FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit der Aktie von Compleo Charging
Der Kurs des Dortmunder Unternehmens hat sich seit dem Rekordtief kurz vor Weihnachten mittlerweile mehr als versechsfacht. Damals war die Aktie wegen des eingeleiteten Insolvenzverfahrens zunächst ein sogenannter Pennystock geworden - also eine Aktie mit einem Wert unter einem Euro. Zu Spitzenzeiten im Spätsommer 2021 waren zeitweise noch Kurse von über 100 Euro für die Aktien bezahlt worden. Damals hatte Compleo als Gewinner der E-Mobilität gegolten.
Kurz vor Weihnachten war das Insolvenzverfahren mit einem Antrag eingeleitet worden. Dennoch hatte Compleo vom Energieversorger SachsenEnergie kürzlich einen Großauftrag zur Lieferung von Ladestationen erhalten. Der Rahmenvertrag mit dem Kunden läuft bis Ende 2025 und umfasst ein Kontraktvolumen von über zwei Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit.
Die Erholung dürfte auch mit Spekulationen um die Zukunft von Compleo in Zusammenhang stehen. Die Automobilwoche etwa berichtete Anfang Januar, es liefen Gespräche mit Investoren. Laut dem Bericht, der mittlerweile einige Wochen alt ist, sollen auch zwei Autozulieferer interessiert sein. Im Dezember sollen bereits Gespräche über einen Einstieg mit dem Autozulieferer ZF Friedrichshafen und dem Mechatronik-Unternehmen Kostal geführt worden sein.
"Neben dem Softwaregeschäft verfügt Compleo wahrscheinlich über einige Vermögenswerte, die sich in den Händen von Eigentümern, die entweder besser finanziert sind oder über eine wettbewerbsfähige Produktion verfügen, als sehr wertvoll erweisen könnten", hatte der Warburg-Experte Stefan August direkt nach dem Bekanntwerden des Insolvenzantrags gesagt. Er verwies dabei zum Beispiel auf Patente. Er hatte zugleich aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Prozess für Anleger gut ausgeht, für eher gering eingeschätzt.
Wenige Tage vor Weihnachten hatte der Antrag auf das Insolvenzverfahren die Aktie an einem einzigen Tag um 86 Prozent einbrechen lassen. Am Tag vor Heiligabend war dann bekannt geworden, dass das Amtsgericht Dortmund das vorläufige Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über das Vermögen der Compleo Charging Solutions AG sowie der Compleo Charging Technologies GmbH angeordnet hat.
Damit bewahrheitete sich die Sorge des Warburg-Experten Augustin, der mehrfach vor Finanzrisiken gewarnt und daher im September zum Verkauf der Aktien geraten hatte. Compleo gingen die Mittel aus und Verhandlungen mit möglichen Investoren sowie einigen Anteilseignern etwa über eine Brückenfinanzierung seien gescheitert, hatte Analystin Yasmin Steilen von der Berenberg Bank nach dem Antrag analysiert. Seither halten sich beide Experten mit weiteren Aussagen zurück./tih/ag/jha/
Quelle: dpa-Afx