FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Grenke
Grenke ist in den Fokus der "Financial Intelligence Unit" (FIU) geraten, wie aus einer Antwort Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der finanzpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus, hervorgeht. Diese liegt der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vor, zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet. Die FIU hat demnach acht Verdachtsfälle identifiziert. Ob es einen Zusammenhang mit den Vorwürfen des britischen Analysehauses Viceroy Research gebe, könne "gegenwärtig noch nicht abschließend beantwortet werden", hieß es von der Bundesregierung weiter.
Zugleich gab es auch erste Eckdaten zum dritten Quartal zu verarbeiten. Grenke hat demnach in den vergangenen drei Monaten etwas mehr Neugeschäft gemacht als erwartet. Dies dürfte am Morgen den Druck von der angeschlagenen Aktie genommen haben. Die Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky sprach in Zeiten der Viruskrise von einem guten Zeichen. Wegen den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie liegt der Wert aber nach wie vor deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.
Letztlich dreht sich bei der Aktie derzeit aber alles um die Vorwürfe und die damit verbundene Attacke des Leerverkäufers Fraser Perring, der hinter Viceroy steht. Ein Börsianer fürchtet, dass die Anleger schnell wieder in den Panikmodus schalten könnten, auch wenn die Neugeschäftszahlen der Aktie ein Stück weit helfen. Der Bericht über die laufenden Ermittlungen des FIU könnte seinen Teil dazu beitragen.
Andere Marktteilnehmer verwiesen darauf, dass sich das Management in der Krise weiter zuversichtlich zeigt, dass die Vorwürfe aus der Welt geschafft werden können. Konzernchefin Leminsky sagte mit Blick auf die gute Neugeschäftstendenz: "Gerade vor dem Hintergrund der Shortseller-Attacke, mit der wir uns aktuell konfrontiert sehen, verleiht uns das Auftrieb und wir werden weiterhin alles daransetzen, die unberechtigten Anschuldigungen zu entkräften."
Mitte September hatten die Vorwürfe von Viceroy der Aktie einen schweren Schlag versetzt, Anleger zogen dabei offenbar überstürzte Parallelen zum jüngsten Niedergang von Wirecard. In der ersten September-Hälfte wurden die Papiere noch über 55 Euro gehandelt, wenige Tage danach hatten sie dann im Tief bei knapp 24 Euro mehr als die Hälfte an Wert verloren, konnten sich dann aber zumindest wieder etwas erholen. Der Börsenwert Grenkes sank infolge der Attacke um rund eine Milliarde Euro auf zuletzt knapp 1,5 Milliarden Euro./tih/ag/tav
Quelle: dpa-Afx