FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Aroundtown
Mit dem Kursrutsch zur Wochenmitte fielen die Anteilsscheine von Aroundtown zudem klar an das Ende des MDax
Aroundtown bekam auch im ersten Halbjahr die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. Vor allem Mietausfälle bei Hotel-Immobilien drückten auf den Gewinn. Viele Hotels mussten im Zuge der Lockdowns zur Bekämpfung der Pandemie schließen oder konnten nur eingeschränkt wirtschaften.
Analyst Tim Leckie von der US-Bank JPMorgan wies darauf hin, dass der operative Gewinn hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Grund hierfür seien umfangreichere Verkäufe der Immobiliengesellschaft als angenommen. "Aroundtown bleibt klar im Verkaufsmodus", stellte der Fachmann klar.
Der Experte Bart Gysens von der US-Bank Morgan Stanley ergänzte, dass bei Aroundtown die meisten Renditetreiber in den letzten Jahren an Kraft verloren hätten oder sich in Zukunft sogar in das Gegenteil verkehren könnten. Der Fachmann nannte als Beispiele das Mietwachstum, die durch höhere Auslastungen erzielbaren Gewinne oder die Steigerung der Marktwerte.
Zuletzt hat das anhaltende Niedrigzinsumfeld dafür gesorgt, dass auf der Suche nach auskömmlichen Erträgen viel Geld in Sachwerte wie Immobilien geflossen ist. In diesem sehr dynamischen, von teils deutlichen Preisanstiegen geprägtem Umfeld gingen die Renditeerwartungen von Immobilienkäufern zurück, während im Gegenzug die Marktwerte stiegen und sich damit ein Stück weit von der Entwicklung der Mietpreise entkoppelten.
Dieses Phänomen der sogenannten "Yield Compression" aber könnte nun zunehmend verblassen, wenn die tonangebende US-Notenbank angesichts der gesamtwirtschaftlichen Belebung ihre Geldpolitik früher straffen sollte als erwartet. Dann würden im Zuge steigender Kapitalmarktzinsen festverzinsliche Wertpapiere in den westlichen Industrieländern tendenziell wieder attraktiver werden.
Die nun von Aroundtown getätigten Aktienrückkäufe würden diese negativen Effekte wohl aus Anlegersicht nicht vollständig kompensieren können, fuhr Gysens fort. Das Geld für die Rückkäufe stammt aus dem Verkauf von Immobilien.
Etwas optimistischer äußerte sich Analyst John Klein von der Privatbank Berenberg. Die Halbjahreszahlen hätten seine Schätzungen insgesamt leicht überboten. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist trenne sich derweil weiter von nicht zum Kernbestand zählenden Liegenschaften. Zudem erscheine ihm das Finanzprofil des Unternehmens konservativ.
Die Aktien von Aroundtown hatten nach demBörsengang im Jahr 2015 erst einmal keine großen Sprünge gemacht, doch ab August 2017 war es mit den Kursen deutlich nach oben gegangen. Im Februar 2020 kletterten die Papiere auf das Rekordhoch bei 8,88 Euro, doch dann gerieten die Anteilsscheine in den Sog des Markteinbruchs im Zuge der Corona-Krise. Sie brachen innerhalb weniger Wochen massiv ein und sackten Mitte März 2020 auf das Rekordtief von 2,88 Euro ab.
Seitdem verlief die Erholung holprig und das unmittelbar vor der Eskalation der Corona-Krise an den Finanzmärkten Ende Februar 2020 erreichte rekordhohe Kursniveau liegt noch in weiter Ferne./la/mne/mis
Quelle: dpa-Afx