(neu: Börsianer-Stimmen, im Plus nach frühen Schwankungen)
NEW YORK (dpa-AFX) - Eine überraschend gute Entwicklung der Zuschauerzahlen hat die Anteilseigner von Netflix
Dank Serienhits wie "Stranger Things" schnitt Netflix im zweiten Quartal nicht so schlecht ab wie befürchtet. Die Zahl der bezahlten Nutzerkonten ging zwar um 970 000 zurück, das Unternehmen selbst hatte aber mit einem Verlust von zwei Millionen Abos gerechnet. Am Markt hieß es, Netflix habe damit ein "Worst-Case-Szenario" vermieden. "Nach dem Verlust von mehr als einer Million Kunden im ersten Halbjahr lautet die Botschaft an die Anleger: Es hätte schlimmer kommen können", sagten Börsianer.
Netflix habe insgesamt die sehr geringen Erwartungen übertroffen und bei der Konferenz zu den Zahlen zudem optimistischer geklungen als nach dem ersten Quartal, betonte Andrew Uerkwitz vom Analysehaus Jefferies. Allerdings habe der Umsatz unter dem starken US-Dollar gelitten und liege knapp unter der Konsensschätzung.
Der Ausblick auf das laufende Quartal bleibt verhalten: Netflix erwartet zwar mit rund einer Million neuen Nutzern wieder Wachstum, bleibt damit aber hinter den Erwartungen zurück. So hatte etwa Goldman-Experte Eric Sheridan mit einem Plus von 2,3 Millionen Nutzern gerechnet und John Hodulik von der schweizerischen UBS mit 1,2 Millionen. Im Gegensatz zum vergangenen Quartal sei das aber immerhin ein Wachstum, wenngleich ein sehr bescheidenes, schrieb sein Kollege Doug Anmuth von der Bank JPMorgan.
Wichtiger seien zudem der besser als erwartet ausgefallene Jahresausblick für den Barmittelzufluss (FCF) und die Initiativen für eine günstigere Version des eigenen Streaming-Dienstes mit Werbeclips sowie die Verhinderung der Mehrfachnutzung von Accounts, so Anmuth weiter. Erfolge mit diesen beiden Initiativen hält auch Goldman-Experte Sheridan für entscheidend für eine langfristig wieder bessere Aktienkursentwicklung. Das Unternehmen werde weiter daran gemessen werden, ob es ihm gelinge, der zunehmenden Konkurrenz standzuhalten.
Netflix-Manager wichen in einem Videointerview Fragen dazu aus, wie hoch aus ihrer Sicht der Anteil der Nutzer in der günstigeren Variante mit Werbung werden könnte. Diese werde Zeit brauchen, um sich zu etablieren, glaubt UBS-Analyst Hodulik. Wegen der Wachstumsinitiativen und des gestiegenen Drucks durch den starken Dollar sowie Umbaumaßnahmen des Konzerns dürften zudem die operativen Margen bis ins kommende Jahr hinein stagnieren.
Netflix war jahrelang ein Liebling der Anleger. Die Aktien des Streaming-Vorreiters, die lange Zeit auch von der Corona-Pandemie beflügelt wurden, erreichten im November 2021 ein Rekordhoch von gut 700 Dollar. Gegen Ende vergangenen Jahres begann der Kurs dann im Zuge einer allgemeinen Schwäche der stark gestiegenen Tech-Werte zu bröckeln. Anfang 2022 brach der Netflix-Kurs nach einem enttäuschenden Abonnentenausblick regelrecht ein.
Im April folgte der nächste herbe Rückschlag: Für Netflix war das Auftaktquartal das erste Jahresviertel mit Kundenschwund seit mehr als zehn Jahren gewesen. Seit Jahresbeginn steht derzeit ein Kursrückgang um fast zwei Drittel zu Buche. Nach den Kursverlusten der vergangenen Monate bringt Netflix aktuell etwas mehr als 90 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage. In der Spitze waren es im November mehr 311 Milliarden gewesen.
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Quelle: dpa-Afx