FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine sehr starke Umsatzentwicklung im ersten Quartal erwartet Henkel - doch wie geht es dann weiter? Diese Frage hat in den Aktien des Konsumgüter- und Klebstoffherstellers am Gründonnerstag für eine Berg- und Talfahrt gesorgt. Nach einem Kurssprung über 97 Euro ging es rasch abwärts bis auf 94,50 Euro. Gegen Mittag dann lagen die Anteilsscheine im freundlichen Gesamtmarkt mit 0,5 Prozent im Minus bei 95,40 Euro. Das erst vor zwei Tagen erreichte Zwischenhoch bei 97,88 Euro, das den höchsten Stand seit Ende 2018 markierte, ist somit erst einmal wieder in die Ferne gerückt. Das Rekordhoch bei knapp unter 130 Euro aus dem Juni 2017 erst recht.
Analysten äußerten sich zwar positiv über die von Henkel avisierte starke Umsatzentwicklung zum Jahresauftakt und hoben deshalb sogar zum Teil ihre Kursziele an. Zugleich aber herrscht bei einigen Skepsis über den weiteren Jahresverlauf.
So lobte Analyst Guillaume Delmas von der Schweizer Großbank UBS etwa die starke Gewinndynamik, betonte aber deren Kurzfristigkeit: Es gebe "Spielraum für weiteres Ergebnispotenzial innerhalb der nächsten paar Monate", schrieb er. Ab der zweiten Jahreshälfte lasse sich die Gewinnentwicklung dann aber nicht mehr allzu gut vorhersagen.
Und Oliver Nicolai von Goldman Sachs, der ebenso wie Delmas von einem guten Start ins Jahr 2021 sprach und wie dieser sein Kursziel moderat anhob, verwies darauf, dass der starke Quartalsverlauf zumindest teilweise bereits im Aktienkurs enthalten sein dürfte. Ein "Plus von 18 Prozent in einem Monat", von Ende Februar aus betrachtet bis Ende März, mache die Henkel-Aktie zum "besten Performer" über die gesamte Konsumgütersparte der EU hinweg. "Das könnte zu einer Kurspause führen nach dem starken Lauf."
Optimistischer dagegen sind die Analysten von Jefferies und JPMorgan. Auch wenn Henkel trotz des guten Jahresauftakts den Ausblick auf 2021 nicht aktualisiert habe, rechnet JPMorgan-Expertin Celine Pannuti mit steigenden Markterwartungen für die Marge im Klebstoffgeschäft und die Jahresgewinne. 3 bis 4 Prozent Aufwärtspotenzial für die Ergebnisse seien durchaus drin.
Jefferies-Experte Martin Deboo will die vollständige Bilanz am 6. Mai abwarten, um mehr über das erste Quartal und die weitere Geschäftsentwicklung zu erfahren. "Wir haben stets damit gerechnet, dass 2021 holprig für Henkel werden dürfte, vor allem für die Sparte Klebstoffe", schrieb Deboo. Auf ein starkes erstes Halbjahr der größten Konzernsparte dürfte ein deutlich ruhigeres und leicht rückläufiges zweites folgen. "Daher könnte es sein, dass Henkel seine Weihnachtsbescherung schon früh im Jahr erhalten hat." Sein Instinkt sage aber Nein angesichts ähnlich starker Resultate des US-Klebstoffherstellers H.B. Fuller
Quelle: dpa-Afx