FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup ist der Geduldsfaden der Anleger von Bayer am Donnerstag einmal mehr gespannt worden. Nachdem der zuständige Richter Vince Chhabria einem Vergleichsentwurf zum Umgang mit künftigen Klagen seine Zustimmung verweigerte, sackten die Papiere der Leverkusener zweitweise um mehr als 5 Prozent auf 52,07 Euro. Sie bleiben damit nach der jüngsten Zwischenerholung letztlich auf dem richtungslosen Schaukelkurs der vergangenen Monate.
Der Versuch, einen endgültigen Schlussstrich unter den Glyphosat-Rechtsstreit in den USA zu ziehen, sei damit nun vorerst gescheitert, kommentierten die Marktbeobachter der Bernecker-Börsenbriefe. Bei einem weiteren Kursrückschlag böte sich jedoch spätestens bei 50 Euro eine Einstiegschance.
Bayer wollte künftigen Streitigkeiten gegen Zahlung von zwei Milliarden US-Dollar (gut 1,6 Mrd Euro) aus dem Weg gehen - eine Lösung, die Richter Chhabria vorläufig nicht genehmigte. Eine Überraschung ist dies allerdings nicht, nachdem er sich bereits zuvor skeptisch äußerte.
Bayer will nach der erneuten Schlappe nun einen anderen, eigenen Weg beschreiten. So lasse der Beschluss von Chhabria "keinen anderen Schluss zu, als dass das Gericht den Lösungsmechanismus nicht ohne weitere erhebliche Änderungen genehmigen wird", sagte Konzernchef Werner Baumann bei einer Telefonkonferenz mit Analysten und Journalisten. "Diese Änderungen sind nicht im Interesse von Bayer." Am geplanten Kostenrahmen von zwei Milliarden Dollar soll sich aber erst einmal nichts ändern. Die entsprechenden Rückstellungen bleiben in ihrer Höhe bestehen.
Goldman-Sachs-Analyst Keyur Parekh sieht die Aktien weiter im Zwiespalt. Einerseits belaste die Unsicherheit um den Rechtsstreit, andererseits gebe es aber auch Spielraum für die Konzernziele angesichts anhaltend starker Agrarmärkte. In Summe bleibt er bei seiner Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 74 Euro./ag/mis
Quelle: dpa-Afx