihrer Tochtergesellschaften aufwerfen; insgesamt jedoch seien die Perspektiven für SAP weiter günstig.
Der Fachmann Julian Serafini vom Analysehaus Jefferies allerdings stellte die Frage, wie stark Qualtrics denn nun in den SAP-Konzern integriert werden soll. Qualtrics könne das Wachstumspotenzial nur dann voll ausschöpfen, wenn die Beteiligung auch mit anderen Software-Unternehmen kooperiere oder ihre Produkte in deren Produkte integriere. Diese wiederum könnten jedoch mit SAP in einem Konkurrenzverhältnis stehen.
Dass es derweil im zweiten Quartal überraschend gut gelaufen war für die Walldorfer, hatte das Dax-Schwergewicht schon vor zweieinhalb Wochen mit Zahlen zu Umsatz und operativem Gewinn gezeigt. Aber auch unterm Strich blieb deutlich mehr übrig als vor einem Jahr, wie SAP nun bei der Bekanntgabe der endgültigen Jahreszahlen mitteilte. Erfreulich für die Anleger war am Montag auch, dass Finanzchef Luka Mucic den für dieses Jahr erwarteten Mittelzufluss nun etwas optimistischer einschätzt.
In der Corona-Pandemie war SAP auf die Kostenbremse getreten. Im ersten Quartal waren die so lukrativen Lizenzverkäufe so stark weggebrochen, dass die Walldorfer sogar die Finanzprognosen senken mussten. Mit dem Kursverfall an den Börsen waren die Anteilsscheine von SAP zwischenzeitlich bis auf gut 82 Euro eingebrochen. Dies war der tiefste Stand seit März 2018 gewesen.
Seit dem coronabedingte Zwischentief Mitte März dieses Jahres haben sich die SAP-Aktien peu a peu erholt. Bereits Ende Juni hatten die Papiere die schwere Kursscharte ausgewetzt. SAP ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 171 Milliarden Euro aktuell Deutschlands mit Abstand wertvollster börsennotierter Konzern. Der US-Rivale Salesforce bring es auf umgerechnet rund 146 Milliarden Euro./la/bek/mis
Quelle: dpa-Afx